Review: #3.09 Marionette
Nachdem uns "Fringe" mit #3.08 Entrada einen vorläufigen Staffelhöhepunkt bescherte, kehrt mit #3.09 Marionette wieder so etwas wie Alltag ein. Olivia ist wieder dort, wo sie hingehört, nämlich auf unserer Seite, wo es auch gleich einen neuen Fall zu lösen gibt. Doch die vergangenen Ereignisse lassen den Alltag natürlich in weite Ferne rücken, denn vor allem auf Olivia und deren Beziehung zu Peter haben die zurückliegenden Geschehnisse nicht gerade erfreuliche Auswirkungen. #3.09 Marionette hält vor allem eines bereit: viel Herzschmerz ... solange es einem nicht schon entnommen wurde.
"She has taken everything."
In der letzten Folge kamen mir die Emotionen teilweise ein wenig zu kurz, doch in dieser Episode hält man dafür gleich die doppelte Dosis parat. Doch von vorne: Natürlich wird Olivia sofort wieder in das Fringe-Team integriert, denn Arbeit ist bekanntlich die beste Ablenkung. Die Episode spart es sich, darauf einzugehen, wie Olivia im Nachhinein das Erlebte verarbeitet; denn dafür, dass sie in einem fremden Universum gefangen gehalten, an ihr zahlreiche Experimente vorgenommen und ihr beinahe das Gehirn entfernt wurde, wirkt sie relativ gelassen und es wäre vielleicht nicht ganz verkehrt gewesen, wenn man sich zunächst Mal darauf fokussiert hätte, welche psychischen Auswirkungen das Ganze im Nachhinein auf sie hat. So konzentrierte man sich in der Episode nicht auf die Auswirkungen von Olivias Gefangenschaft, sondern viel mehr auf die Auswirkungen ihrer Erkenntnis, dass Bolivia in unserem Universum ihr Leben gelebt hat.
Somit stand die Folge ganz im Zeichen der Beziehung von Olivia und Peter, der nun wohl eine schwere Zeit bevorsteht. Ausgelöst wurde das Ganze durch Peter, der der noch recht glücklich wirkenden Olivia in einem Café erzählt, dass er mit Bolivia eine Beziehung führte. Grandios, wie das Bild dabei in jenem Moment, als Olivia die Wahrheit erfährt, auf deren Gesicht verharrt und dadurch klar wird, dass für Olivia wohl gerade eine Welt zusammengebrochen ist. Und das war erst der Startschuss für eine Hand voll brillanter Szenen, in denen Anna Torv in jeder einzelnen zu glänzen wusste. Typisch für die eher introvertierte Olivia lässt sie nicht ihren Frust an Peter aus, sondern gibt sich gelassen und verständnisvoll – ehe wir Zuschauer in einer darauffolgenden Szene erkennen, dass es Olivia alles andere als kalt lässt: Wütend, verzweifelt und am Boden zerstört räumt sie ihren Kleiderschrank aus, bezieht ihr Bett neu und wäscht ihre Klamotten, um all die Spuren ihrer Doppelgängerin zu beseitigen, die ihr so Vieles genommen zu haben scheint. Auch war Olivias Entwicklung innerhalb dieser Folge interessant, denn während sie anfangs noch ihren Schmerz verleugnet, gesteht sie Peter am Ende, dass sie nicht glauben will, dass er tatsächlich nicht gemerkt hat, dass es Bolivia ist, die ihm den Kopf verdreht hat. "... and I don’t wanna be with you", sagt sie am Ende zu Peter in einer zerbrechlichen Stimme, sodass man wohl wirklich davon ausgehen muss, dass die Beziehung zwischen den beiden in nächster Zeit auf Eis liegen wird. Natürlich bleibt es dadurch auch interessant zu sehen, inwiefern es ihre Zusammenarbeit beeinflusst, denn es ist nicht gerade unverständlich, wenn es vor allem für Olivia ein Problem darstellen wird, mit Peter weiterhin kompetent zusammenzuarbeiten. Insgesamt waren wirklich alle Szenen zwischen Olivia und Peter, ganz besonders dank Anna Torv, an emotionaler Intensität schwer zu übertreffen, in denen es der Serie sogar gelungen ist, sämtlichen Kitsch zu vermeiden. Und auch Peter konnte in der Folge durch seine Art glänzen, nachdem man ihn in letzter Zeit doch eher mehr beschmunzeln musste, waren einige Anzeichen dafür, dass es sich bei Bolivia nicht um Olivia handelt, viel zu eindeutig, als dass es nachvollziehbar wäre, dass er den Schwindel nicht erkannt hat.
Vermisst hatte ich in dieser Episode Szenen zwischen Walter und Olivia, denn in der letzten Folge wurde durchaus angedeutet, wie schuldig sich Walter fühlt, Olivia in der Parallelwelt gelassen zu haben. Stattdessen reduzierte man Walters Screentime diesmal auf einige gute Szenen zwischen ihm und seinem Sohn, sowie auf die üblichen Ermittlungen bezüglich des Falles ... denn den gab es auch noch.
Marionette
Und dieser Fall hatte es in sich: Roland Barrett, nahezu besessen von der Balletttänzerin Amanda, verkraftet deren Tod nicht. Daher möchte er sie wieder zum Leben erwecken, wobei das Problem besteht, dass ihre Organe allesamt schon gespendet wurden. Die logische Konsequenz: Barrett entnimmt den Empfängern einfach wieder die gespendeten Organe und flickt so Amanda zusammen. Der Fall war nicht nur deshalb sehr gelungen, da man mit dem reuigen aber zugleich irgendwo unheimlich wirkenden Barrett einen interessanten Gastcharakter bereithielt, sondern auch, weil man den Zuschauern zudem eine Hand voll Szenen präsentiert hat, die das Prädikat "besonders creepy" verdient hätten. Dazu gehören praktisch nahezu alle fallbetreffende Szenen, angefangen beim Auffinden des Mannes, dem das Herz entfernt wurde, weiter bei dem nächsten Opfer, das ohne Augen verzweifelt durch sein Haus läuft und letztendlich die Reanimation Amandas zusammengeflickter Leiche. Das Highlight jedoch war die fast schon epische Szene, in der Barrett seine Ballerina wie eine Marionette zum Tanzen bringt, im Hintergrund das Stück "Julias Tod" von Sergei Prokovjev läuft und Barrett vor Freude anfängt zu weinen – handwerklich perfekt inszeniert, sodass der Zuschauer nach spätestens dieser Folge eine echte Gänsehaut gehabt haben dürfte.
Noch erwähnenswert ist die letzte Szene dieser Folge: Der Beobachter September beobachtet Walter und Peter, wie sie ein Café betreten, woraufhin er einen Anruf tätigt und seinem Gesprächspartner mitteilt, "er" sei noch am Leben. Zwar bleibt die Frage im Raum stehen, wer mit "ihm" gemeint ist, doch eigentlich kann man sich ziemlich sicher sein, dass sich Septembers Aussage auf Peter bezog. Er ist es schließlich, der in unserer Welt fehl am Platz ist und eigentlich auch schon längst tot sein müsste. Ist es also Peters Schicksal, zu sterben? Muss er gar sterben, um das Risiko zu beseitigen, dass "das Vakuum" aktiviert und dadurch ein Universum zerstört wird? Ganz abgesehen davon, würde ich gerne einmal wieder eine Folge sehen, in deren Zentrum die Beobachter stehen. Einerseits ist man in Episoden wie #1.04 Die Ankunft, #2.08 August oder auch #2.16 Peter mal mehr mal weniger auf die wohl mysteriösesten Charaktere der Serie eingegangen, doch langsam aber sicher sollte man uns doch näher erläutern, was es mit den kahlköpfigen Anzugträgern wirklich auf sich hat. Zugegeben, in dieser ersten Staffelhälfte hätte eine Beobachter-zentrische Episode nicht wirklich hineingepasst. Doch nun wäre für ein zweites #2.08 August durchaus der passende Zeitpunkt.
Fazit
Diese Episode, übrigens in den USA das Winterfinale 2010, hat die durch und durch spannenden Ereignisse der ersten acht Folgen der dritten Staffel toll abgerundet. Dadurch, dass man sich besonders auf Olivias Verfassung konzentriert hat, glänzte die Folge vor allem durch ihre zahlreichen grandiosen Olivia-Szenen und der damit verbundenen hohen emotionalen Intensität. Und auch der perfide Fall der Woche wird einem noch eine lange Zeit in Erinnerung bleiben, womit die Serie erneut beweist, dass sie mittlerweile eine solche Qualität erreicht hat, dass sie auch mit Episoden überzeugen kann, die die Haupthandlung um die beiden Universen fast gänzlich auf Eis legen.
Manuel H. - myFanbase
Die Serie "Fringe - Grenzfälle des FBI" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: MarionetteErstausstrahlung (US): 09.12.2010
Erstausstrahlung (DE): 21.03.2011
Regie: Joe Chapelle
Drehbuch: Monica Owusu-Breen & Alison Schapker
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