Bewertung

Review: #3.04 Träumen Gestaltwandler von elektrischen Schafen?

Foto: John Noble, Fringe - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
John Noble, Fringe
© Warner Bros. Entertainment Inc.

#3.04 Träumen Gestaltwandler von elektrischen Schafen? – die vierte Episode der dritten Staffel, und die zweite, die auf "unserer" Seite spielt. Dieses Mal mit dabei: Eine hervorragende Grundthematik, eine exorbitant hohe Spannung, eine unfassbar packende Schlussszene und ein Walter, der vor versammelter Mannschaft die Hose herunterlässt. Das Fazit: Großartig!

"You're going to have a very difficult time without me, you know."

"Well, there are plenty of machines here. I can befriend a vacuum cleaner."

Der Titel dieser Episode klingt wahrlich ein wenig abenteuerlich, doch nach ein wenig Recherchearbeit lässt sich feststellen, dass es sich dabei um eine sehr clevere Anspielung auf einen dystopischen Roman handelt, der den Titel "Träumen Androide von elektrischen Schafen" trägt und sich um die Frage dreht, was einen Menschen zum Mensch macht und ob es auch möglich wäre, dass Androide, also menschlich aussehende Roboter, menschliche Eigenschaftenm wie Gefühle, besitzen können. Somit spielt der Titel der Episode auf einen wichtigen Aspekt an, der in dieser Folge aufgegriffen wird.

Im Fokus stehen nämlich dieses Mal die Gestaltwandler, die wir Zuschauer bisher nur als bösartige und rücksichtslose Maschinen kennen, die für Walternate arbeiten und in unsere Welt eingeschleust wurden. Dass diese Infiltrierung bis in die höchsten Ränge reicht, erfahren wir in dieser Folge, als durch einen Unfall auffliegt, dass es sich bei einem hochrangigen Senator ebenfalls um einen Gestaltwandler handelt. Das Problem: In dessen Datenchip befinden sich alle Informationen über Bolivias wahre Identität, sodass ihr großes Geheimnis aufzufliegen droht. Allein schon wegen dieser packenden Grundkonstellation war diese Folge vor allem durch Spannung geprägt. Richtig großartig wurde es jedoch erst, als der Charakter Ray eingeführt wurde, der ebenfalls ein Gestaltwandler ist und seit einigen Jahren die Gestalt eines liebenden Familienvaters angenommen hat. Ja, eines liebenden Familienvaters, was bedeutet, dass also auch Gestaltwandler in der Lage sind, Gefühle zu entwickeln. Die Szenen zwischen ihm und seiner Familie, besonders der Abschied von seinem Sohn, waren ungemein traurig und ich war wirklich bestürzt, als Newton ihm gnadenlos und vor allem recht überraschend eine Kugel in den Kopf geschossen hat. Damit dürfte er wohl recht deutlich gemacht haben, dass Gefühle nicht wirklich sein Ding sind. Erst recht nicht, wenn sie einen davon abhalten, einen Auftrag vernünftig auszuführen.

Und genau dieser Punkt erklärt wohl auch die Spannungen zwischen Newton und Bolivia, die in dieser Folge einen recht zügigen Höhepunkt erreichten: Newton zweifelt an Bolivias Qualitäten und glaubt, dass sie wegen ihrer Gefühle nicht skrupellos genug sei, um ihren Auftrag erfolgreich ausführen zu können. Die Szenen zwischen den beiden waren weitere Highlights der Folge und es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass mich der ziemlich unvorhersehbare Tod von Newton nicht etwas wütend macht. Das liegt zum einen daran, dass Newton, den ich persönlich unglaublich gerne in der Serie gesehen habe, insgesamt viel zu wenige Auftritte in "Fringe" hatte, und zum anderen, dass man aus der, nennen wir es mal, intraspezifischen Konkurrenz zwischen ihm und Bolivia noch viel mehr hätte rausholen können. Ich bin jedenfalls der festen Überzeugung, dass man auch in den kommenden Folgen noch einige erstklassige Szenen zwischen den beiden hätte zeigen können. Auch wenn also die letzte Szene zwischen Bolivia und Newton samt dessen anschließendem Tod toll in Szene gesetzt wurden, so bin ich mir nicht sicher, ob es die Autoren nicht irgendwann bereuen werden, diesen Charakter so früh aus der Serie verbannt zu haben.

"You've changed."

Dass Androide eigentlich keine Gefühle aufweisen, dürfte gleichzeitig ihre größte Stärke sein. Denn ja, Gefühle sind nach wie vor die große Schwachstelle des Menschen, da sie vor allem eines können: Manipulieren. Auch Peter wird von seinen Gefühlen manipuliert, beziehungsweise von Bolivia. Es heißt zwar, Liebe mache blind, doch offenbar raubt Bolivia Peter alle Sinne seines Körpers – und genau das wurde in dieser Folge ein wenig auf die Spitze getrieben. Denn es war schon nahe an der Grenze des Erträglichen, wie naiv und dämlich man Peter in dieser Folge doch dargestellt hat. In der Folge #3.02 Der Kasten waren die Szenen zwischen Peter und Bolivia schon eine heikle Angelegenheit, auch wenn man damals noch einen recht gelungenen Mittelweg gefunden hat. Leider kann man das von den Szenen hier nicht behaupten. Zwar sagt Peter selbst zu Bolivia, dass sie sich seit ihrer Rückkehr aus der Parallelwelt unglaublich verändert zu haben scheint, doch auf die Idee, dass sie in Wirklichkeit Olivias alternatives Pendant ist, das ihm gegenübersitzt, kommt er nicht. Zu blind für das Offensichtliche, was man irgendwo sogar noch hätte verstehen können, wenn Peter Bolivia nicht bereits in der Parallelwelt kennen gelernt hätte und ihm nicht dort schon die unterschiedlichen Charakterzüge zwischen Olivia und Bolivia aufgefallen wären. Und dann die Schlussszene: Peter schläft mit Bolivia - Es ist zum Haare Ausreißen und ich hoffe inständig, dass man in den nächsten Folgen wieder einen gelungeneren Weg findet, die Storyline um die beiden zu erzählen, ohne Peter vor Naivität und Blindheit ins Verderben stürzen zu lassen. Nichtsdestotrotz war die Schlussszene natürlich ein echtes Highlight, was die Inszenierung betrifft: Bolivia verführt Peter, während Newton zuckend in seiner Zelle zusammenbricht und stirbt, dazu eine unter die Haut gehende Hintergrundmusik – grandios!

"He's a bit unorthodox."

"He's also tripping his brains out right now. You know that right?"

Die Walter-Fans unter uns, die mittlerweile wohl an einer echten Puddingobsession leiden und in jedem Supermarkt am liebsten den nächstbesten Angestellten aufsuchen würden, um ihm klarzumachen, dass sie mit ihrem Erdbeerjoghurt "delicious strawberry-flavored death" verkaufen, werden in dieser Folge voll auf ihre Kosten gekommen sein. Denn Walter war wirklich auf Hochtouren, was vielleicht auch deshalb noch einmal mehr auffällt, weil wir durch die Weltensprünge seltener in den Genuss von Walter kommen und somit langsam an Entzugserscheinungen leiden. Wie dem auch sei: Walters Sprüche sorgten für zahlreiche herrliche Momente, genauso wie seine Enttäuschung darüber, dass er die einzigen Neuronenaktivitäten am "Arsch" des Gestaltwandler messen konnte. Generell war sein Engagement bezüglich des Falls richtig großartig und ja, mir ist beinahe mein Herz stehen geblieben, als Walter mit Gestaltwandler Ray allein im Aufzug stand. Und ja, mein Herz ist stehen geblieben, als Walter versucht hat, Ray zu überrumpeln und dabei niedergeschlagen wird. Auf keinen Fall vergessen zu erwähnen: Walters herrliche Rede vor der skeptischen "Massive Dynamic"-Mannschaft, wobei ich erwartet/erhofft hatte, dass die Tatsache, dass Walter jetzt Inhaber von "Massive Dynamic" ist, ein wenig mehr in den Vordergrund gerückt wird. Vor allem ein Gespräch mit Nina hätte dazu gut gepasst, die in dieser Folge leider kaum etwas zu tun hatte. Die Hoffnung, dass Walters neue Position in den nächsten Folgen eine größere Rolle spielt, gebe ich noch nicht auf. Schließlich steckt darin noch eine Menge an Potential, denn wie bereits Peter augenzwinkernd angemerkt hat:

"With a basement lab at Harvard Walter was able to open a wormhole into another dimension that essentially shredded all the laws of science. I can't wait to see what he's capable of doing with a multibillion dollar corporation!"

Manuel H. - myFanbase

Die Serie "Fringe - Grenzfälle des FBI" ansehen:


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