Review: #3.04 Die zweite Chance

Auch in dieser Episode stehen in erster Linie Liebesfragen im Mittelpunkt (auch wenn ausgerechnet Rusty und Jordan hierbei ausgespart werden). Allerdings sind nicht alle Geschichten gelungen.

I can totally handle it

Ein alkoholfreies Wochenende soll veranstaltet werden und da Casey in der Sitzung relativ vorlaut war, darf sie es nun auch noch organisieren. Prinzipiell ist die Grundlage recht gut, wenn man sie ordentlich nutzen würde. Prinzipiell würde jetzt sicherlich erst mal jeder sagen, dass eine Party ohne Alkohol gar nicht funktionieren kann, aber Casey versucht immerhin einen guten Ansatz zu finden. Dieser wird leider nicht konsequent weiter geführt. Dass die alkoholfreien Partys richtig toll sein können, wird leider nicht ins Zentrum gestellt. Vielmehr macht man sich einen Spaß daraus, die Aufpasser Casey und Evan unter andere Drogen zu stellen. Das mag witzig sein, verfehlt hier für meine Begriffe aber jegliches Pflichtbewusstsein gegenüber den Zuschauern. Nicht, dass "Greek" plötzlich eine Serie werden solle, die erzieht, aber es werden so viele gute Botschaften in Fragen von Beziehungen ausgesendet, da hätte man an anderer Stelle ruhig auch mal mehr investieren können, denn irgendwie werde ich immer wieder von der Serie enttäuscht, wenn es um andere Fragen des Lebens geht. Immerhin entsteht aus der Situation ein sehr schönes Gespräch zwischen Evan und Casey mit einer doch sehr entscheidenden Erkenntnis, die Casey und Cappie doch eigentlich weiter helfen sollte. Dass sich Evan dann auch noch für Casey einsetzt, führt zu einem versöhnlichen Ausgang der Story, die dann auch noch eine andere Geschichte wesentlich beeinflusst.

He's been trying to do that all day

Ashleigh will nach Fishers Vergehen nämlich nichts mehr von ihm wissen. Die konsequente Einstellung von Ashleigh halte ich für sehr bewundernswert. Da sammelt der von mir selten gemochte Charakter tatsächlich mal wieder Sympathiepunkte. Fisher versucht wirklich alles, um seinen Faux Pax wieder gut zu machen, doch es soll alles nicht helfen. Die Prinzipientreue von Ashleigh führt dazu, dass Fisher sogar kündigt, damit Ashleigh ihre Ruhe haben kann. Nun kennt man Fishers Lebensumstände nicht im Detail, aber den Job kann er sicherlich gut gebrauchen, insofern ist es schon ein riesiges Opfer, dass er da bringt. So viel Bereitschaft und vor allem Einsicht soll dann auch belohnt werden. Caseys Erfahrungen des Abends bringen sie dazu, Ashleigh deutlich zu machen, dass man manchen Menschen eine zweite Chance geben sollte. So überwindet die über weite Strecken sehr souverän und glücklich geführte Beziehung ihre erste große Krise. Die Frage bleibt, ob es nicht noch Nachwehen geben wird, weil die Vertrauensbasis nun einfach einen Knacks hat.

Are you his sister

Grant hat Geburtstag und Calvin hat ihm ein tolles Geschenk gemacht. Allerdings steht plötzlich Grants Freundin Whitney vor der Tür, die ihren Freund sehnlichst in die Arme schließt und abknutscht. Die im Prinzip typische Geschichte eines homosexuellen Pärchens, bei dem ein Partner sein Coming Out noch nicht öffentlich hatte, kann aber doch über weite Strecken überzeugen, weil Calvin einen ziemlich wunderbaren, verständnisvollen Partner abgibt (was auch der Verdienst von Rebecca ist) und damit dieses Pärchen so wunderbar anzusehen ist. Mich freut es, dass Calvin so großes Glück mit Grant findet und man ihnen mit der Geschichte Souveränität verliehen hat. Außerdem durfte Rebecca als Side-Kick eine wunderbare Rolle als Calvins angebliche Freundin spielen. Insofern war in dieser Geschichte auch noch Einiges zum Lachen dabei.

Hey Anchor

Bleibt noch eine Geschichte, die mir leider gar nicht zugesagt hat. Rusty wird jetzt also von den Nerds gemobbt, weil sein Studium alles andere als optimal verläuft. Das ist natürlich sehr bitter, zumal selbst die Professoren da offenbar keinen Halt machen. Das halte ich dann doch für sehr dick aufgetragen. Nun kenne ich nur die Berliner Großunis mit riesigen Fakultäten und weiß nicht, wie ein kleinere Uni da möglicherweise anders tickt, weil man sich untereinander viel besser kennt, aber so ein paar Grundregeln sollte es doch geben und so klein habe ich die Cypres Rhodes-Uni auch nie empfunden, bedenkt man doch die großen Häuser und diverse Szenen aus Vorlesungen, wo sich durchaus zahlreiche Studenten tummelten. Rusty will seinen Ruf jedenfalls schnell wieder loswerden und versucht die Türklinken-Methode, indem er ein Forschungsprojekt an einen Professor tragen will, wobei ihm schlichtweg egal ist, welcher Professor das sein soll. Auch dieser Part scheint mir viel zu stark vereinfacht, als dass es auch nur annähernd mit der Realität zu tun haben könnte. Zufälligerweise ist der favorisierte Professor dann auch ausgerechnet bereits durch Dale mit seinen Betreuungen ausgelastet, doch er bietet Rusty an, Dales Assistent zu werden. Rusty hat die Größe, dies abzulehnen, obwohl es eigentlich schon nach einer guten Gelegenheit klingt. Da ich mich fachlich damit nicht ausreichend auskenne, will ich das nicht weiter kommentieren, aber so komplett durchdacht wirkt es für mich auch nicht. Die übermäßige Konstruktion wird davon komplettiert, dass der erstgefragte Professor nun so beeindruckt von Rusty ist, dass er doch das Projekt bei ihm machen kann. Mal davon abgesehen, dass die Story konstruiert ist, ich mit Rustys fachlichen Schwierigkeiten generell ein Problem habe, weil es zu ihm trotz seines Strebens bei der Bruderschaft einfach nicht passen will, hatte diese Geschichte aus so überhaupt keinen Spannungsbogen, dass man sie getrost auch hätte wegfallen lassen können.

Fazit

Sobald sich die Serie nicht ausschließlich mit Liebes-/Beziehungsproblemen beschäftigt, hakt es an allen Ecken und Enden. Ein bisschen mehr Mühe sollten sich die Autoren bei den begleitenden Geschichten schon geben, damit der Charme der gelungenen Phasen nicht immer wieder negativ übertönt wird.

Emil Groth - myFanbase

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