Review: #1.04 Der schwarze Schwan
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Na bitte, da ist er ja! Schon einige Zeit vor dem Start von "FlashForward" war bekannt, dass Dominic Monaghan zum Cast gehören würde, doch in den ersten drei Episoden glänzte der ehemalige "Lost"-Mime durch Abwesenheit. Nun, in den letzten Minuten dieser vierten Folge ist er das erste Mal in der Rolle des Simon zu sehen.
Viel erfahren wir über Simon noch nicht, nur die winzige Kleinigkeit, dass er die Schuld für ein globales Unglück, das die Menschheit für immer verändert hat, auf sich nimmt. Simon ruft Lloyd an und reagiert auf dessen fehlende Gesprächsbereitschaft mit dem Argument, dass sie als Verursacher des weltweiten Blackouts doch wohl guten Grund hätten, ein bisschen zu plaudern. Das könnte Simon und Lloyd natürlich zu den neuen Oberschurken der Serie machen, tut es aber nicht. Zumindest von Lloyd haben wir schon genug gesehen, um ihn ein bisschen einschätzen zu können, und er macht den Eindruck eines besorgten, nachdenklichen Menschen, der versucht, sich in seine Vaterrolle hineinzufinden. Meine erste Vermutung, was Lloyds und Simons Rolle bei dem Blackout betrifft, geht daher eher in die Richtung einer ungewollten Mittäterschaft. In der Geschichte hat es schon viele Menschen gegeben, die Forschungen betrieben und Erfindungen gemacht haben, die dann von anderen Personen zur Entwicklung gefährlicher Waffen, Gifte oder sonstigen unheilvollen Erzeugnissen verwendet wurden.
Vorstellbar ist aber auch, dass Simon und Lloyd nur glauben, für den Blackout verantwortlich zu sein, es aber gar nicht sind. An diesem einen Tag, als plötzlich alle (nach bisherigem Erkenntnisstand bis auf zwei) Menschen ohnmächtig wurden, gab es auf der Welt sicher die einen oder anderen klugen Köpfe, die gerade mit einem brisanten Experiment beschäftigt waren und sich nun ernsthaft fragen, ob sie für den Blackout verantwortlich sind. Natürlich darf dabei nicht übersehen werden, dass es den Charakter Lloyd Simcoe auch im Roman gibt und er darin tatsächlich ungewollt durch ein Experiment den Blackout verursacht hat, allerdings unterscheidet sich der Serien-Lloyd doch in sehr vielen Punkten von der gleichnamigen Romanfigur.
Trotz Simons erstem Auftritt und der daraus resultierenden Wendung, hat diese Episode jedoch alles in allem enttäuscht und stellt den bisherigen Tiefpunkt der jungen Serie dar. Mark und Demetri lassen sich von einer Terrorverdächtigen zu einem sinnlosen Trip verleiten, der dem Zuschauer nur Tatsachen vor Augen führt, die längst bekannt sind, nämlich erstens, dass Demetri wegen seiner vorhergesehenen Ermordung ziemlich durch den Wind ist, und zweitens, dass die Lösungen aller Rätsel nur über Mark laufen. Sein Flashforward und die daraus resultierenden Spuren sind entscheidend. Wenn Demetri plötzlich mit eigenen Hinweisen aus dubioser Quelle kommt, können die nur ins absolute Nichts laufen. Dass diese dubiose Quelle, die Terrorverdächtige Alda Hertzog, wirklich handfeste Informationen zu dem Blackout zu bieten hat, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, zumindest würde dies nicht viel Sinn ergeben. Als der Blackout einsetzte, war sie mit ihren Komplizen im Auto unterwegs. Wie viele Millionen andere Leute auch, die plötzlich für 137 Sekunden bewusstlos wurden, sind die Terrorverdächtigen daraufhin verunglückt; Aldas Komplizen wurden allesamt getötet. Wenn Alda also schon vorher von dem Blackout wusste, hätte sie genau zu diesem Zeitpunkt sicher nicht in einem fahrenden Auto gesessen.
Die Storyline um Olivias und Bryces Patienten Ned bietet im Grunde nichts anderes als den ersten Flashforward of the Week. Schließlich sind die Hauptcharaktere nicht die einzigen Menschen auf der Welt, die interessante und brisante Flashforwards hatten. Auf den ersten Blick erscheint die Zukunftsvision von Ned recht bizarr, hat sich der hellhäutige Busfahrer doch als zukünftiger Afroamerikaner gesehen. Wenn man allerdings ein paar Sekündchen darüber nachdenkt, ist eigentlich ziemlich offensichtlich, dass er an einer Krankheit leiden muss, die zu einer Veränderung der Hautpigmentierung führt, zumal sich Ned wegen Schmerzen im Krankenhaus befindet. Von daher hielten sich die Spannung und der Überraschungseffekt in Grenzen. Olivia weiß nun, nachdem sich Neds Flashforward als wahr herausgestellt hat, dass sie ihren eigenen Blick in die Zukunft als Frau/Freundin von Lloyd ernst nehmen muss, allerdings hat sie das auch schon vorher getan, sonst würde sie Lloyd nicht so krampfhaft aus dem Weg gehen.
Bryce hat mir in dieser Episode viel besser gefallen als zuletzt. Nach den Eindrücken dieser Folge scheint er sich weniger zu einem phrasendreschenden Laienprediger zu entwickeln, als eher zu jemandem, der fest an den Wahrheitsgehalt der Flashforwards glaubt und diese Einstellung auch, gegen alle Widrigkeit, vertritt. Das finde ich gar nicht schlecht. Apropos Prediger. In dieser Folge tritt auch erstmals ein offizieller Vertreter der christlichen Kirche auf – und erweist sich als so hilfreich wie ein Regenschirm in der Wüste. Nicole, deren Abwesenheit in den letzten beiden Episoden bereits Besorgnis und Neugier hervorrief, sucht wegen ihres Flashforwards Rat bei einem Pfarrer, der sie aber nur mit einer Telefonnummer und einem albernen T-Shirt abspeist. Offensichtlich ist dieser Mann nur Priester geworden, weil er so gerne am Weihrauch schnüffelt. Die Autoren entledigen sich hier in ziemlich plumper und klischeehafter Manier, zumindest vorerst, der geistlichen Komponente und stempeln die Kirche als absolut keine Option für Hilfe und nützliche Ideen ab. Das hätte man auch intelligenter und origineller lösen können.
Mysterien-Schnipsel
- Nicoles Flashforward ist das nächste Puzzlestück im komplizierten Gefüge. Ihr Blick in die Zukunft zeigt, wie ein Mann sie ertränkt, und das scheinbar deshalb, weil Nicole vorher etwas Schlimmes getan hat. Vielleicht trägt Nicole eine Mitschuld an etwas, das Charlie widerfährt, oder sie hat mit Demetris Ermordung zu tun.
- Die CIA weigert sich, dem FBI Informationen über das zu geben, was 1991 in Somalia geschehen ist. Das muss erstmal nicht soviel heißen, denn diese verschiedenen amerikanischen Behörden – Polizei, FBI, CIA, Homeland Security, das Militär usw. – liefern sich ganz gerne Kompetenzgerangel. Eine innerpolitische Verschwörung ist aber nicht auszuschließen. Nach vier Episoden ist überhaupt nichts auszuschließen.
- So hundertprozentig habe ich den Vergleich mit dem schwarzen Schwan jetzt nicht verstanden. Das Konzept ist klar: Die Wissenschaft dachte, dass alle Schwäne weiß seien, bis erstmals ein schwarzer Schwan gefunden wurde. Das schien dann eine einmalige Anomalie zu sein, war es aber nicht, denn vielmehr war nur die Annahme, alle Schwäne seien weiß, falsch. Es gibt schwarze Schwäne. Soll das ein weiterer Hinweis darauf sein, dass auch der globale Blackout keine einmalige Anomalie gewesen ist? Wir wissen ja, dass etwas derartiges schon 1991 in Somalia geschehen ist.
Maret Hosemann - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Black SwanErstausstrahlung (US): 15.10.2009
Erstausstrahlung (DE): 15.03.2010
Regie: Michael Rymer
Drehbuch: Lisa Zwerling & Scott Gimple
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