Bewertung

Review: #4.19 Süße Träume

Foto: Lea Michele, Glee - Copyright: 2013 Fox Broadcasting Co.; Adam Rose/FOX
Lea Michele, Glee
© 2013 Fox Broadcasting Co.; Adam Rose/FOX

Nach der äußerst intensiven letzten Folge müssen sich die Schüler und auch Will mit den Nachwirkungen der Schießerei auseinandersetzen. Dabei geraten sie aneinander, denn sowohl Will hat seine Vorstellungen als auch die Kids. Hier kommt das Thema Verdrängung sehr gut zum Vorschein, denn niemand will sich richtig mit der Zukunft auseinandersetzen, steht im Moment still und muss etwas wagen, um wieder am Leben teilzunehmen. Dabei ist auch Finn ein gutes Beispiel, der sich lieber auf Partys rumschlägt, als seinem Traum nachzugehen. Zur gleichen Zeit hat Rachel ihr Vorsingen für "Funny Girl" in New York und auch sie steht an einem Punkt im Leben, wo sie entscheiden muss, ob sie lieber in ihrer gewohnten Umgebung bleibt oder ein Risiko eingeht.

"I was thinking about my friends. How I wouldn't be the person I am today, standing in front of you, doing what I'm doing right now, if they hadn't shown me that I could, if they hadn't believed in me."

Die Storyline in New York hatte nicht sehr viel Screentime, wurde dafür aber umso besser umgesetzt. Wir haben eine Rachel, die kurz vor ihrem Vorsingen steht und alle Barbra Streisand-Lieder auswendig lernt, um bestens vorbereitet zu sein. Überraschenderweise bekommt sie Besuch von Shelby, die ihre Tochter unterstützen möchte und ihr klar machen will, dass Rachel mehr Risiken eingehen sollte, um zu beweisen, dass sie ein Unikat ist. Wenn wir zurück an das NYADA-Vorsingen denken und dabei zugesehen haben, wie Rachel ihre Stimme verloren hat, ist Shelbys Ratschlag wohl genau der Richtige. Rachel muss lernen, anders zu denken und auch Risiken eingehen. Shelbys Rückkehr war hier ein guter Katalysator dafür und hat mal wieder gezeigt, wie großartig die Stimmen von Lea Michele und Idina Menzel harmonieren.

Der zweite Mensch, der Rachel in die richtige Richtung geschickt hat, war Finn. Das Telefonat der beiden war sehr süß, weil Finn Angst hatte, dass Rachel wütend auf ihn ist und sie eigentlich nur die Stimme des Menschen hören wollte, der sie am besten kennt und immer noch liebt. Hier zeigte sich, dass die beiden auch über das Telefon eine wunderbare Chemie haben und die Hoffnung, dass sie bald wieder zusammen kommen, ist nach dieser Folge wieder größer. Finn gibt Rachel letztendlich den Ratschlag, den sie braucht, um uns eine Performance zu zeigen, die unter die Haut geht. Zum einen ist der DER Song, der "Glee" ausmacht, und zum anderen sehen wir genau die Charaktere, mit denen alles angefangen hat. Allein schon beim Zurückdenken an diese Performance kommen erneut die Tränen. Dass sich die Macher für "Don't Stop Believin'" entschieden haben, war genau der richtige Schachzug. Das Lied von Rachel gesungen lässt ihren Charakter hervorstechen und genau in diesem Moment wünscht man sich, dass die Kids wieder im Proberaum stehen und alles wieder von vorne anfängt. Doch die Umsetzung und die Töne zeigen auch, dass sich vieles verändert hat und Rachel erwachsen geworden ist. Sie hat hart gearbeitet, um soweit zu kommen und mit diesem Auftritt wurde deutlich gezeigt, dass sie ihren Traum verdient hat.

Trotz dieser guten Umsetzung fehlte Kurt in dieser Stroyline. Schließlich ist er zur Zeit der wichtigste Mensch in Rachels Leben und obwohl sie Finn um Rat gebeten hat, hätte Kurt ebenso involviert sein müssen. Er hätte ihr bei den Vorbereitungen zur Seite stehen müssen und sie auch begleiten müssen. Leider hat man ihn vernachlässigt und nur am Ende eingebaut, was nicht akzeptabel ist. Hier zeigt sich wieder wunderbar, dass es unmöglich ist, Ohio und New York gleichermaßen Aufmerksamkeit zu schenken.

"No one wants to hear a song about a fat mom. Or a song about barfing. Or a song about loving an octoroon."

A propos Ohio. Dort kämpfen die Schüler mit den Nachwehen der Schießerei. Hier hat man sich auf einige wenige konzentriert und das ist auch gut so, denn sonst wäre es mal wieder zu viel. Zum einen haben wir Unique, die jetzt die Pille nimmt. Dieser Teil ist unangebracht, da man nicht näher darauf eingegangen ist, obwohl dies ein ernstes Thema ist. Mit Hormonen ist nicht zu spaßen und dass man das hier nur so nebenbei erwähnt, lässt einen den Kopf schütteln. Sams Reaktion, sich einen Zwilling anzuschaffen, war vollkommen sinnfrei, auch wenn es anfangs für ein paar Lacher gesorgt hat. Zum Ende hin war es nur noch nervig. Ansonsten hat man sich auf Marley konzentriert, die nach der Schießerei den Mut gefunden hat, ihre Musik hervorzuholen und zu präsentieren. Dieser Handlungsstrang passte wunderbar in diese Folge und wurde mit Will auch gut abgerundet, doch im Hinblick auf die Regionals kommen gemischte Gefühle auf. So wie es aussieht, wollen die Macher erneut Songs von den Kids performen lassen, die extra für "Glee" geschrieben wurden. In der zweiten Staffel ist dies gut geglückt, doch ob man dies erneut hervorkramen muss, ist fraglich. Hier muss man sich wohl überraschen lassen.

Doch in die Folge hat es gut gepasst, denn während die Schüler die Schießerei auf ihre Weise verdrängen, so fasst Marley den Mut, den anderen ihre Lieder zu zeigen. Sie geht ein Risiko ein und hat am Ende Erfolg. Zuerst singt sie ihren ersten Song mit Unique, Blaine und Sam und am Ende singt der gesamte Glee-Club ihren temporeichen, zweiten Song. Beide Lieder waren nicht schlecht und man kann sich definitiv daran gewöhnen. Das können die Macher auf jeden Fall gut. Hier ist nichts einzuwenden.

Der einzige Störfaktor an der ganzen Sache ist Will. Sein Verhalten in dieser Episode ist einfach unmöglich. Zuerst schreit er die Kids zusammen, greift sie sogar persönlich an und ist unglaublich egoistisch. Was hier mit ihm passiert ist, ist unverständlich. Vielleicht ist er durch die Schießerei selbst traumatisiert worden, doch das gibt ihm kein Recht, so mit seinen Schülern umzugehen und dann am Ende wieder eine Wendung von 180 Grad zu machen. Will wurde alleine schon durch sein Verhalten gegenüber Finn unsympathischer und diese Folge hat seinem Charakter nicht wirklich gut getan. Einzig das Ende und die Versöhnung mit Finn konnten ihm noch ein paar Pluspunkte verschaffen. Die Frage ist, weshalb die Autoren diesen Weg mit Will gehen? Aktuell ist es unerklärlich.

Eine weitere Nachwirkung der Schießerei betrifft die Situation der Cheerios. Sue ist nicht mehr da und so übernimmt Coach Roz Washington das Team. Obwohl sie ihre Momente hat, so kann sie Sue keinesfalls ersetzen und ihre Unterhaltung mit Blaine und Becky hat deutlich gezeigt, dass das Thema noch nicht gegessen ist. Damit kann man leben, wenn man weiß, dass dies eine Übergangslösung ist und dass Blaine sicherlich nicht nachgeben wird, um die Wahrheit zu erfahren. Es ist schön zu sehen, dass die Macher hier nicht einfach ignorieren, dass Sue verschwunden ist, sondern an der Sache dranbleiben. Das ist nicht immer der Fall, hier kann man sich aber sehr darüber freuen.

"I want to show all of them, everyone who ever crossed the street when I came down the sidewalk or didn't call on me in class cuz they just assumed I'd fart my answer or told me I'd be pumping gas some day, that we are worth something. That we are more than they say we are."

Der letzte Handlungsstrang in dieser Folge befasste sich mit Finn und seiner Zukunft. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Teil der Episode als sinnlos und schwachsinnig betrachtet werden könnte, doch für mich war das Unterhaltung pur. Finn als Partyboy, der keine Sorgen hat, zu sehen, bot viele Momente, über die man lachen konnte und hat gezeigt, dass es sich hier tatsächlich nur um einen jungen Erwachsenen handelt, der gerade nicht weiter weiß. Er ist zwar den Schritt gegangen, sich am College anzumelden, um Lehrer zu werden, doch er steckt immer noch fest und lässt deshalb all seine Gefühle beim Feiern aus. Dagegen ist nichts einzuwenden, denn die Zukunft macht Angst und das Thema Verdrängung wurde hier sehr schön umgesetzt. Dass Puck seinen Teil dazu beigetragen hat, ist definitiv ein Pluspunkt. Er hat Finn am Ende schließlich die Augen geöffnet und ihn dazu gedrängt, seinen Traum nicht zu vernachlässigen. In dem Moment war Puck einfach zum Knutschen. Hoffentlich bleibt die Freundschaft der beiden weiterhin im Fokus, denn so hätte man erneut ein Grüppchen der alten Charaktere an einem Platz. Die Tatsache, dass die beiden einfach so am College sind, auch mitten im Semester und ohne Anmeldung, wird hier jetzt einfach mal nicht betrachtet. Auf solche Details legt "Glee" keinen Wert und damit sollte man sich einfach abfinden.

Finn sieht am Ende ein, dass er den Fokus auf andere Dinge legen muss und so kommen er und Will am Ende wieder zusammen. Die Wiedervereinigung wurde zwar herbeigesehnt, doch an der Umsetzung mangelt es. Da Will sowieso schon durch sein Verhalten genervt hat, war Finns erster Angriff gerechtfertigt und die Entschuldigung wurde von seiner Seite zu früh akzeptiert. Meiner Meinung nach hätte sich Will noch mehr ins Zeug legen müssen, um Finn wieder als Freund zu gewinnen. Dennoch ist das Ergebnis zufriedenstellend und jetzt können endlich die Regionals in Angriff genommen werden.

Fazit

Diese Folge war sicherlich nicht die stärkste in dieser Staffel und sie wirkte nach der letzten Episode doch sehr blass. Dennoch gab es Momente, die hervor gestochen sind und über die man sich gefreut hat. Am Ende war es eine schöne Folge, nicht mehr und nicht weniger.

Alex Olejnik - myFanbase

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