Bewertung

Review: #3.07 Der Bär und die Jungfrau Hehr

#3.07 The Bear and the Maiden Fair knüpft gut an der Ausgangsstellung der vorherigen Episode an und führt die angeschnittenen Handlungsstränge weiter. Woche für Woche kann "Game of Thrones" überwältigen und auch die siebte Folge der dritten Staffel führt die konstant hervorragende Leistung weiter fort.

The Bear and the Maiden Fair

Buchkenner dürften schon beim Titel dieser Folge auf Jaime und Brienne hingefiebert haben. Woche für Woche sehen wir, wie das Band der beiden wächst und ihre Szenen zählen mit zu den Highlights dieser Staffel. Bei ihrem Abschied in Harrenhal sprachen beide Blicke Bände. Jaime möchte Brienne nicht bei Lockes brutalen Männern zurücklassen und Brienne verabschiedet sich höflich von Ser Jaime, nicht dem Königsmörder. Jaimes Charakterentwicklung ist großartig und vergleicht man ihn mit dem rücksichtslosen, egoistischen Ritter von damals, ist davon nichts mehr übrig geblieben. Zum Glück hat er seinen kecken Humor wieder gefunden und obwohl er keine Schwerthand mehr hat, kommt Jaimes scharfe Zunge und seine charmante Drohung zum Einsatz, um Brienne zur Hilfe zu eilen.

Die Kampfszene in der Arena hat die etwas actionarme Handlung dieser Episode wieder völlig ausgeglichen. Der Bär war furchteinflößend und Jaimes Heldentat kam keine Sekunde zu früh. Während er sich mutig vor den Bären stellt und einen Angriff verhindert, kann Brienne entkommen und zieht ihn augenblicklich ebenfalls ins Sichere. Eine sehr packend inszenierte Szene, welche den Teamgeist der beiden phänomenal auf den Bildschirm bringt. Außerdem hat Jaime erreicht, dass Brienne mit ihm nach Königsmund kommt. Eine interessante Ausgangslage und vor allem Grund zur Freude, da wir noch mehr großartige Szenen von Jaime und Brienne zu Gesicht bekommen werden.

A bear there was, a bear, a bear!...

Aus der tiefsten Höhle des Bären konnte Theon dagegen nicht entkommen. Nicht nur er hat den Punkt der absoluten Ausweglosigkeit erreicht, sondern auch als Zuschauer sind diese Szenen an der Schmerzgrenze des Ertragbaren. Trotz des intensiven Schauspiels von Alfie Allen und Iwan Rheon wünscht man sich im Moment nichts sehnlicher, als dass diese Storyline beendet wird. Für Theon ist keine Rettung mehr in Sicht, denn was Ser Rodrik ihm vor seiner Hinrichtung in #2.06 Alte und neue Götter sagte, klingt seitdem nach. "Now you are truly lost."

And down the road, from here to there...

Arya macht eine unglaubliche Reise durch. Gerade noch in den Fängen der Bruderschaft ohne Banner mit der Hoffnung, Robbs Lager zu erreichen, befindet sie sich plötzlich im Gewahrsam von Sandor Clegane. Zwar glaube ich nicht, dass der Bluthund Arya Leid zufügen wird, nach allem was er für Sansa getan hat. Zudem wird es interessant werden, wie Arya und Clegane miteinander klar kommen. Wird sie die Gelegenheit ergreifen, ihn zur Verantwortung zu ziehen? Obwohl Aryas Storyline durch die überraschende Begegnung mit Clegane einen spannenden Wendepunkt erreicht, bin ich etwas traurig darüber, dass sie eventuell keine weiteren Szenen mit Beric Dondarrion haben wird. Vorausgesetzt, die Bruderschaft findet sie nicht. Das Gespräch, in welchem Arya ihren einzigen Gott, den Tod, offenbart, ist einfach genial. Sie hat Syrios Lektionen nicht vergessen und zeigt ein Mal mehr, dass sie ihrem Alter weit voraus ist. Aryas Reise ist stets ungewiss und nicht zuletzt aufgrund Maisie Williams' fantastischem Schauspiel und ihrem quirligen Charakter unglaublich spannend.

Durch das Aufeinandertreffen der Bruderschaft mit Melisandre, wirkt der Herr des Lichts so präsent wie nie und wir erfahren auch den Grund für Melisandres Anbetung. Ihre Hintergrundgeschichte als Sklavin bringt uns ihren bisher kühlen Charakter etwas näher. Gendry weiß nun endlich die Wahrheit über seine Herkunft und Melisandres Aussage "You will make kings rise and fall" lässt mit Spannung erwarten, was auf Gendry zukommen wird.

Einen weiten Weg hat auch Bran hingelegt. Da seine mystischen Visionen derweil zu kurz kommen, ist es umso besser, den Fokus in dieser Szene auf Osha gelegt zu haben. Nachdem sie stillschweigend die Präsenz der Reeds und ihre Aussagen hingenommen hat, meldet sie sich endlich zu Wort und erschüttert nicht nur mit ihrer tragischen Liebesgeschichte, sondern setzt auch ein Ultimatum. Bis zur Mauer und nicht weiter, heißt es. Ich kann ihre Beweggründe absolut nachvollziehen und auch wenn ich davon überzeugt bin, dass Jojen und Meera Bran helfen wollen, behält Osha Recht. Eine Reise jenseits der Mauer wäre Selbstmord. Wird sich Bran umstimmen lassen?

Oh, sweet she was, and pure and fair...

Die reinen und schönen Tage für Sansa sind endgültig vorbei. Königsmund ist ihr Alptraum und man empfindet großes Mitleid für sie. Man glaubt oft gar nicht, dass Sansa eigentlich die ältere und Arya die jüngere Schwester ist. Sansa schafft es nicht, mit ihrer Situation zu Recht zu kommen, aber ihr kindlicher und verträumter Charakter bleibt durchweg sympathisch. Ihre Szenen mit Margaery sind stets amüsant, doch es blitzt erneut Margaerys Hinterlistigkeit auf. Sie hat das Spiel verstanden, weiß um ihre Position als Frau auf dem Hofe und macht aus ihrer Situation das Beste. Zudem scheint sie nicht so unerfahren und unschuldig zu sein, wie anfangs dargestellt. Sansa und Margaery trennen Welten und ob ihre Freundschaft auch von Margaery uneigennützig gedacht ist, wie sie vorgibt, wird mehr und mehr in Frage gestellt. Ebenso ungewiss ist die Beziehung von Tyrion und Shae. Der arme Kerl ist über beide Ohren in sie verliebt und kann nichts für seine ausweglose Situation, während sie sich als Hure degradiert und die Beziehung zu beenden scheint. Im Moment sind beide das Paar, für das ich am meisten mitfiebere.

Eine andere großartige Szene war jene mit Joffrey und Tywin Lannister im Thronsaal. Das Schauspiel von Jack Gleeson und Charles Dance ist wie gewohnt erste Klasse. Ebenfalls hervorragend waren die Kameraführung und die komplette Inszenierung dieses Dialogs. Zuerst als Joffreys Ratgeber, steigt Tywin die Treppen langsam Schritt für Schritt hoch und befindet sich nicht nur in Augenhöhe mit dem König, sondern zwingt Joffrey, auf ihn hinauf zu sehen. Somit wurde auch der Stand der beiden klargestellt. Joffrey lümmelt sich als unwissender Junge auf dem Thron, während Tywin ihm haushoch überlegen ist. Sehr gut gelungen ist auch der Bezug zu Daenerys, die nun als Gefahr in Königsmund wahrgenommen wird und trotz der Distanz mit ihrem Drachen im Thronsaal präsent zu sein scheint. Abermals wird auf die Zerstörungskraft der Drachen hingewiesen, welche einen perfekten Übergang zur folgenden Szene bildet.

...the Maid with honey in her hair...

Auch sie hat das Spiel der Throne verstanden. Majestätisch im weißen Kleid und vollkommen beherrscht präsentiert sie sich nicht als Mädchen, sondern als Königin. Sie hat Drachen, sie hat eine Armee und wichtiger noch, sie hat ihre Vergangenheit nicht vergessen. Daenerys ist nicht nur eine Eroberin, sondern agiert zunehmend als Sklavenbefreierin. Sie selbst weiß nur zu gut, wie es ist, verkauft und verhandelt zu werden. Schon in der ersten Staffel hegte sie Sympathien für die Sklaven und verlangte von Khal Drogo, ihnen die Freiheit zu schenken. Nun hat sie die Macht dazu, selbst die Initiative zu ergreifen und genau deshalb kann sie Grazdans Schiffe nicht annehmen. Ein wichtiger Charakterzug, der Danys Komplexität, Tiefgründigkeit und Einfühlsamkeit unterstreicht, als sie die 200 000 Sklaven zu ihren 200 000 persönlichen Gründen nennt, sie nun zu befreien.

Wann immer die Drachen zum Vorschein kommen, ist perfekte Unterhaltung vorprogrammiert. Nicht nur die CGI-Effekte sind gewohntermaßen grandios, sondern es ist auch auffällig, wie schnell die Drachen wachsen und wie furchterregender sie werden. Grazdan ist zu Recht eingeschüchtert, während Dany ihre Überlegenheit offen demonstriert. Der Dialog zwischen ihr und dem Sklavenhändler war herrlich amüsant anzuschauen und in Aktion mit den Drachen ein toller Moment. In der Tat, Grazdan hat die Mutter der Drachen bedroht und da er nicht auf Danys Geschenk eingehen wird, ist es wahrscheinlich, dass ein weiterer Paukenschlag nach Astapor in #3.04 And Now His Watch is Ended nun auch in Yunkai folgen wird.

The bear smelled scent, on the summer air...

Es liegt etwas in der Luft zwischen Robb und Talisa, das mir trotz ihrer Liebesszene einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Seit Beginn bin ich von Robb und Talisas Liebesglück nicht überzeugt. Auch teilte ich Catelyns zweifelnden Blicke. Besonders auffällig ist die Tatsache, dass Talisa plötzlich einen Brief an ihre Mutter schreibt. Steckt mehr dahinter? In dieser Szene sticht einmal mehr hervor, wie vorschnell ihre Hochzeit war und wie wenig man eigentlich über Talisa weiß. Robbs Verhalten und seine Aktionen in dieser Staffel sind diskutabel, aber das Glänzen in seinen Augen, als er von der Schwangerschaft erfährt, hinterließen bisher den bittersten Beigeschmack. Glück ist bei "Game of Thrones" nur selten von Dauer, besonders, wenn man Versprechen abgibt, die man nicht halten kann.

She sang: My bear so fair...

Auch wenn mich Ygrittes berühmtberüchtigter Satz in den Wahnsinn treibt, so muss ich doch gestehen, dass ich im Gegensatz zur zweiten Staffel nun immer mehr Sympathien für die Beziehung zwischen Jon und Ygritte empfinde. Ihre glücklichen Momente seien ihnen gegönnt, denn beide wissen, worauf sie sich eingelassen haben. In ihrem ernsten Dialog kam gut zur Geltung, dass Jon sich nicht zu den Wildlingen zählt und Ygritte nur die Beziehung zwischen den beiden von Bedeutung ist. Besonders Ygrittes starker Charakter gefällt mir, da sie sich durch ihre direkte, witzige Art von vielen unterscheidet und oft in vielem Recht behält. Alle müssen sterben, aber zuerst wird gelebt und nach dieser Devise lebt Ygritte. Auch wenn Orell ein Funken Wahrheit spricht und Ygritte Jon an Lebenserfahrung einiges voraus ist, so hat Jon endlich mehr Einsatz bekommen und kann sich in so manchen Szenen vor Ygritte behaupten. Sie geben ein dynamisches Doppelpack ab und sind sich vollends bewusst, dass ihre Herkunft zwischen ihnen steht. Und dennoch lassen sie nicht voneinander ab, sondern genießen ihre gemeinsame Zeit.

Fazit

Diese Episode ging es etwas ruhiger an und konzentrierte sich auf die emotionale Gefühlswelt der Charaktere. Bis auf Theons erbarmungsloser Storyline strotzt "Game of Thrones" nur von starken Momenten, welche in dieser Episode besonders bei Jaime/Brienne und Daenerys zur Geltung kamen. Doch aus der Feder von George R. R. Martin hat mir für seine Episode noch das letzte i-Tüpfelchen zur vollen Perfektion gefehlt.

Tanya Sarikaya - myFanbase

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