Bewertung

Review: #1.11 Die Offenbarung (1)

Foto: Peyton List, FlashForward - Copyright: ABC Studios
Peyton List, FlashForward
© ABC Studios

Richtig lange haben uns die Macher von "FlashForward" warten lassen. Insgesamt drei Monate mussten die US-Zuschauer warten und um sicher zu gehen, dass wir uns auch noch ganz genau erinnern, worum es bei der Serie überhaupt geht, präsentiert man uns erst einmal den Tag des Blackouts. Erneut kracht's und brennt's überall, Menschen sterben und es herrscht wieder eine Stimmung, wie zu Beginn der Serie. Unsicherheit, Verzweiflung und ... Hoffnung. Hoffnung? Ja, Hoffnung in Form eines Fensterputzers.

Durch viele, glückliche Zufälle stirbt besagter Fensterputzer nicht durch den Blackout und das obwohl sein Leben buchstäblich am seidenen Faden hing. Während seiner 137 Sekunden erkannte er vielmehr, dass er zu Höherem berufen ist als nur Glasscheiben zu reinigen. Er krempelt sein Leben also um, wird Guru und predigt fortan als Vorstand von (der Sekte?) "The Sanctuary" von Liebe und dem Glauben zu Gott. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen in Lebensgefahr einen neuen Blickwinkel auf ihre Leben bekommen und ihren Glauben wieder entdecken.

Auch wenn es so scheint, als könnte Timothy, der Fensterputzer, noch zu einem wichtigen Nebencharakter avancieren, interessiert mich die Storyline um ihn und Nicole nicht wirklich. Vielmehr dient sie für mich lediglich als Hinführung zum interessanteren Teil der Episode: das Auftauchen von Nicoles mysteriösem Fremden, der sie zu töten versucht. Vermeintlich, wie wir erfahren, denn Timothy erinnert uns daran, dass wir nicht wissen, was dieser Mann mit Nicole vor hat und ob sie wirklich am Ende ihres Flashforwards stirbt, oder "einfach nur" ihr Bewusstsein verliert. Die Drehbuchautoren erinnern uns also daran, dass wir zweimal hinschauen und nicht voreilig urteilen sollten. War das etwa eine Mahnung an die Zuschauer, die "FlashForward" nach den ersten zehn Episoden bereits abgeschrieben hatten?

Auch interessant ist der Einblick in Nicoles Familienleben. Wir erleben sie zusammen mit ihrer Mutter, die an einer psychischen Störung leidet und Nicoles Leben unfreiwillig sehr geprägt hat. Was hier noch kommen wird, ist mir momentan noch schleierhaft, jedoch bringt es uns den Charakter Nicole ein bisschen näher. Was mir hingegen überhaupt nicht gefällt, sind die schmachtenden Blicke, die Nicole Bryce andauernd hinterher wirft. Das drohende Dreieck Keiko-Bryce-Nicole bleibt besser da, wo es hingehört: in den Hinterkopf eines Soap-Schreiberlings.

Wesentlich interessanter als der Fensterputzer und Nicole ist hingegen die Geschichte um Mark und seinen Flashforward, doch dazu später mehr. Zunächst einmal konzentriert man sich jedoch auf die Dramatik zwischen Mark und Olivia, die verzweifelt versuchen, sich der Zukunft in den Weg zu stellen, was beiden nur sehr, sehr schwer gelingt. Wir erinnern uns: Während Mark in Hongkong mit Tischen um sich geworfen hat, ist Olivia fast entführt worden und musste letztendlich mitansehen, wie ihr zukünftiger Bettgefährte von mysteriösen Nicht-Sanitätern entführt wird. Dass diese Entführung nicht nur gefilmt wird, sondern Mark zufällig auch noch die Umarmung von Lloyd und Olivia in Großaufnahme präsentiert, ist vorhersehbar. Dennoch stört es mich hier zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht, denn Mark reagiert glücklicherweise nicht wie sonstige Serienehemänner, die ihre Frau in inniger Umarmung mit einem Fremden sehen. Vielmehr umarmt er Olivia, bringt sie nach Hause und spricht mit ihr über seine Ängste. Auch wenn viele die fehlende Ausdrucksfähigkeit von Joseph Fiennes kritisieren, gefällt mir seine Darstellung des Mark Benford doch ganz gut. Seine Unsicherheit, genau wie seine Besessenheit, werden in der Episode deutlich thematisiert und auch im Zusammenspiel mit Sonya Walger gefällt er mir sehr gut.

Nun gut. Die Aktion in Hongkong hat Mark letztendlich eine Suspendierung eingebracht, die erst durch eine Psychologin wieder aufgehoben werden kann. Und wieder überrascht mich die Serie positiv. Zwar ist Mark nicht begeistert, zum Seelenklempner gehen zu müssen, sträubt sich aber nicht mit allen Vieren dagegen. Er zeigt sich offen für jede Hilfe und erkennt die Chance, die Callie Langer ihm nun bietet. Sie könnte ihm helfen, wieder mit sich selbst ins Reine zu kommen. Und da seit dem 6. Oktober die Vergangenheit keine Rolle mehr spielt, hat die clevere Psychologin sich angepasst und therapiert Menschen, die Probleme mit oder aufgrund ihrer Zukunft haben. Durch eine fragwürdige Substanz, deren medizinische Wirkung mir noch nicht ganz geläufig ist, klaren Marks verschwommene Erinnerungen schließlich auf und ebnen den Weg zu einer interessanten Wendung.

Wir erinnern uns erneut (mann, ist die letzte Folge schon lange her): In seinem Flashforward war Mark damit beschäftigt, zu trinken, über sein Infoboard zu brüten und sich vor bewaffneten Männern zu verstecken. Zur gleichen Zeit sehnte sich Olivia danach zurück, dass ihr Mann zurück ins Bett kommt (nicht Mark, sondern Lloyd) - dieser musste jeodoch noch schnell einen Anruf tätigen, der - tata - an Mark ging! Das ist doch mal eine interessante Sache. Lloyd hat also nun nicht nur eine Verbindung zu Mrs. Benford, sondern auch zu Mark. Was hat er also wirklich mit dem Blackout zu tun?

Während Mark seinen Flashforward also etwas klarer sieht, werden Lloyd (und mittlerweile auch Simon) an einen geheimen Ort gebracht, um dort einen Mann mit dem bezeichnenden Namen Flosso mehr über ihr kleines Experiment zu erzählen. Natürlich war nach der letzten Episode klar, dass das Experiment definitiv nicht die Ursache für den Blackout gewesen sein konnte. Nun erfahren wir, dass das Experiment alles nur irgendwie verstärkt haben soll. Dann werden ein paar wissenschaftliche Floskeln in den Raum geworfen, sowie mit ein paar Zahlen jongliert. Letztendlich wissen wir immer noch nicht mehr, außer dass etwas ganz großes dahinter stecken muss und Lloyd nur einen kleinen, unbedeutenden und vielleicht sogar unwissenden Part darin gespielt haben muss.

Während Lloyd leidet, erkennt Mark unter Einfluss der psychologisch notwendigen Droge, dass er in seinen Flashforward zu wissen scheint, dass bald einen weiterer Blackout bevorsteht. Ooookay. Jetzt ist meine Neugier auf den zweiten Teil von Revelation Zero definitiv geweckt. Glücklicherweise muss ich hierzu nicht mehr drei Monate warten...

Melanie Wolff - myFanbase

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