Bewertung

Review: #7.07 Stadt der Liebe

Wenn es nach mir ginge, dann wäre die Serie mit dieser Folge nun zu Ende, denn ich bin rundum zufrieden. Dass ich damit wohl zu der Minderheit gehöre, stört mich nicht weiter, denn ich bin mir fast sicher, dass meine gute Laune in den nächsten Wochen garantiert bergab geht. Deshalb feier ich #7.07 Stadt der Liebe als mein persönliches, kleines Serienfinale.

Rory und das Ende der Jugend

Unsere kleine Rory ist an einem entscheidenden Punkt in ihrem Leben angelangt. Sie muss sich nun klar werden, wie sie den Rest ihres Lebens verbringen will. Vorbei ist die Zeit, in der sie ein paar Leute in der Yale Daily News herumscheuchte und Kurse besuchte, auf die sie gerade Lust hatte. Der Ernst des Lebens klopft an ihre Tür und zum ersten Mal in ihrem Leben ist Rory wirklich ratlos. Das Schul- und Universitätssystem in den USA lässt den jungen Leuten eine Menge Spielraum, um sich auszutoben und ihre Grenzen auszuloten. Doch am Ende des College wartet die große Leere, denn plötzlich sind die gewählten Hauptfächer kaum mehr etwas wert. Was soll man schon mit Kunst in der heutigen Welt voller Bänker, Investoren und Anwälten anfangen? Das wird auch unserem Sonnenscheinchen allmählich klar - die Zeit des Dolce Vita ist vorbei. Nun heißt es, sich klar zu werden, welchen Weg sie einschlagen will. Nicht leicht für eine Frau Anfang zwanzig, die außer Bücher und Hörsäle nichts kennt.

Die zweite, wesentlich kleinere Story um Marty ist eigentlich nicht erwähnenswert, weil ich vor allem Martys Problem mit Rory nicht ganz verstehe. Warum sollte er seiner Freundin nicht sagen können, dass er und Rory sich bereits sehr, sehr gut kennen? Spielen da womöglich noch alte Gefühle seitens Marty mit? Mal sehen, was sich in diesem Punkt noch entwickelt.

Lane & Zack & Mrs. Kim

Wie hab ich sie vermisst, die gute alte Mrs. Kim. In letzter Zeit gingen die kleinen, aber interessanten Nebencharaktere bei den "Gilmore Girls" ein wenig unter. Auch dieses Mal tritt aufgrund der gewaltigen Haupthandlung vieles in den Hintergrund. So hat Luke nur einen Mini-Auftritt, der genauso schnell vorbei ist, wie der Auftritt von Kirk. Eigentlich schade, aber in dieser Folge konnte ich es verschmerzen.

Umso mehr freute ich mich über Mrs. Kim, die endlich mal wieder in ihrem Element war und zeigte, dass sie ganz und gar nicht der Tyrann ist, für den Lane sie immer gehalten hat. Sie freut sich über den Nachwuchs und bietet der jungen Familie sofort Hilfe an, wenn auch in etwas anderer Weise, als man es vielleicht gewohnt ist. Lane und Zack als Elternpaar gefallen mir bisher ganz gut. Während Zack voller Optimismus in die Zukunft blickt, zweifelt Lane noch ein wenig an ihrer Fähigkeit, eine gute Mutter zu sein. Ich mag die beiden und ich hoffe, wir kommen in den Genuss weiterer Szenen zwischen Lane, Zach und Mama Kim.

Toujours l'amour

So interessant und amüsant die Geschichten um Rory und Lane auch waren, sie treten anhand des großartigen Paris-Trips von Chris und Lorelai in den Hintergrund. Natürlich wurde und wird das Ende sehr kontrovers diskutiert und der ein oder andere Schrei des Entsetzens dürfte heute Nacht wohl durch die Wohnzimmer Deutschlands gehallt sein. Doch von vorne...

Wenn ich sehe, wie unbekümmert Lorelai und Chris miteinander umgehen, so frage ich mich doch ernsthaft, warum uns diese Konstellation so lange vorenthalten wurde. Warum vergeudete man Staffel um Staffel, um uns glauben zu lassen, Luke wäre der perfekte Partner für Lorelai? Ich bin gänzlich anderer Meinung und ich bin mir durchaus bewusst, dass ich damit wohl auf ziemlich verlorenen Posten stehe. Für mich wird in dieser Staffel einmal mehr klar, dass zwischen Lorelai und Luke eine Freundschaft war, die ihres gleichen suchte. Doch die richtig große Liebe konnten die beiden nie verkörpern.

Ich genieße die leichten Gespräche zwischen Lorelai und Christopher, die Albernheiten und die fast schon teenagerhafte Verliebtheit. Ich liebe die kleinen Momente, in denen klar wird, dass die beiden trotz der prägenden Vergangenheit gereift sind und ihre Gefühle nicht nur eine Flucht vor dem Alltag sind. Lorelai und Chris durchleben nicht noch einmal ihre Jugendzeit. Vielmehr haben sie entdeckt, dass die Liebe, die sie damals füreinander empfunden haben, gereift ist und beide stärker gemacht hat. Sie wissen, dass sie seit der Geburt ihrer Tochter Fehler gemacht haben und nicht immer fair miteinander umgegangen sind. Und dennoch sind sie bereit, ihr Leben neu zu ordnen.

Wie viel die beiden füreinander empfinden wird klar, als Chris und Lorelai in dem Restaurant sitzen und über alte Zeiten sinnieren. Das Gespräch über die Parkbank war wohl das Romantischste der ganzen Serie. Die beiden verbindet etwas, das man schlecht beschreiben kann. Es macht jedenfalls tierisch viel Spass, den beiden zuzusehen. Die beiden reden, lachen, essen und flirten. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, wann Luke und Lorelai zuletzt solche Szenen hatten.

Und genau das ist es, was den Fans da draußen wohl stinken dürfte. Wir erleben jetzt all das, was Amy Sherman-Palladino uns vorenthalten hatte. Wir erleben eine unbeschwerte Lorelai, die geliebt und auf Händen getragen wird. Wir erleben einen Mann, der sich ihr anvertraut und sie in ihr Leben lässt. Und wir erleben eine Lorelai, die so gar keine Probleme damit hat, "Ich liebe Dich" zu sagen. Ich kann verstehen, dass sich einige Fans betrogen fühlen dürften - doch ehrlich gesagt, ist mir das egal. Ich genieße jede Sekunde zwischen Lorelai und Chris.

Und so ist es mir auch egal, dass Chris seine alte Jugendliebe fast schon zur Hochzeit zwingt. Mir ist es egal, dass in der letzten Einstellung klar wird, dass Mrs. Hayden gar nicht mit ihrer neuen Rolle zufrieden ist. Und mir ist egal, dass diese Episode wohl das Highlight der Beziehung sein wird. Denn ab jetzt kann es nur noch bergab gehen, denn der Blick von Lorelai deutete bereits an, dass sie doch ein wenig an ihrer Entscheidung zweifelt.

Fazit

Eine wirklich beeindruckende Folge, die mit einem "schockierenden" Ende aufwartet, das wohl keiner so richtig erwartet hat. Ich habe sie jedenfalls genossen, wie einen Sonnenaufgang in Paris und einen guten, amerikanischen Cheeseburger.

Melanie Wolff - myFanbase

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