Review: #3.22 Das Dream-Team
Eins muss man "Good Wife" einfach lassen, selbst nachdem ich mit der 3. Staffel insgesamt nicht ganz zufrieden war, so kann man doch mit einem derart gelungenen Finale wieder einmal beweisen, warum die Serie zu den absoluten Top-Dramen in der aktuellen Serienlandschaft gehört. Hier wurde wieder einmal gezeigt, wie viele Handlungsstränge man parallel ablaufen lassen kann, dass man absolut geniale Gegenspieler in der Hinterhand hat, die selber bei jeder Gelegenheit glänzen und den Protagonisten zeitgleich auch das Beste abverlangen. In einer Mischung aus Spannung und ganz viel Humor liefert man perfekt Unterhaltung, die einfach Lust auf mehr macht.
Als Einzelfolge betrachtet war #3.22 The Dream Team bereits eine tolle Episode, schon das Zusammenspiel zwischen Martha Plimpton und Michael J. Fox war eine reine Augenweide, aber besonders beeindruckend war für mich, wie man alte Handlungselemente hier mit eingebunden hat und diese so zusammenstrickte, dass sich ein viel potenteres großes Ganzes ergab. Die Versuche des Dream-Teams im wahrsten Sinne des Wortes Nyholm-Canning, mittels all der Elemente wie Wills Vorwürfe der Richterbestechung, die vielen Schadensersatzklagen gegen Pharmazieunternehmen und auch die andauernden finanziellen Probleme der Kanzlei wurden hier zusammengeführt und bilden ein sehr überzeugendes Drohszenario. Und dieses wird auch bis in die nächste Staffel mit hineingetragen, denn mit dem Verlust von Patrick Edelstein als ihrem Hauptklienten, fehlt Lockhart/Gardner ein wichtiges finanzielles Standbein. Richtig gelebt hat die Geschichte hier aber natürlich von dem genialen Zusammenspiel der beiden Lieblingsfeinde der Kanzlei, die sich aber auch wunderbar gegenseitig ergänzten.
Aber auch neben den zahlreichen Wendungen um das Geschick der Kanzlei ist viel passiert in diesem Finale. Nachdem sich Alicia und Kalinda wieder als Freunde angenähert haben, taucht für Kalinda eine erneute Bedrohung aus ihrer Vergangenheit auf. Im Gegensatz zu Kalindas ständigen Sexgeschichten, finde ich diese Sache jedenfalls wirklich spannend, zumal sie sich hier mal wieder von ihrer gnadenlos coolen Seite zeigen konnte. Wie sie da so mit dem Abrisshammer durch den Baumarkt schreitet und direkt das Geld mit der Waffe aus der Wand hackt war jedenfalls gnadenlos cool. Dass sie dann aber doch in der Stadt bleibt, entgegen dem ersten Reflex zur Flucht, wahrscheinlich um Alicia zu schützen, verspricht noch einiges an Geschehen am Anfang der nächsten Staffel. Dann hoffe ich allerdings darauf, dass wir langsam, nach immerhin drei vollen Jahren, mehr an wirklichen Details über ihre Vergangenheit erfahren. Denn so recht ergibt sich da für mich immer noch kein Bild, einerseits der brutal-gefährliche Ehemann, andererseits die Erkenntnis aus der 2. Staffel, Leila wäre nur eine ganz normale Hausfrau wie Alicia früher gewesen. Natürlich kann dies alles noch zu einer kohärenten Geschichte zusammenkommen, aber ich hoffe darauf, dass man das nicht noch ewig hinauszögern wird. Das Schlussbild dieser Staffel, Kalinda wie sie mit der Waffe in der Hand vor ihrer Tür wartet, verspricht da ja aber auch eine schnelle Eskalation und hoffentlich auch Aufklärung.
In privater Hinsicht wird es besonders für Alicia wieder interessant. Einerseits hat Peter für sie den Riesenschritt getätigt und offiziell die Trennung bekannt gemacht, mit all den wahrscheinlich negativen Folgen für seine eigene politische Zukunft klar im Blickfeld. Das er dies vor allem für ihren Vorteil, in einer Aussage im Zusammenhang mit der laufenden Klage gegen Lockhart/Gardner tat, betont noch mal mehr, wie sehr Peter mittlerweile auch zu einem Rückrat für ihre Karriere geworden ist. Aber nicht auf die gönnerhaft, machohafte Weise, sondern als wirkliche Unterstützung. So hat für mich das Ende, in dem Peter ganz als der sorgende Papa mit den Kindern für Alicia das Idealbild der Familie verkörpert, auch einen hohen symbolischen Wert. Hier steht nicht der Mann vor der Frage, ob er sich auf die häusliche Idylle einlassen will, sondern die Frau. Zumal auch eine Rückkehr an diesen Tisch mit ihrer Familie noch nicht bedeuten muss, dass es Alicia auch in die Arme ihres Exmannes zurücktreibt. Aber ich bin wirklich beeindruckt, wie gut man die Herausforderungen dieser beiden ehemaligen Lebenspartner meistert, ohne auf irgendwelche ausgelutschten Klischees zurückgreifen zu müssen.
Natürlich ist hier auch nicht alles völlig problemfrei, wie uns von der Serie in einer köstlichen Szene noch einmal demonstriert wird, in der fast alle Parteien unmittelbar aufeinandertreffen und das unangenehm betretene Schweigen immer weiter gesteigert wird. Erst treffen Peter und Will aufeinander und dann in der Lobby von Lockhart/Gardner gleich noch Alicia, Eli, Kalinda und Cary, der sich als einziger irgendwie normal verhält. Ein köstlich-amüsantes Bild folgt hier dem nächsten und man hat einen Heidenspaß, spätestens als Pattis mobile Kleinkindtochter dann noch am Ende durchs Bild fährt, muss wohl jeder endgültig grinsen. Überhaupt hat man in dieser Episode auch wieder einmal vorzügliche Regiearbeit geleistet, denn gleich mehrere Momente stechen auch visuell hervor und bilden so eine weitere Ebene, auf der dieses Finale vollkommen überzeugt.
Noch kein Wort habe ich bisher über die Rückkehr von Cary in den Schoss von Lockhart/Gardner verloren, obwohl diese es wirklich Wert ist. Zwar wird Cary wieder einmal bewusst, wie viel ihn doch von Alicias Position trennt (die zwar darauf hinweist, ihr großes Büro verdankt sie nur der Liaison mit Eli, aber auch das Vertrauen was ihr die beiden Partner Diane und Will entgegen bringen, darf nicht unterschätzt werden), aber dennoch bildet er sofort einen unverzichtbaren Part für die Kanzlei. Da Cary als leichter Außenseiter, der für seine Integrität immer ein wenig kämpfen muss, so wunderbar funktioniert, ist dies eine weitere vielversprechende Dynamik für die 4. Staffel.
Das Finale der 3. Season hat eindrucksvoll demonstriert, zu was die Serie alles fähig ist. Man hat unzählige offene Handlungsstränge wieder aufgegriffen und zu einem sehr unterhaltsamen großen Ganzen zusammengefügt. Die einzelnen Performances waren vorzüglich und die charakterlichen Entwicklungen sind schlüssig und machen Lust auf mehr. Dennoch hat gerade diese exzellente Episode noch einmal aufgezeigt, dass man im Verlauf der Staffel oftmals etwas Zeit geschunden hat, manche Geschichten zu lange hinausgezögert wurden und man einiges an Füllmaterial darin hatte, was mit dem Niveau, welches man hier an den Tag legte, nicht mithalten konnte. "Good Wife" wäre sicher eine Serie, die von einer etwas geringeren Episodenzahl, vielleicht zwischen 16 und 18, pro Staffel profitieren könnte. Denn auch die Qualität der einzelnen Fälle hat für mich in dieser Season nicht die herausragende Form wie beispielsweise in #1.17 Ein schmaler Grat, #2.05 VIP-Behandlung oder #2.09 Neun Stunden erreicht. Es gab natürlich dennoch einige wirklich gelungene Episoden auch in dieser Staffel, keine Frage und insgesamt betrachtet steht "Good Wife" weit über den meisten Network-Dramen, aber es bleibt dennoch eine gute Menge Luft nach oben, die man hoffentlich in der 4. Staffel mit spannenden und unterhaltsamen Geschichten auffüllen kann. Die Vorraussetzungen dafür sind jedenfalls gegeben.
Cindy Scholz - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Dream TeamErstausstrahlung (US): 29.04.2012
Erstausstrahlung (DE): 01.07.2014
Regie: Robert King
Drehbuch: Corinne Brinkerhoff & Meredith Averill
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