Review: #1.22 Eine glückliche Familie
"I'm the King of Gotham!"
Nachdem es vorherige Episode nochmals steil bergab in der Mysteryserie "Gotham" ging, so fährt die Achterbahn im Staffelfinale wieder nach oben und kommt am absoluten Höhepunkt plötzlich zum Stehen und lässt den erwartungsvollen Zuschauer erst einmal in luftigen Höhen zappeln. Nach diesem bösen Ende soll man nun Ewigkeiten auf eine Fortsetzung mit der zweiten Staffel warten? Was der Serie in den ersten Episoden gefehlt hat, gibt dieses grandiose Finale allemal her. Hier werden diverse Handlungsstränge zusammengeführt, der Machtkampf erreicht seinen absoluten Höhepunkt, einige Charaktere haben nun vollkommen den Verstand verloren und endlich findet Bruce Wayne einen Hinweis auf die Geheimnisse seines Vaters.
Es ist vor allen Dingen schön, dass man endlich wieder einen Blick auf Fish Mooney erhaschen kann, nachdem sie einige Folgen lang wie vom Erdboden verschluckt war und man nicht wusste, ob sie noch lebt oder an ihrer Schussverletzung gestorben ist. Ihre Ankunft in Gotham ist ziemlich legendär, wie sie auf einem Boot im Nebel an Land geht und dort auf Selina Kyle trifft, die auf der Stelle fasziniert von Fish ist. So kämpfen nun alle Bosse – Fish, Falcone, Maroni und Pinguin – gegeneinander und niemand weiß, wem man eigentlich noch trauen kann. Wer wird leben und wer wird sterben? Das ist die große Frage, die sich erst am Ende der Episode aufklärt und einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Man rechnet zwar damit, dass etwas Schreckliches passieren wird, doch kommt es ziemlich überraschend, als Fish plötzlich ihre Pistole zückt und Sal Maroni den Schädel wegpustet. Ich für meinen Teil musste an dieser Stelle kurz pausieren, da ich mich in einer kleinen Schockstarre befand. Ja, er hat es provoziert, in dem er ihr einen lächerlichen Kosenamen gegeben hat und sie ihn mehrfach darauf hingewiesen hat, das doch bitte zu unterlassen. Aber jemanden gleich umzubringen? Tja, das sind dann wohl die harten Regeln die in der Unterwelt Gothams herrschen.
Warum genau Fish auch Jim Gordon umbringen wollte ist nicht wirklich klar, da er ihr eigentlich nicht im Weg gestanden hätte bei ihren Vorhaben. Was allerdings sehr überraschend ist, ist die Tatsache, dass sich Selina Kyle nun der Unterwelt zugewandt hat und eine von Fishs Mitstreiterinnen geworden ist. Sie in einem ganz anderen Aufzug und mit einer Schrotflinte bewaffnet zu sehen, ist ziemlich beeindruckend. So sieht man, was dieses junge Mädchen alles aus sich machen kann und wie sie in Zukunft zur eiskalten Killerin Catwoman wird. Anscheinend markiert dieses Ereignis den Beginn ihrer sehr kriminellen Karriere, die man mit Spannung noch weiterverfolgen kann. Auch trifft Fish in dieser Episode auf ihren alten Mitstreiter und Freund Butch und sieht ihn das erste Mal wieder nachdem die beiden getrennt worden sind. Man spürt, wie sehr sie ihn vermisst hat und dass sie ihn wirklich mag, auch wenn er sich komplett verändert hat. Kaum verwunderlich also, dass ihr Hass auf den Pinguin nun immer größer wird, da Butch nun für ihn arbeitet. Es ist traurig mit anzusehen, wie er versucht sich zu wehren und zurück zu seiner Freundin Fish möchte, aber irgendwas hält ihn ab. Vielleicht wird man in der zweiten Staffel endlich erfahren was für eine Gehirnwäsche der Ärmste unterzogen worden ist, um so völlig neben der Spur zu sein. Auch sein kleiner Zusammenbruch auf dem Dach geht einem ziemlich ans Herz. Er trauert um Fish, nachdem Oswald Cobblepot sie hinunterstößt, sie in die Tiefe fällt, stirbt und von den Wellen davongetragen wird. Ja, irgendjemand musste sterben, doch dass es gleich zwei der Mafiabosse sind, kommt doch überraschend.
Damit hat der Pinguin es nun endlich geschafft sein Ziel zu erreichen, dem er schon seit der ersten Folge nachgegangen ist: Nun ist er die Nummer eins, da Falcone abgetreten ist und sich zurückgezogen hat. Doch was denkt Oswald Cobblepot, wie lange diese Macht anhalten wird? Er hat im Gegensatz zu den anderen Dreien keinerlei Erfahrung wenn es darum geht eine ganze Stadt zu regieren. Er war die gesamte Zeit über nicht mehr als ein intriganter Lakaie, wodurch es den Anschein macht, dass er an seinem Vorhaben noch gewaltig scheitern wird. Auch wenn Maroni und Fish tot sind, heißt das noch lange nicht, dass deren Mitstreiter das so einfach auf sich sitzen lassen und nun Oswald als ihren Boss akzeptieren. Ich könnte mir vorstellen, dass er mehr Feinde hat, als ihm lieb ist und seine Machtposition schneller wieder aufgeben muss, als er sie erlangt hat.
Eine interessante Entwicklung diesbezüglich gibt es auch zwischen Falcone und Jim. Die beiden scheinen sich auf einer freundschaftlichen Basis zu bewegen und haben Respekt vor dem jeweils anderen, was daraus resultiert, dass Falcone mit Gordons Vater befreundet gewesen ist. Wie tief diese Freundschaft wirklich ging wird noch nicht aufgeklärt, allerdings erhält Jim ein wunderbares Geschenk – ein Messer, das einst seinem Vater gehört hat. Diese Szene ist wirklich schön anzusehen, da sie verdeutlicht, dass die beiden auf groteske Art und Weise auf der gleichen Seite stehen. Auch die Aussage, dass Gotham einen Anführer mit Herz braucht regt zum Nachdenken an. Kann es wirklich Jim werden, der eine hohe Machtposition in der Stadt erlangt? Er würde stets für Recht und Ordnung sorgen, so viel steht fest. Die Antwort wird es allerdings sicher nicht auf die Schnelle geben. Zudem hat er sich momentan mit weitaus wichtigeren Dingen zu beschäftigen.
Nachdem Barbara ihre behandelnde Ärztin Dr. Thompkins überredet hat ihre Traumabehandlung durchzuführen, kommt es zu einem Zwischenfall der beiden. Dass Barbara schon lange nicht mehr alle Tassen im Schrank hat dürfte kein Geheimnis mehr sein, dass sie allerdings zu einer Mörderin geworden ist, ist einfach nur schockierend. Es stellt sich heraus, dass nicht Jason alias der Ogre ihre Eltern umgebracht hat, sondern dass sie selbst unzählige Male auf sie eingestochen und ihnen schlussendlich die Kehle aufgeschlitzt hat. Was ist in ihrer Abwesenheit nur mit ihr passiert? Schließlich ist es eher unwahrscheinlich, dass es Jason möglich war sie in so einer kurzen Zeit zu einem kaltblütigen Monster hat werden lassen, das sogar Dr. Thompkins töten möchte. Allerdings ist Leslie auch nicht ganz ohne, wie sie Barbara überwältigt und bewusstlos schlägt, in dem sie ihren Kopf mehrere Male auf den Boden aufschlägt. Eigentlich sah sie sogar ziemlich tot aus, allerdings bezweifle ich stark, dass man diesen Charakter so einfach aus der Serie schreibt.
In dieser Episode ist einfach so viel passiert, dass sie fast kein Ende nahm – man fühlt sich eher als würde man einen actiongeladenen Film anschauen, als eine 40-minütige Folge, da man mit neuen Erkenntnissen nur so überflutet wird. Die Persönlichkeitsstörung von Edward Nygma kommt nun endlich zum Vorschein in einer einzigartigen Sequenz, in der er mit verschiedenen Gesichtern Selbstgespräche führt. Diese Szene ist so ausgesprochen gut gemacht, dass es einem eine eiskalte Gänsehaut den Rücken hinunterjagt. Nygma scheint von seiner Liebe zu Kristen Kringle durchweg besessen zu sein, was sich nun hundertprozentig offenbart. Doch was wird geschehen, wenn sie diese Liebe niemals erwidern wird? Wird er im Stande sein wie ebenso kaltblütig zu zerstückeln, wie er es mit ihrem Freund gemacht hat? Edward hat sich im Laufe der ersten Staffel zu einem überaus facettenreichen Charakter entwickelt, über den man gerne noch einiges mehr herausfinden möchte.
Auch wenn man dieser Review ziemlich deutlich entnehmen kann, dass es sehr viel Positives in diesem tollen Staffelfinale gibt. Das Highlight wurde allerdings bisher nicht genannt, denn das bezieht sich auf die letzte Szene der Episode. Bruce Wayne lässt nichts unversucht hinter das große Geheimnis seines Vaters zu kommen und herauszufinden was dieser hinter verschlossenen Türen in seinem Arbeitszimmer all die Zeit getan hat. Es ist verständlich, dass Alfred sich um den Jungen sorgen macht, denn muss wirklich jedes Geheimnis offengelegt werden? Manche Dinge sollten doch besser hinter verschlossenen Türen bleiben. Doch nicht dieses Mal. Man rechnet mit irgendwelchen Kontoauszügen die auf Schmiergelder hinweisen, Akten zu geheimen Projekten, irgendetwas mit Bezug zu Wayne Enterprise. In dem Moment, in dem Bruce die Fernbedienung findet bleibt es spannend. Was betätigt diese? Die Zuschauerherzen werden vermutlich alle höher geschlagen haben in dem Augenblick, in welchem sich der Kamin bewegt und den Eingang zu einer unterirdischen Höhle preisgibt. Als Bruce und Alfred hineinblicken und man in der Ferne die Laute einiger Fledermäuse vernehmen kann, ist klar – es ist die Bathöhle! Was für ein geniales Ende einer Staffel das ist. Hier haben sich die Serienmacher mächtig ins Zeug gelegt die Zuschauer dazu zu bringen auf jeden Fall weitergucken zu wollen, auch wenn die Staffel im Ganzen bloß etwas besser als durchschnittlich gewesen ist. Wie kommt es dazu, dass Bruce Vater die Bathöhle "entwickelt" hat? Was befindet sich dort unten? Was hat Wayne dort unten getrieben? Tja, wenn man all dies wissen möchte, dann wird einem wohl nichts anderes übrig bleiben, als auch in der zweiten Staffel wieder bei "Gotham" einzuschalten.
Als Staffelfinale ist #1.22 Eine glückliche Familie wirklich sehr gelungen. Viele Fragen werden beantwortet, doch genauso viele werden wieder in den Raum geworfen, sodass man sich sehnlichst mehr Informationen wünscht. Man erhält einen Haufen neuer Erkenntnisse und wird Zeuge von einzigartigen Charakterentwicklungen und Entstehungen neuer Beziehungen unter ihnen. Was man allerdings ein wenig besser hätte machen können ist, dass man hätte beleuchten können, was auf den Straßen der Stadt passiert ist während des mehrere Wochen andauernden Bandenkriegs zwischen Maroni und Falcone. Auch ein paar mehr Informationen bezüglich Fish Mooney hätten nicht geschadet, da man nicht darüber aufgeklärt wird, wie sie es geschafft hat den Helikopter mit ihrer lebensbedrohlichen Schussverletzung noch sicher zum Landen gebracht hat und was seither mit ihr geschehen ist. Nichtsdestotrotz ein absolut würdiger Abschluss!
Fazit
Vor allem durch Spannung kann das große Staffelfinale von "Gotham" den Zuschauer in den Bann ziehen und durchweg überzeugen. Der Handlungsstrang um den Machtkrieg der Stadt hat mit Pinguins vorläufigen Sieg ein rundes Ende erhalten und auch Bruce Wayne scheint seinen Antworten nun ein erhebliches Stückchen näher gekommen zu sein. Doch auch die anderen Charaktere strahlen in dieser Episode und der Cliffhanger am Ende macht das Warten schier unerträglich. Trotz kleinerer Schwächen ein wunderbarer Abschluss der ersten Staffel.
Sanny Binder - myFanbase
Die Serie "Gotham" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: All Happy Families Are AlikeErstausstrahlung (US): 04.05.2015
Erstausstrahlung (DE): 27.10.2015
Regie: Danny Cannon
Drehbuch: Bruno Heller
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