Bewertung

Review: #5.03 Der Archivar

Foto: Joshua Jackson, Fringe - Grenzfälle des FBI - Copyright: 2012 Fox Broadcasting Co.; Kharen Hill/FOX
Joshua Jackson, Fringe - Grenzfälle des FBI
© 2012 Fox Broadcasting Co.; Kharen Hill/FOX

Bereits in meiner Review zur letzten Folge hatte ich gemutmaßt, dass die bevorstehende Schnitzeljagd nach all den Elementen, die Walter für seinen Plan gegen die Beobachter benötigt, nicht unbedingt ein cleverer Schachzug der Autoren ist, um die Staffel spannend zu gestalten. In #5.03 The Recordist bestätigte sich dann leider diese Vermutung, denn die Suche nach dem ersten Puzzleteil entpuppt sich letztendlich als recht fade Angelegenheit.

"Walter, is there a mine there?"

"Mime? The only mime I know of is Marcel Marceau, but what does he have to do with any of this?"

Zu Beginn der Episode war ich etwas verwirrt. Walters Videoansprache am Ende von #5.02 In Absentia klang eher so, als hätte er die diversen Tapes in einem größerem Radius verteilt und nicht sehr offensichtlich irgendwo im Labor. Was für einen Sinn hat es, dass Walter den geheimnisvollen Plan auf verschiedene Tapes aufteilt, wenn er diese anschließend einfach im Labor verteilt? Statt nach dem ersten Tape suchen zu müssen, begibt sich das Team in dieser Episode stattdessen in die tiefsten Wälder Pennsylvanias, um dort einige mysteriöse Steine zu finden, die Walter benötigt, um die Beobachter auszuschalten. Dort treffen sie auf eine Gruppe von Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die neuesten historischen Entwicklungen der Menschheit festzuhalten. Bis zu einem gewissen Punkt hatte diese Folge dadurch meine volle Aufmerksamkeit, denn die Idee mit den "Recordists", das gelungene Setting sowie die Darstellung der dort lebenden Menschen, deren Körper aussahen, als wären sie mit Borken übersäht, waren wirklich interessante Details, die mich durchaus begeistern konnten.

Leider war das auch schon alles, mit der mich die Handlung in dieser Woche positiv stimmen konnte, denn der Rest der Geschehnisse hinterlassen im Nachhinein den Eindruck, eine Füllerepisode vorgesetzt bekommen zu haben. Schließlich ist das Team nach gut vierzig Minuten um keine nachhaltigen Erkenntnisse, stattdessen aber um ein paar Steinchen reicher. Statt, dass man die Episode dann immerhin dafür verwendet hat, uns Zuschauern ein wenig Post-2015-Wissen anzueignen, rückte man die Vater/Sohn-Beziehung zweier vollkommen unbekannten Charaktere in den Vordergrund, deren Szenen noch nicht einmal einen nachhaltigen Effekt auf unsere Protagonisten hatten, wofür "Fringe" solche Subplots normalerweise gerne verwendet. In einer regulären Staffel wäre das natürlich kein Problem gewesen, zumal die betreffenden Szenen nicht schlecht waren und besonders das Ende, als der kleine Sohn die Heldentat seines Vaters in die Sammlung bedeutsamer historischer Momente der Menschheit aufnahm, toll umgesetzt war. Aber in einer lediglich dreizehn Folgen umfassenden Abschlussstaffel fände ich es doch besser, wenn man solche unbedeutenden Plots in Zukunft streichen und sich stattdessen auf die wirklich wichtigen Charaktere konzentrieren würde.

"I don't know why it is happening, but our family got a second chance."

Doch selbstverständlich gab es in dieser Folge auch Momente, die ganz allein "unseren" Figuren gehörten. Dabei war besonders das Gespräch zwischen Olivia und Peter eine sehr herzerwärmende Angelegenheit und bei ihren Szenen wird mir immer wieder klar, dass sich beide ganz offenbar noch so einiges von der Seele zu reden haben. Daher hätte es mir nichts ausgemacht, wenn beide in dieser Folge in der Mine verschüttet worden wären und auf ihre Befreiung hätten warten müssen. Dann hätten die beiden mal schön Zeit gehabt, über alles zu reden, was ihnen auf dem Herzen liegt. Doch die Rettung der Welt scheint wohl ein recht stressiges Unterfangen, weshalb ruhige Minuten, in denen man sich seine Ängste, Sorgen und Zweifel gestehen könnte, wohl eine echte Rarität sind. Jedenfalls war das Gespräch während dieser einen ruhigen Minute wirklich ergreifend, zumal wir Zuschauer dadurch wieder ein wenig darüber erfahren haben, wie es der Bishop-Familie nach der Invasion erging. Solche Bruchstücke bekamen wir ja bereits in den ersten beiden Episoden, meistens durch Traumsequenzen oder eben Dialogen. So wäre es eigentlich nicht mal notwendig, uns auch visuell in das Jahr 2015 zurückzukatapultieren. Wenn man dann aber sieht, wie Anna Torv bereits während des Peter/Olivia-Moments gerockt hat, wäre es sehr schade, nicht zu sehen zu bekommen, wie Olivia im Jahr 2015 mit dem Verschwinden ihrer Tochter klarzukommen versucht. Die Folge hatte auch noch einen weiteren wunderschönen kleinen Moment zu bieten, der mir wirklich ein breites Grinsen bescherte, obwohl er doch nur daraus bestand, dass Olivia Ettas Bein im Auto berührte. Vollkommen ausreichend, um uns allen klarzumachen, dass Olivia Peters Rat angenommen hat und sie die Wiedervereinigung mit ihrer Tochter als zweite Chance sieht. Ich hoffe inständig, dass Olivias Glück nichts in die Quere kommt.

Zum Schluss noch ein genereller Kritikpunkt zur aktuellen Staffel. Die Punkte, die ich bereits an der letzten Folge zu bemängeln hatte (sprich: Broyles/Nina-Abstinenz, Informationslücken zwischen 2015 und 2036), bleiben auch nach dieser Folge noch bestehen. Hinzu kommt noch der sich in mir aufkommende Unmut darüber, dass die Beobachter in dieser Staffel viel zu wenig im Rampenlicht stehen. In den vergangen vier Staffeln gab es rund um die Beobachter bspw. so viele kleine Aspekte, die die Beobachter so interessant erschienen lassen (ich denke da an ihre offenbar nicht vorhandenen Geschmacksnerven; ihre Unfähigkeit, sich auf Runenzeichen zu bewegen; die besondere Wirkung von Wasser auf ihren Organismus; uvm.), dass ich erwartet hatte, dass diese kryptische, okkulte Darstellung der Beobachter einerseits auf die Spitze getrieben wird, andererseits die ein oder anderen Aspekte auch erklärt werden. Das ist momentan nicht der Fall, was ein wenig enttäuschend ist.

Außerdem würde ich mir wünschen, dass Astrid im weiteren Staffelverlauf nicht so ein Schattendasein fristet. Bisher spielt sie wirklich eine extrem kleine Rolle, was umso bedauernswerter ist, wenn man sich daran erinnert, wie man es in der vierten Staffel endlich geschafft hatte, sie öfter in Aktion zu bringen. Dass verdient Astrid auch definitiv, die in dieser Folge aufgrund ihrer zahlreichen sarkastischen Äußerungen gegenüber Walter für einige witzige Momente sorgte.

Fazit

Bis auf einige erneut überzeugende zwischenmenschliche Momente innerhalb des Fringe-Teams und so manch originellen Einfällen, hatte #5.03 The Recordist inhaltlich leider kaum etwas zu bieten und konzentrierte sich viel zu sehr auf belanglose Nebenplots, sodass wir momentan irgendwie nicht wirklich von der Stelle kommen. In den folgenden Episoden möchte ich bitte ins Gesamte etwas mehr Tempo, ein wenig mehr Relevanz in die einzelnen Teilhandlungen und Einblicke in so manche Unklarheiten bekommen, sodass auch ich nach einer Folge mal à la Walter sagen kann: "Now, that's a ride!"

Manuel H. - myFanbase

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