Review: #1.20 Ihr letzter Tanz
Die Folge beginnt nicht vielversprechend. Melinda tänzelt im Negligee durchs Haus, wobei sie fast übersprudelt vor guter Laune. Ihren Glückstaumel setzt sie fort durch die Stadt auf dem Weg in ihren Laden. An jeder Ecke ein Geist und Melinda mittendrin. Nein, der Anfang der Folge stößt bei mir auf blankes Entsetzen. Was tut Melinda da und warum wirkt alles wie in einer verdrehten "Frau Antja aus Holland-Werbung"? Komischerweise ignoriert Melinda die Geister auf ihrem Weg zum Laden mehr oder weniger. Sie grüßt zwar alle freundlich, aber mehr auch nicht. Als sie abends jedoch mit dem Auto im Dunkeln nach Hause fährt und eine Gruppe von Geistern auf der Straße bemerkt, ist sie so mitgenommen, dass sie aussteigt durch den Wald läuft, stürzt und mit dem Kopf auf einen Stein prallt. Sie findet sich im Krankenhaus wieder und liegt im Koma. An dieser Stelle befürchtete ich eigentlich sehr viel Schlimmes, aber zu meiner eigenen Überraschung kommt die Folge ab jetzt in Gang.
Melindas Mutter Beth ist auch im Krankenhaus vor Ort und ich kann mir nicht helfen, aber ich mag die Frau einfach. Auch wenn sie wohl nicht als sympathischer Charakter angelegt ist, da sie Melinda mit ihrer Gabe nie unterstützen wollte. Ich für meinen Teil finde sie sehr unterhaltsam. Sie vertritt für mich den vernünftig denkenden Menschen. Ihre Ansichten sind herrlich normal und wie sie Melinda in dieser Folge bemuttert, womit sie gleichermaßen Fürsorge zeigt, ist sehr amüsant. Melindas verdutzte Frage, ob ihre Mutter nun Medikamente einnehme, fand ich zum Brüllen komisch.
Weniger begeistert war ich allerdings von dem Aufhänger der Folge. Etwas undurchsichtig wird alles unter das Thema "Glaubenskrise" verwurstet. Eigentlich geht es aber darum, dass Melinda aufgrund Ihrer Kopfverletzung vorrübergehend ihre Gabe verliert. Melinda ist nun das, wofür sie oftmals fälschlicherweise gehalten wird – jemand, der vorgibt, mit Geistern sprechen zu können, aber tatsächlich keine Geister sehen kann. Sie muss sich nun selbst beweisen und versucht den Glauben an das, was sie einmal konnte und vielleicht bald wieder können wird, nicht aufzugeben. Auf den ersten Blick ganz einsichtig, aber bei genauerer Betrachtung muss man doch feststellen, dass Melindas Verlust der Gabe bzw. deren Wiedererlangung nicht von ihrem Glauben sondern allein von der Verbesserung ihres Gesundheitszustandes abhängt. Vor diesem Hintergrund wird die Folge für mich zu Unrecht mit dem Begriff der Glaubenskrise "gelabelt".
Wenn für mich auch die Themen dieser Folge etwas durcheinander laufen und nicht wirklich passen wollen, so konnte mich die Geschichte um die verzweifelte Caitlyn, deren Freund, Brian, bei einem Football-Spiel tragisch ums Leben kam, auf ganzer Linie überzeugen. Die Geschichte von beiden ist trotz aller Traurigkeit zuckersüß. Brian war ein beliebter Schüler und Caitlyn hatte lange nicht glauben wollen, dass sie als der Typ "Streberin" für Brian überhaupt interessant sein konnte. Dennoch hatte Brian nur Augen für sie. Für Caitlyn, die unbedingt mit ihm auf den Abschlussball gehen wollte, nahm er sogar heimlich Tanzstunden. Kurz vor seinem Tod kam es jedoch zu einem Missverständnis, weil Caitlyn die Tanzlehrerin von Brian für dessen neue Freundin gehalten hatte. Brain wollte alles aufklären, erhielt aber keine Gelegenheit mehr. Der Tanz der beiden am Ende der Folge ist daher sehr rührend und entschädigt überdies für den miserablen Anfang.
Ein weiteres Highlight dieser Folge war für mich Melindas Mutter. Sie könnte meiner Meinung nach viel mehr in der Serie vorkommen. Ihre Andeutungen auf Melindas Vater wecken Interesse und man möchte mehr von ihrem Leben erfahren. Absolut blass war für mich dagegen die Geschichte um Andrea und ihren neuen Freund Ashton, der laut Melinda ein "Sensitive" ist. Ja, wenn das so ist, dann ist das wohl so. Woher diese neuen Kenntnisse kommen, Melinda sagt von ihrer Großmutter, man mag es nicht recht glauben, soll anscheinend nicht weiter interessieren. Ashton soll es möglich gewesen sein, in seinen Träumen vorauszusehen, was für Melinda wichtig ist, nämlich, dass Brian noch nicht ins Licht gegangen ist. Man hätte hier z.B. auch Melindas Mutter zu Hilfe nehmen können, aber deren Fähigkeiten hängen unmittelbar von denen ihrer Tochter ab, so will man uns weis machen. Warum und weshalb bleibt jedoch offen.
In dieser Folge erleben wir meiner Auffassung nach auch den schwächsten Auftritt von David Conrad alias Jim. Er ist untergeordnetes Beiwerk, kaum mehr als ein Statist, der offenbar nur wieder einmal für die schnulzige Inszenierung von Melindas Eheleben herhalten muss. Es tut einem fast schon leid für David Conrad, denn er könnte sicherlich mehr zeigen, wenn man ihn nur lassen würde.
Und weil ich "Jim und Andrea"-Fan bin, hätte ich mir auch gewünscht, dass diese beiden etwas mehr miteinander agieren hätten dürfen. Wer braucht Ashton, Jim ist der richtige Mann für Andrea. Die Umarmung von Andrea und Jim im Krankenhaus war ganz nach meinem Geschmack und befeuert meine Fantasie, wie die Serie wohl mit Jim und Andrea als Pärchen sein würde. Aber gut, es gibt Melinda, also wird es eine Wunschvorstellung bleiben müssen. Leider soll das offensichtlich nicht für die beiden düsteren Gestalten gelten, von denen Melinda seit einiger Zeit beobachtet wird. Ein weiteres Mal werden diese als Cliffhanger am Ende der Folge eingesetzt. Ich bekomme dabei langsam aber sicher böse Vorahnungen, was daraus noch gesponnen werden könnte.
Fazit
Die Folge lässt anfänglich nichts Gutes hoffen. Das Blatt wendet sich allerdings, als die zuckersüße Liebesgeschichte von Caitlyn und Brian erzählt wird. Besonders sticht dabei der Charakter von Caitlyn heraus. Sie trägt für mich diese Folge. Und auch Brian wird ebenso süß und mitreißend wie Caitlyn verkörpert. Die Geschichte der beiden macht diese Folge für mich aus. Auch dass Melinda ihre Gabe kurzzeitig verliert, ist ein gekonnter Einfall, den ich nicht unbedingt erwartet hätte. Insgesamt hat diese neue Folge also trotz des schwachen Anfangs und kleinerer Schwächen zwischendrin die Kurve noch einmal gekriegt und belohnt mit einem rührigen Abschluss. Deswegen gehen doch eher beide Daumen hoch für #1.20 Der letzte Tanz.
Anne L. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The VanishingErstausstrahlung (US): 07.04.2006
Erstausstrahlung (DE): 04.10.2006
Regie: Ian Sander
Drehbuch: Catherine Butterfield
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