Review: #3.10 Das Glühwürmchen
Mit #3.10 The Firefly meldet sich "Fringe" nach einer längeren Pause wieder in den USA zurück und läutet dabei gleichzeitig eine neue "Fringe"-Ära ein. Denn die Serie rund um (B)Olivia, Peter und Walter(nate) wird von nun an auf dem Freitagabendslot laufen, auch genannt Todeslot. Viele Fans werden nach der Verkündigung dieser Nachricht erst einmal kräftig geschluckt haben, schließlich war der Freitagabendsendeplatz bei FOX noch nie von Erfolg gekrönt und das Anfang vom Ende für Serien wie "Firefly", "Terminator: The Sarah Connor Chronicles" und "Dollhouse". Doch die Sorge, dass "Fringe" dem Tode geweiht ist, scheinen die Macher nicht zu teilen. Denn statt mit dieser Episode eine gnadenlos spektakuläre und ereignisreiche Folge zu zeigen, die die Haupthandlung meilenweit nach vorne treibt und den Zuschauer damit praktisch zwingt, auch weiterhin einzuschalten, geht #3.10 The Firefly seine Sache überraschend ruhig an und konzentriert sich weniger auf die Haupthandlung als auf wichtige Charakterentwicklungen.
"Every time the Observer shows up, it has something to do with you. And every time it’s something bad."
Walter steht im Mittelpunkt dieser Episode, was wohl einige gefreut haben dürfte. Denn während Walter per se und dessen Geschichte um Peter vor allem in der zweiten Hälfte der letzten Staffel fast pausenlos thematisiert wurde, rückte er in dieser Season bisher ein wenig in den Hintergrund, was vielleicht der einzig größere Kritikpunkt ist, den man dieser Staffel an den Kopf werfen könnte. Nun spielt Walter in dieser Folge die zentrale Figur, da er erneut mit seiner Entscheidung aus der Vergangenheit, nämlich Peter aus der Parallelwelt zu entführen, konfrontiert wird. Ebenfalls eine wichtige Rolle dabei spielt der Beobachter September, der, wie wir seit #2.08 August wissen, an Peters Rettung beteiligt war und damit eine "Unregelmäßigkeit" sowohl bei uns als auch im Paralleluniversum verursacht hat. Ein mit September abgeschlossener Deal hatte Walter bisher immer davor bewahrt, dass der Beobachter den "Fehler" korrigiert und Peter wieder zurück auf die andere Seite bringt. Doch wird sich September wirklich an den Deal halten? Werden er und die anderen Beobachter diesen "Fehler" wirklich unkorrigiert bebleiben lassen, obwohl Peter im kommenden Krieg zwischen den beiden Universen eine solch zentrale Rolle spielt? Das war die große Frage dieser Episode.
Eingeleitet wurde das ganze natürlich wieder mit einem vermeidlich zusammenhanglosem Fall: Ein Bewohner einer Seniorenresidenz (Roscoe Joyce) trifft vor laufenden Überwachungskameras im Gang auf seinen Sohn Bobby. Das Problem: Bobby ist im Jahre 1985 beim einem Verkehrsunfall gestorben. Wie sich herausstellt, steckt September dahinter, der Bobby kurz aus der Vergangenheit geholt hat, um Walter auf ihn aufmerksam zu machen. Während dieser Folge kommt es zu einer Konversation zwischen Walter und September, und wie immer war die Inszenierung grandios. Die ruhige Atmosphäre des herbstlichen Parks hat perfekt zu der gesamten Szene gepasst, in der September Walter erzählt, wie Roscoes Sohn Bobby nur deshalb starb, weil der Beobachter Peter gerettet hat. Dadurch wurde eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, der sogenannte Schmetterlingseffekt (oder in dieser Situation wohl eher der Glühwürmcheneffekt), der wiederum dafür verantwortlich war, dass Bobby sterben musste. Ein erneuter Fehler also, den September verursacht hat, und laut ihm wird es endlich an der Zeit, seine Fehler zu korrigieren. Was nun? Muss Peter wirklich sterben? Oder bringt ihn September wieder zurück in die Parallelwelt?
Die schauspielerisch großartige Szene zwischen Walter und September wird nur durch einen weiteren Moment mit Walter getoppt: Um September aufzuhalten, verlangt Peter von Walter nach den Autoschlüsseln, damit er die Jagd aufnehmen kann. Doch Walter will sie ihm nicht überreichen, schließlich ist ihm bewusst, dass September alles so eingefädelt hat, dass Peter während dieser Verfolgungsjagd stirbt. Allerdings scheint das Gespräch mit September irgendetwas in ihm ausgelöst zu haben. Schließlich wurde er damit konfrontiert, dass für die Rettung seines Sohnes der Sohn eines anderen sterben musste. Dass das Leben vergänglich ist und dies für einen Wissenschaftler schwer zu akzeptieren ist, hatte bereits William Bell erwähnt, und auch Walter muss wohl eingesehen haben, dass er nicht Gott spielen darf und alles seinem Lauf lassen sollte, ob es ihm gefällt oder nicht. Somit überreicht er Peter letztendlich die Schlüssel – und hat ihn somit losgelassen. Was für eine großartige und vor allem wichtige Entwicklung das für Walter ist, dürfte an dieser Stelle wohl ziemlich deutlich sein. Schon 25 Jahre zuvor hätte er schließlich bereits loslassen sollen und somit das Leiden vieler Menschen (und Welten) verhindert. Doch wird späte Einsicht belohnt?
Wird es, denn wir erfahren, dass September niemals vorhatte, Peter zu tötet. Er arbeitete nur auf das eine große Ziel hin: Walter dazu zu bringen, Peter loslassen zu können. Denn das, wie wir weiterhin erfahren, sei für die Zukunft wichtig. Aha! Was genau meinte September damit? Peters Rolle im Krieg zwischen den Universen? Wieso genau muss Walter Peter loslassen können? "It must be difficult ... being a father", sagte September in dieser Folge zu Peter. Walter wird wohl mittlerweile ein Lied davon singen können.
"You're just saying that to see if I'm high."
Wieder einmal wirft "Fringe" unzählige Fragen auf und langsam habe ich echt Angst, dass FOX der Serie nicht die Chance gibt, all diese Fragen beantworten zu dürfen. Dabei wäre das doch wirklich ein Verbrechen, bei dieser unglaublich vielschichtigen Serie, die auch mit dieser Episode ihre großen Stärken offen legen konnte: Tiefgründigkeit, tolle Szenen, bewegende Momente und ein wenig Humor. Für die tollen Szenen war hauptsächlich Walter verantwortlich, der nicht nur in Kombination mit September überzeugen konnte, sondern auch wieder hervorragend mit einem Gastcharakter interagierte. Ja, "Fringe" hat ein echtes Faible für interessante Gastdarsteller, deren Rollen und Interaktionen mit dem restlichen Cast. In dieser Folge legte der "Zurück in die Zukunft"-Star Christopher Lloyd eine Stippvisite ein und überzeugte voll und ganz mit seiner Rolle als in die Jahre gekommener Musiker. Besonders Walter als heimlicher Fanboy war köstlich mit anzusehen und generell die Tatsache, wie schön die beiden Charaktere/Darsteller miteinander harmonierten. Das Ganze erinnerte mich des Öfteren an den Gastcharakter Alistair Peck aus #2.18 Die weiße Tulpe, dessen Szenen mit Walter ebenfalls ein einziges Highlight waren, auch wenn diese eine ganz andere Richtung einschlugen.
Natürlich hat man in dieser Folge nicht vergessen, auch die Entwicklung um Olivia und Peter zu thematisieren. Diesem Part hat man vergleichsweise wenig Platz gegeben, aber damit hat man sicherlich keinem weh getan. Keine Frage, die momentane Situation zwischen den beiden ist hochinteressant und als Zuschauer fiebert man wirklich mit. Jedoch hat man bisher in der gesamten dritten Staffel den Fokus zunehmend auf Olivias Gefühle für Peter und Peters Beziehung mit (B)Olivia gelegt und nachdem man in der letzten Folge #3.09 Marionette mit einigen wirklich erstklassigen Szenen auf diesen Stoff eingegangen ist, tat es der Serie gut, der Beziehungsgeschichte rund um Olivia und Peter eine kleinere Pause zu gönnen. So waren deren nie fehlplatzierten Szenen wirklich dezent gehalten, und doch alles andere als bedeutungslos. Und wie man es geschafft hat, den Kitschfaktor praktisch auf Null zu setzen, war wirklich beachtlich.
"Are you all right?" "If ‘all right’ means despondent, than yes."
Insgesamt gesehen war #3.10 The Firefly mit Sicherheit keine Folge, die den Rahmen des Möglichen sprengte, uns mit der Handlung groß weiterbrachte oder den Adrenalinspiegel vor Spannung in die Höhe schießen ließ. Manche werden eventuell mit dem etwas langsamen und unausgeglichenem Erzähltempo der Folge ihre Probleme gehabt und sich an der ein oder anderen Stelle gelangweilt haben. Dennoch dürfte diese Episode wohl letztendlich zu eine der Relevantesten der Serie gehören, wenn man bedenkt, was für eine wichtige Entwicklung Walter in dieser Folge gemacht hat. Und auch sonst konnte die Episode dank schöner Szenen, einer subtilen Spannung und einigen witzigen Momenten überzeugen und hat erneut bewiesen, dass "Fringe" eine Daseinsberechtigung in der Serienwelt hat und es wirklich schrecklich wäre, sollte diese Serie nach ihrer jetzigen Staffel ein Ende finden.
Apropos Absetzung: Am Ende muss ich einfach noch anmerken, wie herrlich ich es finde, wie die Macher der Serie mit der momentanen Situation umgehen. Denn statt einen Art Reboot zu starten, sich selbst und der Serie untreu zu werden und alles Mögliche zu versuchen, neue Zuschauer zu rekrutieren, könnte man fast meinen, die Leute hinter "Fringe" denken selbst gar nicht daran, dass ihre Serie abgesetzt wird. Stattdessen erlaubt man sich viele kleinere Seitenhiebe, benennt die Folge "The Firefly", eine Hommage an "Firefly" (die wohl das Synonym für den Untergang an einem Freitagabend ist) und lässt auch kurzerhand noch eine unglaublich witzige "Twin Peaks"-Anspielung (Walter mit seiner zweifarbigen Dr.Jacoby-Brille) in die Folge mit einfließen. Denn auch David Lynchs Seriemeisterwerk wurde das Opfer einer viel zu frühen Absetzung, sodass das noch reichlich vorhandene Potential niemals ausgeschöpft werden konnte.
Somit bleibt nur zu hoffen, dass "Fringe" nicht auch in die Geschichte eingehen wird als Serie, die viel zu früh ihr Ende fand, obwohl man noch so viel länger die Reise mit den Zuschauern hätte fortzetzen können. Es ist das gleiche, wie bei den beiden Universen: Ein Kampf ums Überleben.
Manuel H. - myFanbase
Die Serie "Fringe - Grenzfälle des FBI" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The FireflyErstausstrahlung (US): 21.01.2011
Erstausstrahlung (DE): 28.03.2011
Regie: Charles Beeson
Drehbuch: J.H. Wyman & Jeff Pinkner
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