Bewertung

Review: #3.03 Milo

Foto: Fringe - Grenzfälle des FBI - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Fringe - Grenzfälle des FBI
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Der rote Vorspann hatte es bereits verraten: Wir sind wieder im Paralleluniversum – also wenig Peter, wenig Walter und viel Olivia. Oder zumindest das, was von ihr übrig ist. Wir erinnern uns zurück an das Ende des Staffelauftakts #3.01 Olivia. Walternates Gehirnwäsche hat funktioniert, sodass Olivia und der Großteil der dortigen Fringe Division im Glauben ist, Olivia sei "Bolivia". Somit lebt Olivia also das Leben einer anderen Person, ohne es zu wissen, und wird deshalb auch in die Arbeit der Fringe Division eingegliedert. Denn auch "over there" gibt es einen Fall der Woche. Und dieser lehrt uns, niemals fremde Gegenstände vom Boden aufzuheben. Erst recht nicht, wenn es blaue Kugelschreiber sind.

"As hospitals go – not bad." "Yes, unless it’s running by an evil genius who is creating accidents to kill people."

Der Fall der Woche beschäftigte sich mit dem Thema Determinismus: ein Ereignis lässt sich an den Vorbedingung und Gegebenheiten eindeutig voraussagen. Zündet man also ein Feuerzeug in einem Raum voller Gas an, so kann man davon ausgehen, dass man sich bald mit einem großen Knall verabschiedet wird. Unser Schurke der Woche, Milo, macht das Ganze ein wenig komplizierter, um seine potentiellen Opfer zu beseitigen – und alles nur mit Hilfe eines blauen Kullis: Man positioniere einen Kulli auf einem Briefkasten, welcher dann durch die Erschütterung eines vorbeifahrenden Busses zu Boden fällt, woraufhin sich ein Mann nach dem Kulli bückt, ein Radfahrer dem Mann ausweicht, jener Radfahrer stürzt und der Busfahrer eines vorbeifahrenden Busses von den Geschehnissen so abgelenkt ist, dass er die rote Ampel übersieht und eine Frau tödlich erfasst. "Final Destination" hätte es nicht besser machen können.

Der Fall lässt Parallelen zu bereits bekannten Mustern ziehen: An Milo wurden Experimente durchgeführt, um seine Intelligenz zu steigern, was dann allerdings aus dem Ruder gelaufen ist. Und so ist er also in der Lage, vor seinem Kopf sämtliche Variablen so zu berechnen, dass er genau weiß, wann er was tun muss, um in naher Zukunft ein Ereignis festzulegen. Somit ist auch Milo Opfer der Wissenschaft geworden und kann sich somit gleich den Cortexiphan-Versuchspersonen "over here" anschließen. Sehr clever war meines Erachtens nach die Auflösung des Ganzen am Ende der Folge: wie immer hat Milo alle Variablen unter Betracht gezogen und wusste somit genau, wie, wann und wo er entlanglaufen muss, damit Olivia am Ende sterben wird. Allerdings gibt es dabei eine störende Variable: Olivia selbst. Da sie von "over here" ist und damit nicht alle Regeln des Paralleluniversums wissen kann, agiert sie anders, als Milo es berechnet hatte – und verdankt dieser Tatsache ihr Leben. Somit war der Fall der Woche insgesamt nicht nur durch die Thematik interessant, sondern auch durch den cleveren Schluss. Das lässt dann auch darüber hinwegsehen, dass die Folge an sich für meinen Geschmack ein wenig zu fallzentriert war.

"Real is just a matter of perception."

Als heraus kam, dass die dritte Staffel zwei Hauptschauplätze haben wird – nämlich einmal unsere und einmal die andere Seite – war meine Skepsis dadurch begründet, dass ich die Befürchtung hatte, die andere Seite könnte zu befremdlich wirken, da wir es nicht mit dem altbekannten Olivia/Peter/Walter-Gespann zu tun bekommen. Doch nun bin ich angenehm überrascht, dass man mit Alt-Charlie und Lincoln Lee eine sehr gute Alternative zu Olivias Teampartnern "over here" parat hat. Zwischen dem Team herrscht eine angenehm lockere Atmosphäre sowie eine tolle Dynamik und sowohl Olivia in Kombination mit Alt-Charlie als auch in Kombination mit Lincoln konnte überzeugen. Besonders erstere punktet allein deshalb schon, da ich schon immer ein Fan von Kirk Acevedo war und seinen Ausstieg zu Beginn der ersten Staffel sehr bedauerte. Somit freue ich mich also auch weiterhin auf die Fälle, die auf der anderen Seite spielen.

Abgesehen von den ganzen Ermittlungen stand natürlich Olivia im Mittelpunkt, die, wie anfangs bereits erwähnt, nun glaubt, ihr alternatives Ego zu sein. Wie lange das noch anhält, ist fraglich, denn schon jetzt plagen sie Visionen von Walter und Peter. Besonders die Schlussszene, in der Olivia in einen ihrer Halluzinationen Peter küsst, macht deutlich, wie eng ihre Bindung zu Peter war. Es ist vorauszusehen, dass sie in naher Zukunft bald selbst versuchen wird herauszufinden, was die Halluzinationen zu bedeuten haben. Und während Olivia noch gar nicht auf die Idee kommt, ihre eigene Identität in Frage zu stellen, so ist bereits Alt-Charlie skeptisch geworden und fragt Lincoln, was wäre, wenn sie gar nicht "ihre" Olivia sei. Somit bleibt es spannend zu sehen, wie die einzelnen Parteien reagieren werden, wenn sie von der Wahrheit erfahren. Werden Olivia, Lincoln und Alt-Charlie eventuell sogar zusammenarbeiten, wenn die Katze aus dem Sack ist? Ganz unvorstellbar ist das nicht, wenn man bedenkt, dass Lincoln und Alt-Charlie von Walternate und Alt-Broyles die ganze Zeit hinters Licht geführt und nicht in den Plan eingeweiht werden.

Ach ja, der Plan: Hier gab es eigentlich nichts Neues, denn bereits im Staffelauftakt hat Walternate klargemacht, dass er Olivias besondere Fähigkeiten benutzen will, um den kommenden Krieg zwischen den beiden Welten zu gewinnen. Nur wie will es Walternate schaffen, unbemerkt Olivia und ihre Fähigkeiten zu erforschen? Die Zeit wird knapp, denn schon jetzt bröckelt der Plan langsam und die ersten werden misstrauisch. Was also hat Walternate, von dem ich hoffe, dass er in Zukunft mehr Screentime hat, genau vor? Dass Walternate definitiv brillant ist und schon eine genaue Vorstellung hat, braucht nicht bezweifelt zu werden. Schließlich ist Walternate nicht nur der Verteidigungsminister der alternativen USA und trägt einen schicken Anzug, sondern er ist weiterhin ein genialer Wissenschaftler:

Brandon: "Do you miss it?"

Walternate: "Missing what?"

Brandon: "Being a scientist."

Walternate: "I’m still a scientist. I just have a much larger laboratory."

Mit #3.03 The Plateau liefert die dritte "Fringe"-Staffel also wieder eine sehenswerte Folge ab. Doch trotz eines überzeugenden Falls, einer tollen Dynamik unter den Charakteren und Entwicklungen, die in Zukunft noch für viel Spannung sorgen, reicht die Folge nicht ganz an die beiden ersten Episoden heran. Dennoch: "Fringe" befindet sich weiterhin auf einem tollen Kurs.

Manuel H. - myFanbase

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