Bewertung

Review: #7.01 Abgeschossen

Foto: Lauren Graham & Alexis Bledel, Gilmore Girls - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Lauren Graham & Alexis Bledel, Gilmore Girls
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Schnell redende Charaktere, Anspielungen, nach denen man am liebsten sofort googlen möchte, und jede Menge Herzschmerz – ja, die "Gilmore Girls" sind zurück. Nach einem traurigen Finale und einer langen Sommerpause waren die Erwartungen hoch. Kann der neue Serienmacher David S. Rosenthal das schnelle Gilmore-Tempo und das Niveau an Wortwitz halten, für das die Palladinos bekannt wurden? Er kann!

Und dabei hätte er es sich verdammt einfach machen können: Logan dreht auf der Fahrt zum Flughafen wieder um und bleibt in den USA, Lorelais Nacht mit Chris war nur ein böser Alptraum und der Streit zwischen ihr und Luke nicht mehr als ein Streit, der bald vergessen ist.

Doch anstatt den einfachen Weg zu gehen und den Großteil der Fans damit wahrscheinlich wieder positiv zu stimmen, führt er nicht nur den Palladino'schen Grundton weiter, sondern wandelt auch treu auf ihren Storypfaden. Logan ist in London und lässt eine traurige Rory allein zurück, Lorelai hat tatsächlich mit Christopher geschlafen und macht die Trennung von Luke endgültig.

Der Zuschauer muss sich erst einmal an die neue Situation gewöhnen und zugegebenermaßen hätte ich die erste Version lieber gesehen. Aber wie sagte Lauren Graham kürzlich so treffend: "Es kann nicht jeden Tag Weihnachten sein!" und daher nehme ich die Serie vorerst, wie sie kommt, immer in der Hoffnung, dass sich eines Tages doch noch alles zum Guten wendet. Diese Staffel ist die letzte der Serie und man sollte Rosenthal zumindest eine Chance geben.

Dabei bin ich recht guter Dinge. David Rosenthal hat mit dieser Folge wirklich bewiesen, dass er ein würdiger Nachfolger der Palladinos ist. Hätte man es nicht gewusst, wäre der Unterschied wahrscheinlich nicht bewusst geworden.

Die Folge hatte von allem etwas: verspielten Witz, Rededuelle, bei denen einem die Luft wegblieb, lustige Nebenhandlungen, Anspielungen auf Musik, Film und Fernsehen und daneben etwas fürs Herz, denn wir wollen nicht vergessen, dass sich im Leben der Gilmore Girls Entscheidendes verändert hat: Lorelai ist wieder Single und Rory Strohwitwe.

Da wäre zum Beispiel Paris, die Rory unter die Nase reibt, dass ihre Beziehung doch sowieso zum Scheitern verurteilt ist, und nebenbei ein eingeschüchtertes Mutter-Tochter-Gespann herumkommandiert, das einen Vorbereitungstest als Aufnahmebedingung für Paris' liebevolle "Obhut" machen soll. Denn ihr neuester Nebenerwerb: Sie knöpft Schülern jede Menge Geld ab, um sie auf den gefürchteten Collegetest vorzubereiten. Beim Militär wäre sie wahrscheinlich auch gut aufgehoben, den Ton hat sie jedenfalls perfekt drauf.

In Höchstform auch Sookie, die in einen Redeschwall über ihren Armdrücken-Sieg gegen den armen Michel ausbricht und nicht kapiert, dass Lorelai so gar nicht zum Reden zumute ist. Und Babette hat nicht nur ein Auge auf Paul Anka, sie sorgt auch dafür, dass Lorelais Waschmaschine nicht einrostet und wäscht ihre Unterhosen bei ihr. Das ist wahre Freundschaft!

Und schließlich Kirk, der ironischerweise von der Kamera, die er einweihen soll, derart geblendet wird, dass er Luke's Diner über den Haufen fährt. Mit Symbolik wird in dieser Folge wahrlich nicht gegeizt, denn Lukes Leben ist nach allem, was passiert ist, ein echter Scherbenhaufen. Nur langsam wird ihm bewusst, dass er Lorelai verloren hat. In einem letzten beherzten Versuch steht er mit Sack und Pack vor ihrer Tür und will auf der Stelle mit ihr durchbrennen. In dem Moment wünscht man sich, Lorelai würde sich besinnen, einsteigen und gemeinsam mit ihm davon fahren. Doch sie bleibt konsequent und macht wahrscheinlich das rational Sinnvollste und Ehrlichste, was sie tun kann: Sie beichtet ihm ihre Nacht mit Chris. Es wäre einfach gewesen, ihm in die Arme zu fallen und die letzten Monate zu vergessen, doch war die Trennung eben keine bloße Kurzschlussreaktion, die aus einem dummen Streit entstanden ist, sondern die für sie letzte Konsequenz aus einer Situation, die sich über Monate aufgebaut hat. Luke hat sie aus ihrem Leben ausgeschlossen. Sie hätte vielleicht früher mal den Mund aufmachen sollen und sagen, was sie stört, aber das kreide ich eher der schwachen Storyline der letzten Staffel an.

Rosenthal hat keinen Zweifel daran gelassen, dass Lorelai und Luke das Paar der Serie sind und hat die problematische Geschichte um die Trennung wirklich sehr glaubhaft gelöst. Lorelai stürzt sich nicht sofort in die nächste Beziehung, sondern serviert Chris freundlich aber bestimmt ab.

Mit der Geschichte um Rory wurde der Spieß diesmal ein wenig umgedreht. Es waren nicht nur die Fans, die sich über eine bestimmte Anspielung den Kopf zerbrachen – diesmal tappte auch ein Gilmore Girl im Dunklen. Rory schlug sich die Nacht um die Ohren, um schließlich hinter die unglaublich romantische Botschaft zu kommen, die sich hinter der Rakete verbarg.

Positiv ist auch anzumerken, dass sich die Serie zumindest im Staffelauftakt endlich wieder um das dreht, worum es ursprünglich ging: Um die Beziehung zwischen Lorelai und Rory – den Gilmore Girls. Gefehlt haben mir allerdings Emily und Richard, besonders gespannt darf man wohl auf deren Reaktion auf die Trennung von Lorelai und Luke sein.

Sandra G. - myFanbase

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