Medium
Ein Medium ist ein Individuum, das die Fähigkeit besitzt, Botschaften von Verstorbenen durch Hellhören oder Hellsehen wahrzunehmen, das heißt, das Medium "sieht" mit seinem geistigen Auge, empfindet Eindrücke, Schmerzen und Stimmungen sowie "hört" imaginäre Stimmen, die akustisch nicht wahrnehmbar sind. Mediumismus ist die gesprochene oder geschriebene Weiterleitung von Visionen, die der Mittler (Medium) empfängt. In den Achtzigern kam der US-amerikanische Begriff "Channelling" nach Deutschland.
Die Medien können Trauernden einen wichtigen Dienst erfüllen, aber sie sind deswegen keine Kontaktfabrik. Denn durch die hohen physischen und emotionalen Belastungen können diese nur begrenzt Sitzungen abhalten. Sie halten daher ihre Fähigkeiten nicht als Verdienstmöglichkeit, sondern als ihre irdische Aufgabe, den Kummer der Hinterbliebenden zu mildern.
Medien nehmen Verbindung mit den Totengeistern oder Engeln über so genannte Séancen (Sittings oder Readings) auf. Dabei empfangen sie telepatische Bilder, Töne oder Botschaften, die sie dem Klienten übermitteln. Die Behauptung, dass sie mit den Verstorbenen in Kontakt stehen, lässt sich damit begründen, dass sie sehr präzise Einzelheiten des Aussehens oder der Lebensweise des Klienten oder des verstorbenen Angehörigen wissen, ohne die Personen zu kennen.
Verbreitung
Der Mediumismus tritt häufig in schamanischen Stämmen der Agrar- und Viehzüchtergesellschaften, aber auch in Kulturen Eurasiens sowie Afrika, auf. Weltweit nehmen viele weltanschauliche Bewegungen an, dass Lehren von Propheten oder Mystikern empfangen wurden. So zum Beispiel behauptete Joseph Smith, der Begründer der gleichnamigen Kirche, dass eine Wesenheit namens Mormon ihm das Buch Mormon übermittelt habe. Das zweite Buch Moses, Kapitel 4 und 13 der Bibel beschreibt, wie Gott durch einen brennenden Dornenbusch mit Moses sprach und ihm so befahl, nach Ägypten zu gehen, um die Israeliten aus der Knechtschaft zu befreien.
Mediumismus in verschiedenen Kulturen
Das Orakel der Bön-Religion, eine sogenannte Dakini, ist derzeitig die "Frau aus dem Westen" Rosalyn Bruyere. Eines der bekannteste Medien Tibets ist das Nechung-Orakel Pekar. Diese Medien sollen seit zirka vier Jahrhunderten die Dalai Lamas und die tibetische Regierung in wichtigen Zukunftsfragen beraten haben und stehen noch heute im Dienste der tibetischen Exilregierung. In Brasilien werden die Fähigkeiten der Medien anerkannt und für die Rechtssprechung genutzt. Diese Schriftstücke, die ein Medium unter Aufsicht eines Notars verfasst, werden vom Gericht als Aussage der Verstorbenen anerkannt. Im Artikel 174 der Verfassung des brasilianischen Bundesstaates Pernambuco wird den Medien besonderer Schutz zugesichert:
"O Estado e os Municípios, diretamente ou através do aŭilio de entidades privadas de caráter Assistencial, regularmente constituídas, em funcionamento e sem fins lucrativos, prestarão Assistência aos necessitados, ao menor abandonado ou desvalido, ao superdotado, ao paranormal e a velhice desamparada."
("Der Bundesstaat und seine Gemeinden helfen Bedürftigen, Waisen, Straßenkindern, Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, Menschen mit paranormalen Fähigkeiten (Medium) und bedürftigen Senioren direkt oder mittels eingetragener, nicht profitorientierter, privater Unternehmen.")
Chico Xavier, bekanntestes Medium des 20. Jahrhundert, schrieb über 400 Bücher, die ihm Geister angeblich diktiert haben. Im Westen gelang es beispielsweise Alexa Kriele (BRD), Rhea Powers, Sylvia Browne und James van Praagh (alle Drei aus den USA) nicht, ihre Fähigkeiten unter kontrollierten Bedingungen unter Beweis zu stellen. Bei ihren Sympathisanten finden sie jedoch großen Anklang, die von deren Kräften überzeugt sind. Darüber hinaus sind noch Edgar Cayce (der schlafende Prophet), Helen Schucman ("channelte" angeblich mit Jesus Christus) (beide verstorben), Judith Z. Knight ("channelt" scheinbar mit einer Wesenheit namens Ramtha), Andreas Hassenstein ("channelt" vorgeblich mit Abraham) und die Erzengelfamilie "Uns" bekannt.
Insbesondere in England ist der Spiritualismus weit verbreitet, denn allein in London gibt es mehr als 100 spiritualistische Kirchen, in denen Medien Vorträge halten und Botschaften an die Verwandten übermitteln. Die Medien haben seit 1890 eine eigene Gewerkschaft namens "Spiritualists' National Union", gegründet von Emma Hardinge Britten.
Franziska Obenauff - myFanbase
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