Bewertung

Review: #4.16 Tanz mit dem Teufel

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Good Wife
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Man kann es nicht anders sagen, diese Episode war schlichtweg durch die Bank weg perfekt. Wenn ich direkt nach dem Anschauen über die einzelnen Aspekte nachdenke, fällt mir nichts ein, was es zu kritisieren gäbe und vor allem hat man hier auch wieder einmal genügend Zeit sowohl in die wunderbare Geschäftsbeziehung von Will und Diane investiert, aber auch Cary und Kalinda interessante Momente verschafft.

Wenn man sich die zweite Hälfte dieser vierten Staffel so anschaut und welche Fahrt diese aufgenommen hat, dann fällt einem noch mehr auf, wie durchwachsen doch der Anfang dieser Season war. Aber das ist ja nun zum Glück vorbei und wir können uns auf diese neue und aufregende Zeit konzentrieren, in der so viel passiert und die Charaktere alle ordentlich zu tun haben. Wobei Alicia hier für "Good Wife"-Verhältnisse sogar etwas in den Hintergrund rückt und sich die handelnden Elemente nicht unbedingt um sie drehen. Sie dient hier eher als reagierender Faktor rund um den komplizierten Fall von Lemond Bishops Verteidigung. Wie man mittlerweile mit der moralischen Ambivalenz in Sachen Bishop umgeht ist wirklich beeindruckend. Da ist zum einen die Tatsache, dass Bishop natürlich als der herrschende Drogendealer in der Stadt an sich der Böse ist, aber hier in diesem Fall ist er eben doch unschuldig. Seine Unschuld kann aber nicht bewiesen werden, da er sich zum Tatzeitpunkt (es geht hierbei übrigens wieder um den Mord an der Informantin, der bereits in #4.05 Drohendes Unheil eine Rolle spielte) in einem streng geheimen Mafiosi-Treffen befand. Dazu kommen seine rabiaten Methoden, die hier aber wunderbar subtil und deshalb enorm verwirrend von dem so unscheinbaren Lester repräsentiert werden. Bis sich letztendlich sogar seine eigene Schwester gegen Bishop wendet, dies aber eben mit einer Falschaussage, damit sie Bishops Sohn Dylan vor dessen Vater beschützen kann.

Dies alles ist ein enorm komplexes Netz aus Gut und Böse, Schuld und Unschuld und in dessen Mitte befindet sich Alicia, die versucht der Sache neutral, aber immer im Interesse ihres Klienten gegenüberzustehen. Bezeichnend hierfür ist die Szene im Richterzimmer, als die Staatsanwältin und alte Konkurrentin Alicias von ihrer Angst vor Repressalien durch Bishops Männer berichtet, die durch konkrete Bedrohungsszenarien zustande kommt. Es ist eine schwierige Situation, die besonders von der Richterin großartig behandelt wird, die aber Alicia eigentlich mit enormen Zweifeln zurücklassen sollte. Die Alicia aus der Anfangszeit bei Lockhart/Gardner hätte diese auch, aber Alicia heute lässt sie nicht mehr zu. Sie hat sich dem System der moralischen Grautöne angepasst und windet sich selbst, auch ihrem Gewissen gegenüber damit heraus, dass sie aus legalen Gesichtspunkten nicht involviert ist. Wir als Zuschauer sehen aber, dass sie in dieser Situation sehr wohl etwas hätte Sagen können, hätte damit allerdings ihre Erfolgschancen vor Gericht und natürlich das Wohl ihres Klienten beeinträchtigt.

Neben dem wirklich grandiosen Fall der Woche, der ja dank der Tatsache, dass es sich dabei um Lemond Bishop handelt, auch einen längerfristigen Effekt hat (und der ja auch in der letzten Folge bereits vorbereitet wurde, was mir hier zum ersten Mal derart aufgefallen ist, was ich aber als Methode wirklich sehr begrüße) konnte die Episode aber eben auch an allen anderen Fronten überzeugen. Die wichtigste Nachricht ist dabei wohl, dass Cary nach der Eingebung in #4.14 Rotes Team, blaues Team nun wirklich den Plan verfolgt, eine eigene Kanzlei zu gründen und dafür aktiv Klienten abwirbt. Es ist eigentlich klar, dass ihm Kalinda dabei auf die Spur kommt. Wer, wenn nicht sie? Ihre Reaktion darauf und die Tatsache, dass sie ihn nicht an Will und Diane verrät, war dabei einer der seltenen Momente der Loyalität, die wir von Kalinda zu sehen bekamen. Nicht das sie nicht loyal wäre, ganz im Gegenteil, sie hält aber ja mit ihren Gefühlen immer derart hinter dem Berg, dass man nur wenig davon erfährt. Und offensichtlich wurde diese Loyalität nun auch dadurch "belohnt", dass sie mit Cary die Nacht verbracht hat. Zumindest würde ich die Andeutungen zwischen den beiden hier so interpretieren, auch wenn es nicht deutlich gemacht wurde.

Kalinda hatte hier aber nicht nur mit Cary zu tun, ihr wurde auch eine neue Kollegin zur Seite gestellt. Robyn ist als Ermittlerin das pure Gegenteil von Kalinda, aber wenn wir uns all die bulligen Ex-Cops anschauen, die noch für den Job vorgesprochen haben, dann sticht Robin ebenso aus dieser Masse heraus wie es Kalinda tut. Dabei könnten die beiden als Team sicher noch eine Menge gute Szenen haben, bisher haben sie jedenfalls sehr gut zusammen funktioniert und Robin hat sich hier bereits derart schnell eingelebt, dass sie fast wirkt, als gehöre sie schon länger zum Team.

Zu guter Letzt muss man im Rahmen dieser Review natürlich auch noch auf Will und Diane zu sprechen kommen. Zwar konnte ich mit dem Problem der beiden in dieser Folge, die schlechten Zeiten überwunden zu haben, nicht wirklich viel anfangen, bekanntlich war ich kein großer Fan der letzten Bankrottgeschichte und hielt die vor allem für ziemlich unglaubwürdig und leider in den Details auch schlecht umgesetzt, aber es ist einfach eine Freude diesen beiden dabei zuzusehen, wie sie miteinander umgehen und wie sie ihre ganz verschiedenen Philosophien miteinander in Einklang bringen. Seit sie ihren großen Streit in der zweiten Staffel überwunden haben, schaffen sie es einfach immer, auch bei größten Differenzen diese zivilisiert miteinander zu besprechen, dem Gegenüber niemals niedere Motive zu unterstellen und deshalb dessen Ansichten immer zu respektieren und so eine derart seltene, aber für den Zuschauer höchst unterhaltsame, zivile Diskussions- und Streitkultur an den Tag zu legen, dass es eine wahre Wonne ist. Für mich sind sie ohne Frage eine der besten Freundschaften oder sagen wir Partnerschaften in der aktuellen TV-Landschaft.

Cindy Scholz - myFanbase

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