Bewertung

Review: #4.01 Belles de Jour

Foto: Leighton Meester, Gossip Girl - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Leighton Meester, Gossip Girl
© Warner Bros. Entertainment Inc.

...et nous y revoilà! "Gossip Girl" beginnt sein inzwischen viertes Jahr nirgendwo anders als in der ville der amoure, dem Weltmodezentrum schlechthin – hébergement von Louis Vuitton oder Chanel -, der Stadt voller croissants und baguettes, die nie an Schönheit und variété verliert, dem 'belly of the beast': Paris.

Und genauso wie Paris immer frisch wirkt, so wirkt auch dieser Staffelauftakt frisch, frech, unterhaltsam, très magnifique, aber auch etwas erwachsener.

Das neue Setting erlaubt den Machern nicht nur, bisher unvorstellbar gewesene Dinge im Bezug auf Mode zu wagen, sondern scheint ihnen aber auch zu alter Energie zurückverholfen zu haben, nach der man in der letzten Zeit so vergeblich suchte. Dadurch, dass sich dann noch der Status Quo durch die Geschehnisse des letzten Staffelfinales deutlich verändert hat, wirkt die Serie auch in ihrer vierten Season interessant und endlich wieder einmal ansprechend.

Und auch wenn inzwischen mehrere Monate vergangen sind, werden in dieser Episode konsequent die Storylines weitergeführt; macht es das doch umso spannender, insbesondere was Chuck betrifft, den man bis kurz vor dem Ende kein einziges Mal zu Gesicht bekommt, was den ein oder anderen Zuschauer wohl befürchten lassen haben wird, dass der beliebteste bad ass tatsächlich das Zeitliche gesegnet hat. Doch ja, Chuck ist am Leben, alors tout est bien qui finit bien?

Je vous ai vus ici auparavant. Vous êtes si beaux… J'ai dû cueillir mon courage pour vous parler.

Ablenkung und zum Alltag zurückzukehren, den man gelebt hat. Das sind die beiden großen Themen dieser Episode. Auf der einen Seite versuchen sich alle Figuren, allen voran Serena ("Home doesn't exist until we're there.") und Blair, von ihren Trennungen abzulenken, wollen aber auch einen Neustart, wissen jedoch nicht, wie sie das anstellen sollten, was sich besonders in Paris als schwieriges Unterfangen herausstellt. Serena vergnügt sich zwar mit vielen Männern, doch wirklich glücklich scheint sie nicht zu sein, steht ihr doch noch die Entscheidung zwischen Dan und Nate bevor, während Blair zwar allerhand sieht, aber an keinem so recht Gefallen findet, weil Chuck immer noch so tief in ihr verwurzelt ist und ihre Ansprüche zu hoch sind.

Das ändert sich zum Teil, als sie Louis kennenlernt, der ein adeliger Verwandter der Monaco-Dynastie ist, wie sie herausfindet, und von diesem und mit Serena zu einer Essen zu Viert eingeladen wird. Dass das Doppeldate mit Serena schließlich nicht gut verlaufen konnte und sein Ende im Brunnen fand, war natürlich vorherzusehen, aber die Idee eines modernen Märchens in Paris à la "König Drosselbart" war ganz nett und insbesondere für Blair sehr passend, zeigte trotzdem, dass ihr generell zu viel am Titel oder der Position einer Person liegt, als an der viel mehr ausschlaggebenden Persönlichkeit. Insofern darf man gespannt sein, ob Blair in Zukunft auch auf andere Details bei einem Mann achtet, denn es heißt ja ganz richtig "On ne voit bien qu'avec le coeur. L'essentiel est invisible pour les yeux", wenn sie denn über Chuck hinwegkommt.

Die Szene zwischen ihr und Serena am Ende ("They say it's a broken heart, but... I'm hurt in my whole body.") hat das recht gut deutlich gemacht, in der nicht nur einmal mehr Leighton Meester ihr Talent als besonders facettenreiche Schauspielerin zum Beweis stellt, sondern dem Zuschauer auch bewusst wird, dass sie selbst nicht glaubt, dass sie den Basstard je vergessen kann, nachdem er ihr im Abstand kürzester Zeit so ziemlich die übelsten Dinge angetan hat.

Blair, I wanna make you happy. I really do. But college is too big of a deal.

Wie wir uns nun Serena und Blair an derselben Universität vorstellen dürfen, ist mir noch etwas schleierhaft, da wohl jeder Vollblutfan weiß, dass das auf längere Zeit nicht funktionieren kann. Vor allem bei Serena kam es überraschend, da man von deren Collegeplänen ja so gut wie nichts mitbekommen hat (man möge mich verbessern, falls das mir neben all den Beziehungsproblemen entfallen sein sollte) und es wirkt, als wäre es selbstverständlich, das anzunehmen. Bleibt also nur zu hoffen, dass Blair und Serena ihre Rivalität tatsächlich mit dieser Folge begraben haben und nicht mehr aus lächerlichen Gründen einen Streit vom Zaun brechen, der die schwer gebeutelte Freundschaft endgültig brechen könnte. Denn un ami est long à trouver et prompt à perdre, oui?

Can I at least get your number? – What? It's not in your friend's little black book?

Erinnern wir uns mal an die langweiligen Techtelmechtel der letzten Staffel unseres Womanizers Nate zurück: Das eine Mal hatte er eines mit einer Adeligen, die im Geheimen (naja, bis es Vanessa herausgefunden hat) eine Affäre mit ihrem Stiefsohn führte. Später (nach einer erneut gescheiterten liaison mit Vanessa UND Blair) mit einer Politikertochter, die nur darauf aus war, Carter (Serenas Ex-Freund vor Nate, erinnert ihr euch?) eins auszuwischen. Und nun also eine anbahnende Beziehung mit einer psychisch Instabilen, die auf den ersten Blick relativ harmlos wirkt, jedoch hinter dem süßen Lachen nicht nur eine Pinnwand mit Artikeln über unsere Upper East Sider verbirgt und womöglich eine Kleiderdiebin ist, sondern auch noch ganz nebenbei dem Titelcharakter Gossip Girl ein Gesicht geben könnte. Puis-je vous présenter? Juliet Sharp.

Tatsächlich also hat die Storyline sehr gut angefangen, was schon mal vorausgesetzt hat, dass man ihr nicht sofort angesehen hat, dass sie a.) Böses im Schilde führen könnte, b.) sympathisch (!!) wirkt und c.) Katie Cassidy mit Sicherheit die erste nicht-Fehlbesetzung eines Nebencharakters ist, nachdem man uns unter anderem Hilary Duff in Season 3 lieferte und mit dieser wahrlich nicht überzeugen konnte. Umso schöner ist es, endlich eine neue Nebenfigur in der Show zu haben, die man auf Anhieb nett findet, wodurch ich schon umso mehr am weiteren Verlauf der Geschichte interessiert bin und die nächsten paar Folgen nicht abwarten kann. Ob Juliet nun Gossip Girl ist, halte ich mal für eher unwahrscheinlich, würde es doch wenig Sinn machen, dafür nicht Kristen Bell persönlich auftauchen zu lassen. Und das geschieht bestimmt nicht früher als zum Ende der Serie.

Eigentlich ist es abzusehen, dass die Autoren wieder mit einer relativ billigen Lösung ankommen werden, wieso Juliet ein offenbar diebischer Psychostalker ist (FBI? Gesundheitsbehörde? Tout est possible!), doch vorerst bin ich überzeugt. Nicht zuletzt, weil man Nate damit zum ersten Mal in einer langen Zeit einen wichtigen, mehr im Vordergrund stehenden Plot gibt, was nach drei Staffeln einfach Zeit wird.

What possible reason could there possible be for Georgina Sparks leaving her underwear in your house? – Meet Milo.

Mit dem saut dans le temps ein paar Monate in die Zukunft haben wir neben den Ereignissen in Prag, in New York bei Rufus und Lily und in Paris auch nicht gesehen, dass Georgina inzwischen entbunden hat und seit Anfang Juli mit Dan im Loft lebt und zumindest dieser dort versucht, Milo, das/sein (?) Baby, vor seinem Vater zu verstecken. Gleich zwei Dinge gehen einem da natürlich auf Anhieb durch den Kopf: Zum einen die Unmöglichkeit, dass Rufus wirklich über drei Monate lang keinen blassen Schimmer von Dan, dem Baby oder Georgina mit Baby hatte. Und zweitens die Bestätigung, dass die intriganteste der UES auch wirklich schwanger war – aber von wem?

Bisher ist es einfach sehr wahrscheinlich, dass Georgina Dan ein enfant illégitime ins Nest legt, wovon zumindest Rufus und Vanessa sehr überzeugt sind und beide einen Vaterschaftstest bei einem anderen Arzt in Erwägung ziehen, der nicht von Georgina höchstpersönlich irgendwie hinter Dans Rücken gemacht wurde. Falls sich diese Vermutung also bestätigen sollte, bleibt noch die Frage zu beantworten, wieso sie gerade Dan mit dem Baby konfrontiert hat? Geht es ihr um argent? Wieso ist sie dann gegen Schluss samt bagages gegangen? Noch mehr Fragen, die vivement bald erklärt werden und man uns Zuschauer nicht erst bis zum Ende der Season warten lässt, bis Georgina für ein oder zwei Gastauftritte zurückkehrt (wie gesagt, ein Running Gag...), um danach noch eine größere Sauerei zurückzulassen, als davor.

Insgesamt muss ich aber auch hier die Autoren loben, die den Plot der "großen" Erwartungshaltungen im Staffelfinale gerecht weitergeführt haben. Insbesondere Vanessa wurde nach längerer Zeit sympathischer gemacht, die irgendwie – ganz anders als Dan – Georgina durchschaut haben will. Sie zweifelt an deren sogenannten Wahrheit und scheint damit gar nicht mal so unrecht zu haben. Dass nebenbei noch die ewig währende Plotline um das Beziehungsdreieck Serena/Dan/Vanessa kurz Beachtung fand und auch diesbezüglich klargestellt wurde, dass man hier noch eine Fortsetzung erwarten kann, verbessert die impression einmal mehr.

What's your name ? – Henry.

C'est pas la mer à boire, liebe Gossip Girl-Fans! Denn wie ich schon in der Einleitung erwähnt habe, geht es Chuck – naturellement den Umständen entsprechend – très bien, auch wenn man uns bis zum Schluss mit der Auflösung zittern lassen hat. Natürlich hat kein wirklich vernünftiger Mensch auch nur eine Sekunde daran geglaubt, dass der beliebte Chuck Bass aus der Serie gekillt werden könnte (auch ich nicht, was aufmerksame Leser wissen werden...), da er einer der letzten, mehr oder weniger sympathischen Figuren der Show ist, an der einem etwas liegt (was sogar den Autoren bewusst zu sein scheint!). Dennoch ist seine bzw. Ed Westwicks on-screen-Abwesenheit gar nicht mal so wirklich aufgefallen, weil man so damit beschäftigt war, erst einmal die ganzen neuen Stories zu verarbeiten. Spätestens dann, als Lily den Anruf erhalten hat, in der sie über den Fund von Chucks vermeintlicher corps unterrichtet wurde, wurde mir – wie wahrscheinlich auch vielen anderen - wieder ins Gedächtnis gerufen, dass man Chuck die gesamte Folge kein einziges Mal zu Gesicht bekommen hatte. Eine weitere Sache, die die Autoren also sehr gut ausgeklügelt haben und die auch irgendwo zeigt, dass die Serie an sich ohne Chuck laufen könnte, aber nicht auf Dauer, weil die Fans doch zu sehr an dem goldenen Paar und dem Charakter hängen und langfristig sicherlich weniger interessiert wären. Spannung verspricht das Ende, wie so viele weitere Twists in dieser Folge, aber definitiv, vor allem wäre es nicht ganz uninteressant, zu erfahren, um wen es sich bei der neuen Frau an Chucks Seite handelt (nein, nicht um die Schwägerin von Ron Weasley!), was es mit der Leiche in der Pariser Seine auf sich hat, wie Blair reagieren wird und warum zur Hölle Chuck sich als Henry ausgibt?! Réponses! S'il vous plait.

Napoleon once said secrets travel fast in Paris. Gossip Girl travels faster. XOXO

Fast perfekter und wahrscheinlich bester Auftakt in der Geschichte der Show, der eine hoffentlich genauso gute Staffel verspricht und die Ansprüche nach langem wieder deutlich höher schraubt. Aber naja, we make our own fairy tales, right?

Niko Nikolussi - myFanbase

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