Bewertung

Review: #1.10 Befangen

Foto: Christine Baranski, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Christine Baranski, Good Wife
© Paramount Pictures

Alicia vertritt den jungen Terrance Ramsey, der wegen Körperverletzung vor Gericht steht. Obwohl sie mit der Staatsanwaltschaft einen Deal ausgehandelt hat, entscheidet sich der Richter, den Jungen dennoch ins Gefängnis zu schicken. Alicia versteht nicht, wie es zu dieser Entscheidung kommen konnte, und beginnt mit ihren Nachforschungen.

Alicia, Cary und Kalinda sind ein gutes Team, denn jeder von ihnen hat eine andere Blickweise auf die Fakten und Ereignisse, wodurch sie sich perfekt ergänzen. So geht Kalinda beispielsweise sehr nüchtern an die Sache heran, während Cary eher versucht, die Beweggründe zu verstehen und darin Muster zu erkennen. Alicia vertraut derweil eher auf Intuition. Obwohl Will für sie in der Regel Ansprechpartner Nummer eins ist, weiß sie, dass dieser ihr in diesem Fall nicht weiterhelfen kann oder will. So wendet sie sich an Diane, die es zu schätzen weiß, dass Alicia sie um Hilfe bittet. Das führt dazu, dass wir das erste Mal seit Alicias erstem Tag in der Kanzlei ein Lob aus Dianes Mund hören. Während sie anfangs noch dafür warb, dass die Frauen in der Kanzlei zusammenhalten müssten, stand sie in letzter Zeit doch häufig eindeutig hinter Cary. Da wir wissen, dass sich die Kanzlei irgendwann zwischen Cary und Alicia entscheiden wird, erwartete man zwei klare Fronten: Will für Alicia und Diane für Cary. Aber so einfach ist es nicht, wie man an dem Zuspruch von Diane gegenüber Alicia in dieser Folge sehen konnte. Es bleibt also spannend.

Aber zurück zum Fall: Hier wird also ein Richter beschuldigt, dass er rassistisch ist und deshalb schwarze Jugendliche eher ins Gefängnis schickt, als weiße. Wie in der Folge selbst auch angesprochen, handelt es sich dabei um ein brisantes Thema, vor allem in einer Stadt wie Chicago. Dort ist die Kriminalitätsrate eine der höchsten in den USA und wenn dort an die Öffentlichkeit kommt, dass ein weißer Richter zu unrecht schwarze Kinder ins Gefängnis geschickt hat, möchte man lieber nicht mutmaßen, was dann passiert. Es gilt also genau zu prüfen, welche Anschuldigungen man erhebt und ob man diese auch wasserdicht belegen kann. Kalinda ist dank ihrer Quellen mal wieder eine wichtige Stütze in dem Fall, aber auch Will darf nicht unterschätzt werden. Er mag zwar befangen sein, weil Richter Baxter sein Freund ist und er ihm niemals unterstellen würde, dass er rassistisch ist, aber er kennt auch dessen Vergangenheit. Und genau die ist der Schlüssel für die Lösung des Problems: Ein spielsüchtiger Richter schickt Kinder und Jugendliche in ein privates Gefängnis, weil der Staat für jedes Kind, was dort untergebracht wird, zahlt. Und der Verantwortliche für dieses Gefängnis ist zufällig ein Gläubiger des Richters.

In was für einer kaputten Welt leben wir eigentlich? Da wird die Zukunft vieler Jugendlicher und junger Erwachsener verbaut, weil ein Richter spielsüchtig ist und es keinerlei Kontrollmechanismen zu geben scheint, die ihn aufhalten könnten? Natürlich basiert das Ganze irgendwie auch auf Vertrauensbasis und wenn ein Richter ein Urteil fällt – vor allem ein so hartes, dass ein Jugendlicher ins Gefängnis muss –, dann sollte man doch davon ausgehen, dass der Fall gut geprüft wurde. Richter haben auch Vorgesetzte, und so oft wie wegen Richter Baxters Urteilen schon Beschwerde eingereicht wurde, sollte doch mal jemand auf die Idee kommen, nachzuschauen, was da vor sich geht.

Was es bedeutet, Richter zu sein, hätte auch Diane bald feststellen können. Sie ist im Rechtswesen und auch, was ihre Menschenkenntnis angeht, eine sehr erfahrene Frau. Das sehen wir in dieser Folge zum einen daran, dass sie Alicia die richtigen Tipps gibt, wie sie vor Gericht eine Beschwerde einlegen kann, zum anderen wird sie in dieser Episode von den Demokraten gefragt, ob sie für ein Richteramt kandidieren möchte. Dass es sich dabei um eine große Ehre handelt, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Wie so oft spielt die Politik hier aber eine große Rolle. Das sieht man an dem Fragenkatalog, den sie für ihre Kandidatur durchgehen muss, und auch daran, dass sie am Ende der Folge dann doch nicht mehr unterstützt wird. Aus Sicht der Demokraten wurde ein guter Richter – der zwar korrupt war, aber was soll’s – aus dem Amt getrieben und Dianes Kanzlei hat dafür gesorgt. Dabei spielt es keine Rolle, ob dieser Schritt gerechtfertigt oder sogar notwendig war. Wenn man die Karriereleiter raufsteigen möchte, kommt es halt leider nicht immer darauf an, dass man richtig liegt, sondern dass man das tut, was die richtigen Leute für richtig halten. Schade, dass Diane hier für etwas bestraft wurde, weshalb man sie eigentlich ursprünglich als Richterin aufstellen wollte: ihre Integrität und ihr Rechtsbewusstsein.

Im Hause Florrick geht es derweil weiterhin turbulent zu. Nachdem zuletzt Zach einen auf rebellischen Teenager gemacht hat, sorgt nun auch Grace für Stirnrunzeln bei Jackie und Alicia. Sie bringt eine Freundin mit nach Hause, deren Vater ebenfalls im Gefängnis sitzt. Diese Gemeinsamkeit schweißt die beiden Mädchen zusammen, was aber vielleicht nicht unbedingt etwas ist, worauf man stolz sein sollte. Alicia sieht aber das Positive und freut sich, dass Grace in Shannon eine neue Freundin gefunden hat. Jackie ist da natürlich anders, wobei ich mir von ihr da irgendwie noch viel mehr Antipathie gegenüber dem Mädchen erwartet hätte. Zumindest oberflächlich bleibt sie ja höflich. Erst bei der Konfrontation mit Shannons Mutter und deren Vorwürfen gegenüber Peter wird Jackie bissig. Was ich an der Stelle aber gar nicht erwartet hätte, ist die Aktion mit dem Wasserschlauch. Irgendwie hätte ich Jackie mehr Würde zugetraut, als die andere Frau von oben bis unten nass zu machen. Lustig war’s aber schon. Hier hat man aber auch mal wieder gesehen, dass Jackie nicht so richtig wahr haben möchte, dass Peter ein Krimineller ist und als Staatsanwalt womöglich auch dafür gesorgt hat, dass die ein oder andere Familie zerstört wurde.

Fazit

Bei dieser Folge handelte es sich irgendwie mal wieder um eine Übergangsepisode. Die Grundhandlung wurde nicht wirklich vorangetrieben, dafür aber die Nebencharaktere etwas weiter ausgearbeitet. Der Fall hat einen ein bisschen mitfühlen lassen und immerhin wurde er spannend gehalten, indem nicht die erste Erklärung für die scheinbar rassistischen Urteile von Richter Baxter zugetroffen hat.

Catherine Bühnsack - myFanbase

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