Bewertung

Review: #4.09 Die Wächter auf der Mauer

Foto: Kit Harington, Game of Thrones - Copyright: 2013 Home Box Office, Inc. All rights reserved. HBO® and all related programs are the property of Home Box Office, Inc.; Sky
Kit Harington, Game of Thrones
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Seit nunmehr vier Jahren ist "Game of Thrones" dafür bekannt, in der neunten Episode jeder Staffel mit einem gigantischen Ereignis aufzuwarten. Auch in Staffel vier werden wir nicht enttäuscht, doch dieses Mal läuft alles etwas anders ab. Man ist es schon halb gewohnt, sich auf eine traumatische Wende vorzubereiten, da einer der Starks seinen Kopf verlieren wird. In #1.09 Baelor traf es Eddard und in #3.09 Der Regen von Catsamaer Robb und Catelyn. In #4.09 The Watchers on the Wall konzentriert man sich die gesamte Episode über auf Jon Schnee und die Geschehnisse an der Mauer, die zwar ein Gemetzel mit sich bringen, jedoch nicht die gleiche Intensität, wie die bisherigen neunten Episoden.

"The gods aren't down here. It's the six of us, you hear me? Night gathers, and now my watch begins. It shall not end until my death. I shall take no wife, hold no lands, father no children. I shall wear no crowns and win no glory. I shall live and die at my post. I am the sword in the darkness. I am the watcher on the walls. I am the shield that guards the realm of men. I pledge my life and honor to the Night's Watch, for this night and all the nights to come."

Bereits seit Beginn der Staffel wird man darauf vorbereitet, dass die Wildlinge die Mauer in naher Zukunft attackieren werden. Nun ist der Zeitpunkt gekommen und die Männer der Nachtwache müssen sich dem Feind, der aus dem Norden und dem Süden angreift, stellen. Leider muss ich sagen, dass mich das Kampfgeschehen nicht völlig mittreißen konnte. Dies hat hauptsächlich damit zu tun, dass ich durch George R.R. Martins Bücher mit einem vorgeprägten Bild im Hinterkopf an das Event heranging.

Zunächst möchte ich mich auf den Angriff aus dem Süden konzentrieren, der von Ygritte, Tormund und Styr geführt wurde. Dieser Part der Geschichte hat mir sehr gut gefallen, da man uns auf beiden Seiten der kämpfenden Parteien einige Sympathieträger gibt, auf deren Werdegang man gespannt ist. Von Beginn an merkt man, dass Ygritte zerrissen ist, was diesen Angriff angeht. Einerseits will sie ihren Frust über Jons Verrat an ihrem ehemaligen Liebhaber auslassen, andererseits brennt sie innerlich darauf, ihn endlich wieder zu sehen und wird dabei nicht von Rachegedanken geleitet. Ganz ähnlich ist es bei Jon, der Sam gegenüber zu erklären versucht, was er für Ygritte empfindet. Dies in Worte zu fassen, fällt ihm mächtig schwer und man erkennt, dass er die Wildlingsfrau wider besseren Wissens liebt. Für beide ist es schwer, sich in den Kampf zu stürzen und dabei nicht an einander zu denken, doch zunächst schieben die beiden ihre Gefühle bei Seite und töten alle Feinde, die sich ihnen in den Weg stellen. Erst als sich Ygritte und Jon dann gegenüberstehen, brechen ihre Gefühle durch und der vom Kampf verletzte Jon kann nicht anders, als zu Lächeln. Diesen Moment hat man sehr gut in den Kampf eingebettet. Für wenige Sekunden steht die Welt still und der Zuschauer, der schon so lange darauf hofft, dass sich Jon und Ygritte noch einmal sehen werden, erhascht noch einmal einen Auszug dessen, was sich in ihrem Inneren abspielt. Die Mischung aus Liebe, Wut, Schuldgefühlen und Ratlosigkeit hängt über den beiden und man möchte nur, dass sich Jon und Ygritte noch einmal in die Arme fallen. Doch G.R.R. Martin ist nun längst dafür bekannt, dass das Leben nicht sonderlich viele Happyends mit sich bringt und so muss Ygritte ihr Leben lassen. Dass sie dann in Jons Armen stirbt, ist tragisch und schön zugleich, da sie sich nun wenigstens von einander verabschieden durften.

In dem Getümmel rücken Tormund und Styr in den Hintergrund und werden lediglich dazu benutzt, möglichst viel Blut zu vergießen. Nachdem man uns bereits in #4.08 The Mountain and the Viper einen äußerst blutigen Tod zeigte, überrascht es nicht, dass auch diese Episode viel "Oh" und "Ah" mit sich bringt. So konnte man sich nicht verkneifen, Styr auf äußerst brutale Weise abtreten zu lassen, indem man ihm einen Hammer in den Schädel jagt.

Obwohl es hier nicht so vonstatten geht wie in den Büchern, bin ich mit der Umsetzung sehr zufrieden. Besonders gut ist das letzte Treffen von Jon und Ygritte gelungen, das man den Fans in den Büchern leider nicht gegönnt hat. So kann man sich von dem Paar verabschieden und durfte sich noch einmal davor überzeugen, wie nah sich zwei Menschen stehen können, deren Leben Welten trennt. Ganz wichtig war neben diesem Treffen der Spannungsbogen, der den Kampf erst richtig in Fahrt gebracht hat. Indem man die geliebten Männer der Nachtwache zunächst als unterlegen darstellt, sie sich im Lauf der Episode dann aber doch als die Überlegenen etablieren können, hält man den Zuschauer die gesamte Zeit über wie gebannt vor dem Bildschirm fest.

Anders ging es mir da bei dem Angriff aus dem Norden, bei dem man die Mauer gegen die Armee von Mance Rayder verteidigen musste. Die große Ankündigung der Überzahl der Wildlinge kam leider nicht zur Geltung. Man zeigt zwar die majestätische Mauer und das in der Ferne lodernde Feuer, doch das Gefühl von Bedrohung konnte nicht auf mich übergreifen. Ich hatte mir aufgrund der Bücher scharenweise Wildlinge vorgestellt, die versuchen, die Mauer zu stürmen. Doch das halbe Dutzend, dass die Mauer zu erklimmen versucht und die beiden Riesen mit ihrem mammutähnlichen Tier waren einfach nicht genug, um glaubhaft darzustellen, in welcher Gefahr die Mauer schwebt. Auch aus dem angrenzenden Wald kamen nur ein- bis zweihundert Wildlinge, die ebenfalls nicht das Gefühl vermitteln konnten, dass man um die Männer der Nachtwache bangen muss, da sie auf der Mauer für ihre Feinde sowieso unerreichbar waren.

Einzig die Aufgabe, die Jon Grenn erteilt, kann vermitteln, wie gefährlich die Wildlinge sind. Die Szene in der Grenn und seine Männer den Schwur der Nachtwache aufsagen, als der Riese auf sie zugestürmt kommt, ist für mich die einprägsamste der gesamten Episode. Denn in diesem Moment rutscht einem zum ersten Mal das Herz in die Hose. Gleichzeitig empfindet man Stolz, dass sich die Männer dem Riesen stellen und zu ihrer Aufgabe, das Reich gegen Eindringlinge zu schützen, stehen. Dennoch möchte man, dass ihnen nichts wiederfährt, was angesichts des rasenden Riesen unwahrscheinlich ist.

"I was nothing at all. And when you're nothing at all, there's no more reason to be afraid."

Nachdem die Schlacht geschlagen ist und man sich als Zuschauer von Grenn, Pypar, Ygritte und einigen weniger liebgewonnen Charakteren verabschieden musste, sieht Jon nur einen Weg, um den Kampf endgültig für sich zu entscheiden. An dieser Stelle habe ich sehr gestutzt, da ich nicht ganz nachvollziehen kann, weshalb Jon zu Mance gehen will. Es ist zwar völlig schlüssig, dass Mance die Wildlinge zusammenhält und die Armee ohne ihn zerfallen würde, doch ich sehe nicht, wie Jon meint, Mance töten zu können. Er hat sich am Abend sehr gut bei der Nachtwache geschlagen und durch seine Befehle dafür gesorgt, dass der Angriff der Wildlinge niedergeschlagen wurde. Doch die eingesteckten Verluste gehen ihm so nahe, dass er bereit ist, sein eigenes Leben zu opfern, um seine restlichen Brüder zu retten. Dies ist zwar sehr edel, aber wie schon erwähnt, erkenne ich nicht, wie Jon dies bewerkstelligen will.

"I am a man of the Night's Watch, Gilly. I made a promise to defend the wall and I have to keep it. Because that's what men do."

Neben dem ganzen Kampftrubel darf man nicht vergessen, dass die Beziehung von Sam und Gilly auf eine neue Ebene gehoben wurde. Schon lange weiß man, dass Sam für Gilly mehr empfindet, als seine Aufgabe als Mann der Nachtwache ihm gestattet. Dennoch hofft man, dass die beiden zu einander finden und der zurückhaltende Sam Gilly endlich sein Herz ausschüttet. Schon als Sam Gilly in der Schwarzen Festung versteckt und die beiden sich versprechen, sich nie mehr zu trennen, geht einem das Herz auf. Als Sam dann nach dem Kampf zu Gilly kommt und sie küsst, ist mir ein kleiner Jubelruf entschlüpft, da man neben all dem Mord- und Todschlag nun endlich auch einmal wieder sehen konnte, wie sich zwei Menschen gefunden haben. Obwohl die Szene nur sehr kurz war, schafft sie einen kleinen Gegenpol zu dem Gemetzel und gibt einem ein wohliges Gefühl.

Fazit

Die große neunte Episode dieser Staffel brachte wieder einmal nervenaufreibende Entwicklungen mit sich. Dennoch muss ich sagen, dass dieses Mal nur wenig herausragende Szenen dabei waren und man sich an viele Stellen einfach nur dem Kampf hingeben musste. Vergleiche ich #4.09 The Watchers on the Wall mit den restlichen Episoden der vierten Staffel, steht sie ihnen zwar nicht mit viel Abstand nach, lässt aber doch einige Schwächen erkennen. So legt man zwar Wert darauf, Jon und Ygritte noch einmal zu vereinen und auch Sam und Gilly glücklich zu machen, doch sonst waren herausragende Szenen spärlich gestreut. Besonders als Fan der Bücher habe ich mir von dem Angriff der Wildlinge mehr erhofft und vermutet, dass er dem Kampf auf dem Schwarzwasser in #2.09 Schwarzwasser um nichts nachsteht, wurde jedoch ein wenig enttäuscht. Hätte man die Episode mit dem weiteren Geschehen in Westeros gespickt, dann hätte man viele der schwächeren Szenen streichen können.

Marie Florschütz - myFanbase

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