Bewertung

Review: #2.01 Übergangsphasen

Foto: Lena Dunham, Girls - Copyright: 2012 Home Box Office, Inc. All Rights Reserved.
Lena Dunham, Girls
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In der Auftaktepisode der zweiten Staffel, die inhaltlich wenige Wochen nach dem Staffelfinale einsetzt, werden die zentralen Hauptthemen bei "Girls" beleuchtet: Freundschaft und Beziehungen. Jessa befindet sich noch in den Flitterwochen, während Elijah bei Hannah eingezogen ist.

"I'm having a really shitty time right now – I have no job, no boyfriend, I'm starting to feel like I have no you..."

Der Hauptfokus in dieser Folge liegt auf der Freundschaft, vor allem dem Kontrast zwischen Hannah und Elijah im Vergleich zu Hannah und Marnie. Bei Hannah und Elijah könnte es nicht besser laufen, sie teilen offensichtlich seit Wochen ein Bett miteinander, schmeißen gemeinsam eine Party mit dem Motto "Frankreich" und verstehen sich in jeder Hinsicht. Marnie, die nach einem Streit am Ende der letzten Staffel ausgezogen ist, fürchtet um ihre zerbrechende Freundschaft mit Hannah. Diese gibt sich reserviert und argumentiert, dass sie sich neben ihrem Job und dem Schreiben auch noch um Adam kümmern müsse. Es wird ziemlich deutlich, dass sich die einst besten Freundinnen weit voneinander entfernt haben.

Elijah hingegen hat Probleme mit seinem festen Freund George. Das Verhältnis der beiden ist höchst ungleich, da um einiges älter und reicher ist und Elijah einfach alles bezahlt: Essen, Miete, Metro. Auf der Party bezeichnet er im betrunkenen Zustand – nicht zu Unrecht – die jüngere Generation als langweilig und blamiert Elijah, der versucht, ihn loszuwerden. Dass dieses Ungleichgewicht die Beziehung der beiden von vornherein negativ belastet hat, war offensichtlich und zeigt sich in dieser Episode umso mehr.

"When you love someone you don't have to be nice all the time."

Es hagelte nicht wenig Kritik an "Girls", dass in einer Serie, die in einer ethnisch so diversen Stadt wie New York City spielt, nur Weiße zu sehen sind. Ab dieser Season wird versucht, den Fehler zu korrigieren. Hannahs neuer Freund ist dementsprechend schwarz, auch wenn wir von ihm bisher noch nicht viel mitbekommen, außer dass er eifersüchtig auf Adam ist. Der spielt nämlich noch eine wichtige Rolle in Hannahs Leben, auch wenn nicht mehr auf der emotionalen Ebene wie zuvor, sondern weil sie aus Schuldgefühlen wegen des Unfalls seine Krankenschwester spielt und ihm Essen bringt und die Bettpfanne ausleert. Adam, der von Anfang an als äußerst merkwürdiger Charakter dargestellt wurde, wandelt sich immer mehr zu einem psychisch gestörten Anhängsel Hannahs, der sie nicht gehen lassen will und nicht akzeptiert, dass sie nicht mehr zusammen sind. Ob es bei ihr nur das schlechte Gewissen ist, das sie noch an Adam bindet, bleibt zumindest in dieser Folge noch etwas offen.

"Do you miss your hymen?" – "'Miss' would definitely be the wrong word like I wouldn't say that I 'miss' it I would just say that it kind of feels like something is missing."

Die Storyline um Shoshanna und Ray ist derweil ziemlich vorhersehbar: Sie raufen sich zusammen und dies geschieht in eher weniger mitreißenden Szenarien. Das Ganze könnte unspektakulärer nicht sein, wäre da nicht die wunderbare Zosia Mamet, die wie immer allen anderen die Show stiehlt und Shoshannas Art mit unglaublich viel Charme darstellt. Nach wie vor hoffe ich, dass sie zukünftig endlich mehr Screentime bekommt, denn für mich ist der eigentlich eher biedere Charakter der Shoshanna das absolute Highlight der Show. Mit ihrer verblüffenden Unschuld (gerade als Twentysomething in einer Stadt wie New York City) schafft sie es, die Zuschauer auf ihre Seite zu ziehen. Ob sie und Ray eine reale Chance haben, ist derzeit allerdings noch nicht absehbar.

"I wouldn't even sleep with a cater waiter and they're my age."

Marnie, die so darauf bedacht ist, nach außen ein perfektes Bild abzugeben, sieht, wie ihr Leben vor ihren Augen zerfällt. Während sie zu Beginn der Serie eine geordnete Existenz hatte, hat sich innerhalb kürzester Zeit alles geändert. Charlie ist nach wie vor mit Audrey zusammen, Hannah ist ferner denn je und jetzt wird sie auch noch gekündigt (schön umschrieben mit downsizing). Ihre Mutter, die wir in dieser Folge kennenlernen, ist auch keine Unterstützung. Sie wird etwas zu stereotyp als eine klischeehafte Manhattan-Frau mittleren Alters dargestellt, die keine zwei Gabeln Salat isst und eine Affäre mit einem halb so alten Mann hat. Da hätte man sich vielleicht eine etwas interessantere Charakterzeichnung wünschen können, aber zumindest wird der Perfektionismus Marnies dadurch verständlicher. Sie tut einem ja leid, nichtsdestotrotz verbleibt man als Zuschauer (zumindest ich) mit einem gewissen Maß an Schadenfreude, dass ihr Image Risse bekommt.

Der Knaller folgt dann am Ende der "French Night"-Party. Elijah und Marnie schlafen (halbwegs) miteinander. Das könnte die Freundschaft von beiden mit Hannah zerstören und wird bestimmt nicht ohne Konsequenzen bleiben. Die Szene bringt ein gewisses Maß an Fremdschämen mit sich, was nicht nur an der Story alleine liegt, sondern auch an Allison Williams' Darstellung. Im Gegensatz zu Lena Dunham, die sich scheinbar in jeder einzelnen Episode liebend gerne nackt präsentiert, macht Allison Williams so unnatürliche Bewegungen, bloß um sich zu verdecken, dass man vor Augenrollen ganz abgelenkt wird von den eigentlichen Vorkommnissen. Bei Marnie stellt sich langsam wirklich die Frage, ob sie einfach nur absolut egoistisch ist oder inzwischen so verloren in ihrem Leben, dass sie jeden Fehler begeht, der nur zu begehen ist. Das wird noch getoppt durch die Szene danach, in der sie doch tatsächlich ihren Ex-Freund bittet, bei ihm schlafen zu dürfen...!

"We're going to… uhm… I don't know where we live, I don't know your address."

Ganz zum Schluss taucht dann doch noch Jessa auf in einer Szene, die symptomatisch ist für ihre überstürzte Ehe: Sie kennt nicht einmal die Adresse ihrer neuen Wohnung. Momentan noch findet sie diese Situation zum Totlachen. Es bleibt abzuwarten, wie lange sie es mit ihrem frischgebackenen Ehemann aushält – oder andersrum.

Fazit

Eine Auftaktepisode, die Lust auf mehr macht. Es gibt bei Jessa wie Shoshanna zwar wenig Überraschung, doch bei beiden kann man auf unterhaltsame Storylines hoffen. Interessant wird auch die Entwicklung zwischen Hannah und Marnie, vor allem nach dem Faux-Pas mit Elijah. Und seien wir gespannt, ob es Lena Dunham und die anderen Produzenten schaffen, den Kritikern entgegenzukommen und mehr Diversität in die Serie einfließen zu lassen.

Isabella Caldart - myFanbase

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