Every Night Is Another Story

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Ein komplettes Jahr wehrte ich mich dagegen, mir "Greek" anzuschauen. Ich war fest davon überzeugt, dass es sich mal wieder um eine typische Teenie-Serie handelte, mit ihren typischen, alles andere als innovativen, Handlungen und der typischen, unrealistischen Darstellung des Lebens junger Amerikaner. Letztendlich sollte ich positiv überrascht werden.

Die Charaktere und Klischees

Während der ersten Minuten des Pilots, wurde meine Meinung über das klischeehafte Konzept bestätigt. Auf den ersten Blick scheint "Greek" alle Stereotypen zu beinhalten: Das perfekte Mädchen der beliebtesten Schwesternschaft, deren Freund natürlich Mitglied der besten Bruderschaft des Campus ist, der kleine streberhafte Bruder, der Spaß auf dem College haben will, der Ex-Freund und sorglose Faulpelz, der nichts anderes am College macht als Spaß zu haben, die naive beste Freundin und die hinterlistige Präsidentin, die alle aufmischt. So schienen die Charaktere nichts mehr als diese eines jeden mittelmäßigen College-Films zu sein.

Doch als die "Vorstellungsrunde" dann vorbei war und die eigentlichen Handlungen, die übrigens einiges über den Haufen schmeißen, begonnen hatten, merkte man schnell, dass die Schreiber eigentlich nur mit diesen Stereotypen spielen und im Endeffekt eine realistische Skizzierung der Figuren vorgenommen wird. Dabei bleiben sie trotzdem konsequent, und lassen die Charaktere nicht innerhalb einer Folge zu komplett anderen Menschen mutieren, wie man es aus anderen Shows des Genres kennt.

So mag Rusty zwar der etwas trottelige, liebenswürdige Streber sein, der unbedingt Mitglied einer Verbindung werden will, jedoch bleibt er sich und seinen Prinzipien treu und lehnt nach Evans Seitensprung, das Angebot von ΩΧΔ ab. Er lässt sich sogar auf einen Streit mit ihm ein, nur um, wie er sagt, Caseys Ehre zu verteidigen. Jacob Zachar ist wohl einer der sympathischten Charaktere der letzten TV-Jahre. Er spielt die Rolle des Rusty mit so viel Herz und Hingabe, dass man gar nicht anders kann, als ihn sofort ins Herz zu schließen.

Zu erwähnen sind auch zweifellos die Charaktere aus den “hinteren Reihen”, allen voran Dale, Rustys Zimmergenossen, der doch am Anfang durch seine schräge Art, und mich persönlich auch durch seine Konföderierten-Flagge, dessen Anbringung seit dem Ende des Bürgerkriegs doch sehr umstritten ist, einen schon etwas vor den Kopf stößt. Aber auch hier erkennt man nach einer Weile die Tiefe des Charakters und fängt letztendlich an ihn lieb zu gewinnen, nicht zuletzt wegen der grandiösen One-Liner, die einen immer wieder laut zum Lachen bringen. Und auch ohne die Jungs vom Kappa Tau, Beaver, Heath und Wade, wäre die Serie wohl nicht das, was sie ist, da sie ebenfalls enorm zum Unterhaltungsfaktor beitragen.

Doch im Endeffekt liegt es wohl besonders an einem bestimmten Charakter, dass die Show solch einen hohen Suchtfaktor hat. Das Herzstück der Serie: Cappie! Eine Persönlichkeit, die unter keinen Umständen unbeachtet bleibt. Der so selbstbewusste, charmante und extrem witzige Präsident der KTΓ brachte mich schon im Piloten durch seine schlagfertige Art, in diesen viel zu kurzen 41 Minuten einige Male zum Lachen. Aber auch an ihm erkennt man sofort eine sensible Seite, die vor allem in Bezug auf Casey zum Vorschein kommt. Die Tatsache, dass er, obwohl er wahrscheinlich jedes Mädchen auf dem Campus haben kann, immer noch an seiner ersten großen Liebe hängt, macht diese Rolle noch viel sympathischer. So war dann auch die Szene, in der Casey versucht ihn zu verführen, einer der Höhepunkte des Piloten. Die Chemie zwischen den beiden lässt sich nicht abstreiten und ich hoffe, dass wir sie irgendwann als Paar sehen werden.

Die Storylines

Was ich als sehr angenehm empfand, war die Tatsache, dass es schon kurz nach Beginn des Piloten zur Sache ging. Ich persönlich finde es ziemlich langweilig, wenn die richtigen Plots erst in den darauffolgenden Episoden beginnen und muss mich immer regelrecht durch die ersten paar Folgen quälen. Diese Handlungsdichte zieht sich auch durch die komplette Staffel: es gibt kaum eine Folge, in der es langweilig wird, was allerdings nicht heißen soll, dass die Plots nicht gut durchdacht sind. Bezüglich der Storylines muss man sagen, dass das Rad nicht wirklich neu erfunden wurde, denn auch hier sind es die üblichen Verdächtigen: exzessive Partys, Alkoholkonsum, Sex, Lügen, Liebe und Untreue, Freundschaften und Feindschaften.

Ein Beispiel wäre Caseys Liebesleben. Schon während des Piloten, wird das zukünftige Liebes-Dreieck zwischen ihr, Evan und Cappie deutlich und es ist klar, dass Casey sich natürlich irgendwann für Cappie entscheiden wird, dem Jungen, der alles andere als perfekt zu sein scheint und, verglichen mit Evan, so ganz und gar nicht in ihre Lebensvorstellungen passt - der aber trotz allem die Liebe ihres Lebens ist.

Dieses Dreieck stellte für mich auch den größten Reiz in der Staffel dar. Schon im Piloten wird sichergestellt, dass der Zuschauer keine Möglichkeit bekommt Evan zu mögen, schließlich geht er Casey fremd und ist der Erzfeind von Publikumsliebling Cappie. Doch nach #1.15 Alte Wunden werden die Karten neu gemischt, als man von den Geschehnissen im ersten Studienjahr erfährt und die Jungs in einem anderen Licht sieht. Evan schafft es durch diese Folge definitiv Sympathiepunkte zu sammeln, während man feststellten muss, dass Cappies sorglose Art leider vor Casey keinen Halt macht und so es einen nicht mehr wundert, dass Evan und sie zueinander gefunden haben.

Trotz allem bleiben Casey und Cappie das Traumpaar der Serie, denn egal mit wem sie zusammen sind, die Gefühle, die sie für einander hegen, scheinen immer stärker zu sein und sie immer wieder zu einander zu führen, auch wenn diese Liebe Opfer fordert, wie Evan oder Rebecca.

Abgesehen vom Liebesdreieck und Rustys Tour durch diese neue Welt, weckte auch Frannies Charakter mein Interesse. Frannie ist der perfekte Bösewicht, egoistisch, manipulativ, besessen von der Macht aber immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Nach ihrem Ausstieg aus der Verbindung war ich mehr als nur froh, sie losgeworden zu sein, doch als sie reumütig und zuckersüß zurück kam, war ich mir garnicht mehr so sicher ob diese Freundlichkeit vorgespielt war oder nicht.

Aber da Menschen sich doch nicht so leicht ändern können dauerte es auch bei ihr nicht lange, bis sie ihr altes und wahres Gesicht zeigte, als sie mit ihren teuflischen Spielchen sicher stellte, dass Evan und Casey nicht wieder ein Paar werden. Man darf gespannt sein, ob sie versucht, erneut an die Macht zu kommen, jetzt wo sie Evan Chambers als Freund hat.

Auf die Entwicklung von Rebbecas Charakter darf man noch gespannt sein, denn während sie in ihrer Beziehung zu Cappie ein anderes Gesicht zeigt und man endlich anfangen kann sie zu mögen, mimt sie immernoch die Zicke der ZBZs, bis der Durchbruch im Staffelfinale kommt, wo sie aufgrund der Skandale ihres Vaters ihr Schutzschild fallen lässt.

Alles in Allem gewinnt "Greek" die Zuschauer mit der Art, wie die Storylines dargestellt werden, denn die Probleme, auf die die Hauptcharaktere stoßen, werden nicht so tragisch und dramatisch porträtiert wie in den üblichen Teen-Shows, sondern auf eine unbeschwerte und extrem witzige Art. Auf jeden Fall erwecken sie das Interesse des Zuschauers und lassen ihn mitfiebern, allerdings nicht in einer Marissa Cooper-Selbstmordversuch in Tijuana-Art und Weise. Ich würde sogar sagen, dass die Plots in vielen Fällen eher zweitrangig zu sein scheinen und mehr als Grundlage für den außerordentlich guten Humor der Serie dienen.

Der Humor

So kommen wir auch zu dem Punkt, der die Serie so sehenswert macht. Um es mal realistisch zu betrachten, in erster Linie ist "Greek" eine Comedy Serie - und zwar eine verdammt gute. Die überaus humorvollen Dialoge und originelle Sprüche, sind das, was die Serie von anderen des Genres unterscheidet und somit einzigartig macht. Hauptverantwortlich dafür sind die KTΓs, die selbst wenn sie nichts tun einfach urkomisch sind und sich, offensichtlich von Langeweile getrieben, immer etwas Neues und Verrücktes einfallen lassen, um Spaß zu haben. Mit Cappie als Anführer, dessen Lebensweisheiten und Schlagfertigkeit immer ein breites Grinsen auf die Lippen zaubern, sorgen diese Jungs für die größten Lacher.

Extrem amüsant ist auch Rusty, der durch seine unschuldige Art dauernd in irgendwelche Fettnäpfchen tritt. Seine Abenteuer in dieser für ihn völlig neuen Welt und seine Versuche das Leben eines Wissenschaftlers und das eines Verbindungsmitgleids zu vereinen, sind einfach traumhaft anzuschauen. Vor allem wenn er und Cappie zusammengesteckt werden, bleibt kein Auge trocken vor Lachen! Ein Beispiel dafür ist das erste Aufeinandertreffen der beiden, als Rusty ihn fragt, woher er Casey kennt:

Rusty: How do you know her?
Cappie: Um…in the biblical sense.
Rusty: Oooh! From church!

Oder bei einem Gespräch über Frauen:

Cappie: It may comfort you to know that when it comes to the softer sex, I wasn’t always gifted and talented.
Rusty: Really??
Cappie: Oh yeah, yeah...5th grade was a bitch!

Ein weiteres Highlight sind auch definitiv die zahlreichen Anspielungen auf andere Serien und Filme, die somit auf die Schippe genommen werden. So stellt z. B. Calvin Rusty als einen der Schauspieler von "O.C., California" vor, (dem Äußeren nach zu urteilen Adam Brody) um Rustys Image aufzupolieren, Cappie antwortet auf Rustys Aussage, wie er denn Casey ein ganzes Jahr aus dem Weg gehen soll, mit: "Trouble in the Cartwright Clan? Paging Danny Tanner!", und Ashleigh rät Evan, ab jetzt "McDreamy" zu sein und nicht "McSteamy".

Nicht zu vergessen ist auch das Ausleben von Cappies "Kreativität", wenn es darum geht neue Namen für Evan zu erfinden, die mittlerweile ein Running-Gag der Show geworden sind. Die Ergebnisse gehen von "Evelyn" über "Evan Longoria", bis hin zu "Evian" und "Evanecence".

Fazit

"Greek" mag vielleicht nicht etwas für den anspruchsvollen Zuschauer sein, der neuartige Storylines erwartet. Doch mit einer enormen Portion Humor, schafft es diese Show, Fans des Genres zu begeistern. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und vielschichtig, was es ziemlich leicht macht, sich mit ihnen zu identifizieren. Nicht zuletzt begeistern die Leistungen der alles andere als erfahrenen Schauspieler, die sich ihren Rollen mit viel Herz und Hingabe widmen. "Greek" ist die perfekte Mischung aus Comedy und Drama - und genau das macht es sehenswert!

Elena Michailidou - myFanbase