Bewertung

Review: #3.02 Der Kasten

Foto: Joshua Jackson, Fringe - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Joshua Jackson, Fringe
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Nachdem die Handlung des Staffelauftakts #3.01 Olivia im Paralleluniversum angesiedelt war, spielt #3.02 The Box "over here", also auf unserer Seite. Während die erste Episode noch ein wenig befremdlich wirkte, so befinden wir uns mit dieser Folge wieder im gewohnten "Fringe"-Universum mit den uns vertrauten Figuren, Walters Verrücktheiten, sowie den tollen Beziehungen unter den Charakteren. Einzig "Bolivia" trübt dieses vertraute Gefühl und macht uns bewusst, dass schwere Zeiten bevorstehen.

#3.02 The Box lehrt uns drei Dinge: Neugierde kann tödlich sein, Geschlossenes sollte geschlossen bleiben und es ist extrem widerlich, wenn ein Kopf explodiert.

"Silent but deadly."

Vorbei die Zeiten, in denen uns "Fringe" nichtssagende Fall-der-Woche-Episoden lieferte, die nichts zur eigentlichen Handlung beitragen. Mit dem Austausch von (B)Olivia ist jede Folge praktisch gezwungen, die Mythologie voranzutreiben. John Noble sagte vor Staffelstart selbst in einem Interview, dass die dritte Staffel keine typischen "Stand Alones" mehr beinhalten wird, sondern "Mythalones", wie er sie nannte. Also eine Folge, die zwar einen bestimmten Fall thematisiert, dies jedoch in irgendeiner Art und Weise mit dem roten Faden der Serie zusammenhängt. Mit #3.02 The Box haben wir es mit genau einer solchen Folge zu tun. Im Zentrum steht das Auftauchen einer mysteriösen Box, die jeden um sich herum auf bizarre Art und Weise töten kann, wenn sie geöffnet wird. Allerdings steht diese Box in einer wichtigen Verbindung zu der Hauptstory, denn, wie sich später herausstellt, ist das Innere der Box ein Bestandteil von Walternates apokalyptischer Waffe, die, zum ersten Mal auftauchend im vergangenen Staffelfinale, nur durch Peter aktiviert werden kann und in der Lage ist, unsere Welt zu vernichten. Die Frage ist: Wie kommt das Teil in unsere Welt? Und wie wird es weiter gehen? Wird das Ganze zu einer Schnitzeljagd, bei der Peter in jeder Folge ein anderes Teil findet? Peter is actively engaged heißt es am Ende in Bolivias Nachricht an die andere Seite. Doch was genau die Pläne sind, das bleibt offen. Ich bin gespannt, denn Peter wird wohl nicht so dumm sein und die komplette Waffe in der Hinterkammer zusammenbauen. Somit war die Box, wie so vieles bei "Fringe", nur ein erstes Puzzleteil.

"We're talking about two universes here. Two of each one of us. At this point, would anything really surprise you?" "Bacon-flavored pudding. That would surprise me."

Lebte "Fringe" anfangs nur durch seine Fälle, so lebt es nun auch von den Charakteren. Schaut man sich die erste Staffel an, so ist das wirklich kaum vorstellbar. In dieser Folge gab es zahlreiche zwischenmenschliche Momente, die die Serie berechtigt auch als Drama bezeichnen lassen.

Hauptpunkt natürlich die Beziehung zwischen Walter und Peter. Es wäre absolute Potentialvergeudung gewesen, hätte man die schwierige Vergangenheit und das Crossover ins andere Universum einfach unter den Tisch fallen gelassen und nicht weiter thematisiert. Nachdem eine große Aussprache im Staffelfinale ausblieb, hatte ich zeitweise sogar die Befürchtung, dass da nichts mehr kommt. Doch diese Folge belehrte mich mit der tollen Szene zwischen Walter und Peter eines Besseren. Grandios, wie Walter Peter endlich seine Seite der Geschichte erzählt hat, und traurig, dass Peter keine versöhnlichen Worte findet und einfach nur erwidert, er habe keine Zeit jetzt mit ihm darüber zu sprechen. Die Wogen zwischen den beiden sind somit noch lange nicht geglättet. Walter hat unter seinen Fehlern zu leiden und muss nun die Konsequenzen ertragen, während Peter seinem Vater zudem nicht verzeihen kann, welchen Schaden er mit seinem Verhalten angerichtet hat – nicht nur was Peter betrifft, sondern auch, was die andere Seite angeht (wir erinnern uns an die "Zero Events"). Unterstützung in den schwierigen Zeiten findet Walter bei Astrid, deren Zusammenspiel mal wieder erstklassig war und deren Beziehung sich zu einer richtigen Perle der Serie entwickelt hat. Gerne mehr davon!

Peter findet auch Unterstützung – bzw. meint, sie zu finden, nicht wissend, dass Bolivia ein abgekartetes Spiel treibt und ihm sprichwörtlich die Sinne raubt: Sie macht ihn nicht nur mit zwei Pistolenschüsse für kurze Zeit taub, sondern auch blind für die Wahrheit. Doch gleichzeitig macht dieses abgekartete Spiel auch Spaß, denn dieser offene Umgang, den die beiden miteinander pflegen, ist für den "Fringe"-Zuschauer absolut ungewohnt. Denn während Peter und Olivia eher ein familiäres Verhältnis pflegten, so geht Bolivia ganz anders an die Sache ran und verleiht dem Ganzen eine zuvor nicht dagewesene Art und Weise, die sicher auch an Bolivias deutlich extrovertierteren Art liegt, die mir persönlich sehr gefällt. Die Frage hier ist natürlich, was passiert, sobald Peters Sinne alle wieder beisammen sind und der Schwindel auffliegt. Sieht er Bolivia dann tatsächlich als Feindin? Schwer vorstellbar, wenn man bedenkt, dass sich die Beziehung in den kommenden Folgen noch vertiefen wird.

Apropos Bolivia: Nach der letzten Folge war ich noch skeptisch, ob es Anna Torv gelingen wird, eine komplett andere Version von ihrem bisherigen Charakter überzeugend rüberzubringen. Nach dieser Folge kann ich erleichtert aufatmen: Ihr gelingt es, die andere Olivia Dunham mit all ihrem manipulativen und verführerischen Geschick und ihrer rücksichtslosen sowie bestimmenden Art darzustellen, sodass Bolivia bereits nach dieser Episode zu einer recht interessanten Figur avanciert ist. Es war zudem schön, Sebastian Roché als Thomas Newton wieder zu sehen, nachdem er seit der Folge #2.21 Noyo County nicht mehr aufgetreten ist. Kritisiert werden könnte hier lediglich, dass der einst als großer Anführer der Gestaltenwandler gepriesen Newton momentan nur noch als Walternates und Bolivias kleines Helferlein dargestellt wird. Und das soll der Mann sein, vor dem William Bell Olivia einst persönlich gewarnt hat?

Und weil ich gerade William Bell erwähnte: Ich staunte nicht schlecht, als Walter "Aspirin" verkündet hat, dass er "Massive Dynamic" geerbt hat. Momentan habe ich wirklich überhaupt gar keine Idee, in welche Richtung diese Storyline gehen wird. Schön wäre es natürlich, wenn wir Zuschauer endlich einen tieferen Einblick in die Firma erhalten, die, wie uns jüngst in #2.07 Kontrolle gezeigt wurde, heimlich noch immer die ein oder anderen illegale Versuche durchführt. Somit hoffe ich inständig, dass einige Fassaden endlich mal näher durchleuchtet werden und "Massive Dynamic" wieder ein wenig mehr in den Vordergrund rückt, nachdem das in Staffel 1 so präsente Unternehmen in der zweiten Staffel nur noch eine sehr untergeordnete Rolle spielte.

"Walter, your tie. I, oh... I think you have a little bit of brain on it."

Die erste Episode "over here" kann insgesamt gesehen also überzeugen. Nicht nur die Kombination aus Fall der Woche und Mytholgie ist gelungen, sondern auch die Darstellung des Umgangs mit den Charakteren untereinander und die Verarbeitung der Geschehnisse des vergangenen Staffelfinals. Zudem kristallisiert sich mit Bolivia überraschenderweise ein recht spannender und interessanter Charakter heraus, sodass es auch in Zukunft auf "unserer" Seite nicht langweilig werden wird. Wie es hingegen auf der anderen Seite ausschaut, sehen wir erst in der nächsten Folge wieder …

Manuel H. - myFanbase

Die Serie "Fringe - Grenzfälle des FBI" ansehen:


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