Bewertung

Review: #1.19 Zeit des Zorns

Mit dieser Folge von "Ghost Whisperer" ist es nicht so einfach. Die Idee und Botschaft der Folge ist im Grunde sehr genial, nur leider kann man das nicht ohne weiteres für die Umsetzung der Geschichte behaupten.

Ausgangspunkt ist die Ehrung eines Richters aus Grandview, der in den 1970er Jahren die Ermordung eines jungen, schwarzen Mannes nicht zur Anklage bringen wollte, da er überzeugt war, dieser habe seinen Tod selbst verschuldet. Der Mann war Ely Fisher, welcher in einer Prügelei mit einem anderen Mann, der wiederum aus einer reichen, angesehenen Familie stammte, erschlagen wurde. Ely wütet nun als Geist noch Jahre nach seinem Tod in der Stadt und versucht alles, um seinen Tod zu rächen.

Anfänglich ist die Geschichte jedoch nicht besonders spannend. Wie Ely die Menschen in der Stadt tyrannisiert und versucht dem Richter buchstäblich das Leben auszusaugen, gefällt mir nicht. Im Gegenteil, es wirft eigentlich nur Fragen auf. Auch Melinda muss überrascht feststellen, dass die Geister immer stärker zu werden scheinen und ich kann ihr nur beipflichten. Ich verstehe nicht, woher die Kraft des Geistes kommen soll bzw. wie es ihm möglich sein soll, in der Realität zu wirken und anderen körperlichen Schaden zuzufügen. Anscheinend soll der Zuschauer das einfach so hinnehmen, aber das funktioniert nicht. Man fragt sich pausenlos, wie das möglich sein kann. Auch das Auftauchen des Sohnes und Enkels von Ely überzeugt mich anfänglich überhaupt nicht. Ungläubig verfolgte ich zudem die Geschichte um Elys Frau, die vor den Augen des Sohnes zusammengebrochen und gestorben sein soll, nachdem ihr der Richter damals erklärt hatte, keine Anklage gegen den Mörder ihres Mannes zulassen zu wollen.

Insgesamt ging in dieser Folge einiges durcheinander. Wut, Rassismus Vorurteile, das Auftauchen der "bösen Mächte" in Form der düsteren Gestalt ohne Gesicht. Viele Handlungsstränge, die kreuz und quer gesponnen wurden. Was ich jedoch wiederum gelungen fand, war die etwas versteckte Thematisierung von Rassismus. Der Richter erkennt, dass er damals aufgrund Elys Hautfarbe voreingenommen war und überzeugt war, er musste der Schuldige gewesen sein. Auch das "gepflegte Vorurteil" ist eine Facette von Rassismus, nicht nur die offene Anfeindung oder Gewalt. Die Rede des Richters am Schluss der Folge fand ich großartig. Mit viel Selbsterkenntnis gibt er seine Botschaft weiter, ohne dabei kitschig oder klischeehaft zu werden.

Ein bisschen hin- und hergerissen war ich allerdings von dem erneuten Auftauchen der düsteren Gestalt ohne Gesicht und Elys Äußerung, es gebe jemanden, der wisse, was Melinda tut, und sei hiermit nicht einverstanden. Was soll denn das werden? Und, warum braucht Melinda einen Gegenspieler? Ist es der Teufel, die Hölle? Was der Richter gekonnt umschiffen konnte, wird an dieser Stelle bedauerlicherweise versenkt: Abgedroschene Klischees von Gut und Böse, Himmel und Hölle. Ein bisschen erinnert mich das auch an die Serie "Tru Calling - Schicksal Reloaded", in der irgendwann auch unbedingt "der Teufel" in Erscheinung treten musste, was mir hier wie dort nicht sonderlich viel Begeisterung entlocken kann.

Absolut überzeugend war für mich jedoch wieder einmal Andrea. Sie ist zu lustig, als sie vor Elys Geist in das Hinterzimmer des Antiquitätenladens flüchtet. Sehr süß und vor allem auch sinnig ist daneben ihr Gespräch mit Elys Enkel. Dieser erzählt ihr davon, dass sein Vater ihm beigebracht habe, sich mit "seines Gleichen" zu umgeben. Was der Vater offensichtlich auf die Hautfarbe bezogen hat, kehrt Andrea in wunderbarer Art in eine von Offenheit und Toleranz geprägte Sichtweise um, ohne den Vater des kleinen Jungen bloßzustellen. So erklärt sie dem kleinen Jungen an ihrem Beispiel, dass Menschen "ihres Gleichen" diejenigen sind, die lustig, loyal und tolerant sind und eröffnet dem Jungen damit eine ganz andere Denkweise.

Eine clevere Wendung ergibt sich auch durch das Auftauchen des Geistes der Krankenschwester, welche Zeugin der wahren Geschehnisse von Elys Tod war. Dass der Geist der Frau die ganzen Jahre über im Krankenhaus verharrte, um irgendwann die Wahrheit über Elys Tod zu erzählen, ist ein gekonnter Einfall, der für Spannung sorgt.

Fazit

Die Thematik dieser Folge ist eigentlich recht anspruchsvoll. Allein die Umsetzung ist an vielen Stellen ein wenig schwach. Es ist ein kontinuierliches Auf und Ab, welches dennoch mit der tollen Rede des Richters am Ende ein gutes Ende hätte finden können, wäre da nicht die Sache mit der düsteren Gestalt ohne Gesicht. Offensichtlich soll hier wie bereits schon einige Mal in der Vergangenheit Melindas künftiger Gegenspieler angekündigt werden. Das, was sich hier abzeichnet, lässt mich jedoch nichts Gutes erahnen. Ich hoffe sehr, dass insoweit ein bisschen mehr kommen wird als ein klischeehaftes Gut gegen Böse, Himmel und Hölle, schwarz und weiß. Für diese Folge ließ man es jedoch glücklicherweise mit Andeutungen auf das, was folgen wird, bewenden und so gestaltet sich "Zeit des Zorns" alles in allem doch als eine sehenswerte Episode.

Anne L. - myFanbase

Die Serie "Ghost Whisperer - Stimmen aus dem Jenseits" ansehen:


Vorherige Review:
#1.18 Tod eines Magiers
Alle ReviewsNächste Review:
#1.20 Ihr letzter Tanz

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Ghost Whisperer" über die Folge #1.19 Zeit des Zorns diskutieren.