Bewertung

Review: #4.10 Prophezeiung

Foto: Fringe - Grenzfälle des FBI - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Fringe - Grenzfälle des FBI
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Während dieser Episode durften wir Zuschauer ein wenig durchschnaufen, nachdem wir in #4.08 Back To Where You’ve Never Been und #4.09 Enemy of my Enemy einem regelrechten Bombardement an neuen und zum Teil sehr überraschenden Entwicklungen ausgesetzt waren. Stattdessen sahen wir uns diesmal einer klassischen "Fall der Woche"-Episode ausgesetzt und da wir wissen, dass die Autoren mit der Handlung rund um David Robert Jones ein echtes Ass im Ärmel zu haben scheinen, machen solche Stand-Alone-Folgen gleich viel mehr Spaß als noch zu Beginn der Staffel.

"I'm not ready to die today and I don't think that you are either."

Zugegeben, der Fall an sich, den es für Olivia, Peter und Lincoln aufzuklären galt, wirkte nicht sonderlich neu. Emilys Fähigkeit, den Tod von Menschen herbeizusehen, erinnerte durch die Machart sehr stark an #1.03 Roy, in der der Titelcharakter der Folge auch vermeintlich in der Lage war, Zukunftsereignisse hervorzusehen. Zwar entwickelten sich beide letztendlich in andere Richtungen, aber manche Details wie Emilys Zeichnungen, ihr Glaube an Gott sowie die Szenen im Labor weckten in einem das Gefühl, das Ganze in ähnlicher Art schon einmal gesehen zu haben. Schon länger nicht mehr bei "Fringe" hatte man dagegen solch gute Spezialeffekte zu Gesicht bekommen. Zwar war die Darstellung des anderen Universums in den beiden Folgen zuvor bereits ein echter Augenschmaus, doch der grausame Kranunfall zu Beginn der Folge und die Hypnoseszene im Labor wurden unverschämt hochwertig produziert – besonders für eine Serie, die nicht gerade mit hohen Zuschauerquoten Schlagzeilen macht.

Die Autoren hatten auch bei dieser Folge mal wieder ein absolutes Händchen dafür, Schicksale uns zu Beginn völlig unbekannter Charaktere so zu erzählen, dass man mit fortschreitender Episodendauer immer mehr mit ihnen sympathisiert und von deren Geschichte mitgerissen wird. Was das betrifft, ist Staffel vier sowieso auf Hochtouren. Auch die "Fall der Woche"-Episoden #4.02 One Night in October, #4.03 Alone in the Dark, #4.06 And Those We’ve Left Behind und #4.07 Wallflower konnten in diesem Punkt absolut überzeugen. So nun auch #4.10, in der man relativ schnell sowohl mit der gequälten Emily sympathisierte, als auch mit deren Vater, der alles für sie tun würde, um ihr trotz ihrer undankbaren Gabe ein unbeschwertes Leben zu bescheren. Dadurch war dann auch Emilys Tod eine sehr herzzerreißende und vor allem völlig unerwartete Szene und besonders die letzten Bilder – die halb erfrorene Emily auf einer Parkbank vor einem See sitzend, ihren Vater anflehend, nicht aufzugeben und letztendlich der Moment, in dem aus der Nase des ausdruckslosen Gesichts Blut läuft – waren welche, die definitiv hängen geblieben sind.

"You're the closest thing I have to a mother – and I love you."

Derweil war es schön zu sehen, dass zumindest mal eine Olivia eine Todeswarnung zu beschäftigen scheint. Denn während unsere Olivia aus der anderen Zeitlinie überraschend cool geblieben ist, als sie in #3.19 LSD am Ende so lässig verkündigt hatte, dass ein Mann sie wahrscheinlich bald töten werde, scheint die Olivia in dieser Zeitlinie dem Ganzen wohl weniger entspannt gegenüberzustehen. In der Tat griff man wieder auf die Prophezeiung des Beobachters am Ende von #4.08 zurück und nutzte die Gelegenheit gleich mal aus, wieder die Mythologie der Beobachter aus der Schublade zu kramen. Leider erwartete uns dabei nichts Neues, denn das FBI dieser Zeitlinie ist noch relativ am Beginn ihrer Forschungen rund um die Beobachter und lediglich Peter kann brauchbare Informationen liefern, die für das FBI neu, für uns Zuschauer weniger neu waren. Es ist eindeutig mal wieder an der Zeit, die Mythologie der Beobachter ein wenig weiterzuspannen, da durch Peters Rekapitulation seines bisherigen Wissens mal wieder deutlich wurde, dass die Beobachter eigentlich das Mysterium der Serie sind.

Was Olivia betrifft, so bleibt es recht interessant. Einerseits kann man gespannt darauf sein, ob sie intensiviert versuchen wird, mehr über die Beobachter und deren Prophezeiung in Erfahrung zu bringen, andererseits bleibt es auch interessant, inwiefern die Prophezeiung Auswirkungen auf Olivia selbst hat. In dieser Folge wurde an den ein oder anderen Stellen bereits Szenen gezeigt, die bewiesen habe, dass die Worte des Beobachters nicht ganz spurlos an sie vorbeigegangen sind. Insbesondere in den Szenen mit Broyles war Olivias neues Verhalten sehr präsent. Derweil bekamen wir auch noch einige Szenen zwischen Olivia und Nina geliefert und seit allerspätestens #4.09 wissen wir, dass Nina nichts Gutes im Schilde führt und gar mit David Robert Jones unter einer Decke steckt. Am meisten zu erwähnen bleibt hierbei natürlich die allerletzte Szene der Folge, als Nina Olivia einen Besuch abstattet. Es war unheimlich rührend, wie sich Olivia Nina offenbart und ihr sagt, dass sie sie liebe. Und gleichzeitig würde man selbst am liebsten durch den Bildschirm auf die Couch zu Olivia springen und ihr klarmachen, dass Nina sie nach Strich und Faden belügt. Es stellt sich die Frage, ob Nina wirklich so gefühllos ist und Olivias Vertrauen auch weiterhin derart hintergehen wird, oder sie in Zukunft gar ein schlechtes Gewissen packt und sich letztendlich doch noch gegen Jones wenden wird. Im Übrigen war ich doch sehr überrascht, dass man den Fall nicht mit Olivias momentanem Schicksal kombinierte. Ich war fest davon überzeugt, dass Emily auch noch Olivias Tod vor Augen haben wird. Dass sich am Ende herausgestellt hat, dass ich falsch lag, empfand ich jedoch als nicht wirklich dramatisch, schließlich wäre das Ganze dadurch auch etwas vorhersehbar geworden.

So, was bleibt noch? Ah ja, ein paar Szenen zwischen Walter und Peter gab es natürlich auch, die allerdings ziemlich unspektakulär dafür ausfielen, dass sich Walter gegen Ende der letzten Episode endlich dazu entschlossen hatte, Peter zu helfen. Eigentlich hätte man an dieser Stelle durchaus mit mehr Szenen rechnen können und einer teilweise Wiederbelebung der so sehnsüchtig erwünschten Bishop-Dynamik. Hier und da gab es einige wenige gute Momente, aber insgesamt betrachtet, hatte ich doch mehr erwartet. Dann werden die selben Erwartungen eben an die nächste Folge gestellt, die das Bishop-Gespann dann hoffentlich ein wenig mehr in den Fokus rückt.

"I can't feel my urine response yet. I should probably go empty my bladder again."

#4.10 Forced Perspective war eine relativ harmlose "Fall der Woche"-Episode, die weniger durch den Fall an sich, als durch die erneut sehr gelungene Herangehensweise an die Gastcharaktere und deren Schicksal punkten konnte. Und genau darin lag der Reiz der Episode, denn obwohl praktisch keine wichtigen Entwicklungen vonstatten gingen und man die Episode eigentlich auch hätte weg lassen können, wäre es schade gewesen, so manch herzzerreißende und gelungene Momente zu verpassen. Als kleine Verschnaufpause nach den letzten beiden Episoden, war diese Folge eigentlich genau das Richtige.

Manuel H. - myFanbase

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