Bewertung

Review: #15.13 Gratwanderung

Foto: Kim Raver & James Pickens Jr., Grey's Anatomy - Copyright: 2019 ABC Studios; ABC/Mitch Haaseth
Kim Raver & James Pickens Jr., Grey's Anatomy
© 2019 ABC Studios; ABC/Mitch Haaseth

Ich habe in einer Review noch nie meinen Schreibeprozess thematisiert, doch heute will ich euch einen kleinen Einblick zu meiner Arbeitsweise gewähren: Normalerweise schaue ich eine Folge sofort am Tag ihres Erscheinens und schreibe die Review innerhalb der nächsten paar Stunden, sodass sie doch nach am Abend online gehen kann. Bei meiner letzten Review habe ich das leider nicht hingekriegt, wodurch es nun erst ein Tag her ist, dass ich sie verfasst habe. Deswegen sind mir meine Ansichten und Argumente noch so frisch im Gedächtnis, dass ich nun kurzerhand eine Idee übernehmen werde, die bereits eine andere Autorin auf myfanbase verwendet hat, und ich mich im Folgenden daher selbst zitieren will. Diese Folge bestätigt nämlich einige meiner Eindrücke und führt die Storylines der letzten Folge konsequent weiter.

"Dennoch hoffe ich, in den nächsten Folgen mehr solche Szenen und weniger kleine Zankereien zwischen Andrew und Meredith sehen zu dürfen."

Das ist tatsächlich in dieser Folge eingetreten. Meredith und Andrew haben kleine, wunderbar prickelnde Momente miteinander und flirten miteinander in einer Tour, doch Meredith scheint aus der Sache mit Nathan gelernt zu haben und will diesmal nichts mit Andrew ohne Maggies Segen anfangen. Gemessen an Maggies damaliger verletzter Reaktion absolut verständlich. Lustigerweise haben Meredith und Maggie in dieser Folge auch genau das gleiche Problem und sind mit ihrer Aufmerksamkeit stets woanders: Während Meredith sich durch Andrew aus der Fassung bringen lässt, ist es bei Maggie eine alte Studienkommilitonin, die sie aufsucht und um medizinische Hilfe bittet. Wir haben schon früher von Maggies schlechten Erfahrungen mit ihren Mitschülern erfahren und so ist es interessant, diesen Erfahrungen in Form von Kiki Thompson ein Gesicht geben zu können. Man hätte dabei meiner Meinung nach durchaus etwas emotionaler auffahren können, immerhin hat Kiki Maggies Studienzeit zur Hölle gemacht, aber die versöhnlichen und selbstreflektierenden Töne von Seiten beider Frauen haben mir ebenfalls zugesagt. Großes Highlight war hier natürlich die Schwesternbeziehung von Maggie und Meredith, bei der beide punkten können und sich dabei erneut zusichern, stets füreinander da zu sein. Ach ja, und Maggie hat Meredith ohne Wenn und Aber noch ihren Segen für ein Date mit Andrew gegeben, das dazu noch zu Merediths Bedingungen stattfindet. Da Andrew mir in der letzten Folge etwas zu kritisch unterwegs war, hat mir das wirklich sehr gefallen.

"Zurzeit hat die Serie auch wieder ein Händchen für berührende und emotionale Patientenfälle bekommen."

Auch das bestätigt sich in dieser Folge, obwohl die Fälle hier etwas zu stark auf die Ärzte und Ärztinnen ausgerichtet waren und mehrere Parallelen zu ihren eigenen Leben geliefert haben. Der Fall von Owen und Jackson hat mir hier jedoch sehr zugesagt und mich oft sehr berührt. Das lag zum einen daran, dass wir mit Kevin McKidd eigentlich einen Schotten in der Serie haben, dessen Kultur nun dargestellt wird und wir so Männer in Schockenrock mit schottischen Akzent und natürlich Dudelsackmusik zu sehen bekommen. Der Fall um den 16jährigen, der aus Versehen angeschossen wurde, ruft wieder vor Augen, dass die USA ein unglaubliches Waffenproblem hat und gerade der Querverweis auf die Art, wie man in Schottland nach einem einzigen Amoklauf verfahren ist, ist erneut leise Gesellschaftskritik, die die Serie ausübt. In den USA finden solche Ereignisse wöchentlich statt und Owen und Jackson können scheinbar nirgendwo mit ihren Kindern hingehen, wo diese stets sicher sein würden – das ist harter Tobak, der leider doch etwas innerhalb der Folge unterzugehen scheint.

"Die Frage, die sich mir nun stellt, ist, ob Bailey nun auch die anderen Teile ihres Lebens ähnlich wie ihr Familienlieben wieder in Angriff nimmt. Wird sie nun wieder Chief oder darf Alex weiterhin in seiner neuen Position überzeugen?"

Auch hier verwende ich ein Zitat aus meiner letzten Review, obwohl ich hier bereits etliche Male darüber geschrieben habe. Für mich wirkt Baileys Umgang mit ihren ehemaligen Schützlingen wie Alex und Meredith oft fragwürdig, da sie dabei immer wieder eifersüchtig, herrisch und arrogant agiert. Ihr eifersüchtiges Umhängen der Bilder (was gepaart mit Jo Wiederherstellung der eigentlichen Anordnung doch ganz lustig war) sowie ihre Art, auf sämtliche Leistungen Alex' mit Missbilligung zu reagieren, kann ich einfach nicht gutheißen. Hier hat mir Alex erneut imponiert, da er cool geblieben ist, sich Bailey gegenüber behauptet hat und seinen Vertrag bis zum Schluss weiter erfüllen möchte. Bailey ringt sich noch ein "I'm proud of you" ab, aber es bleibt ein etwas zwiespältiges Bild von ihr zurück, und das obwohl mir ihre Entwicklung der letzten Wochen wieder zugesagt hatte.

"In das ganze komplizierte Geflecht zwischen Owen, Amelia und Teddy wird aber nun auch noch Tom eingeflochten…"

…, was nun zu ersten kleinen Irritationen führt. Toms Anspielungen, Owens verwirrte Blicke und ihr Patientenfall führen bei Teddy dazu, dass sie sich mit ihrer Gefühlswelt auseinandersetzt - und ich finde ich Schlussfolgerung großartig: Owen und sie sind dazu bestimmt, beste Freunde zu sein, während sie und Tom Potenzial für etwas Größeres und Intimeres haben. Und ich hoffe wirklich inständig, dass die Beziehung so wunderbar leicht und zärtlich fortgesetzt wird, wie sie angefangen hat. Allerdings ist mir auch immer noch gut im Gedächtnis, wie Teddy Meredith gegenüber von ihren Gefühlen für Owen gesprochen hat und auch die Szene der beiden im Treppenhaus in dieser Folge zeigt mir deutlich, dass zwischen Teddy und Owen wohl auch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Gerade in Anbetracht der Tatsache, was noch in dieser Folge bei Owen passiert ist.

"Ich hoffe hier inständig, dass Bettys Lügen weder die Beziehung von Amelia und Owen noch die Familie mit Leo und ihr selbst in Gefahr bringen wird"

Hier ist meine Hoffnung komplett unerfüllt geblieben. Mit Bettys erneutem Verschwinden und dem Auftauchen ihrer Eltern kommen zwei weitere Komponenten dazu, die Owens und Amelias Familie gefährden. Wirklich Vorwürfe kann man weder Owen noch Amelia an dieser Stelle machen, da beide in ihrer jeweiligen Sorge und Angst um Betty und Leo versuchen das Beste aus der Situation zu machen und die beiden zu beschützen. Owens Gefühle und sein Leiden gehen mir sehr nahe, sieht man doch, wie groß die Angst ist, Leo zu verlieren, der seine erste Chance auf eine richtige Familie gewesen ist und so schmerzt seine barsche Art Amelia gegenüber, aber sie bleibt verständlich. Doch auch Amelias Versuch, Bettys Mutter mit der Erzählung ihrer eigenen Lebensgeschichte zu beruhigen, ist nachvollziehbar, versucht Amelia ja weiterhin, Betty aus der Sucht zu befreien und für alle Beteiligten die beste Lösung zu finden. Dabei wird auch immer deutlicher, dass die Prioritäten für Amelia bei Betty und für Owen bei Leo liegen – so war es zwar von Anfang an, doch nun scheinen diese Wünsche sich diametral gegenüber zu stehen und unvereinbar zu sein. Bettys Eltern bleiben dabei zunächst blass und stellen sich dann als sehr unsympathisch heraus: Gerade wie Bettys Mutter Amelias Vergangenheit gegen sie und Owen verwendet und die beiden sofort Leo mit sich nehmen wollen, lässt Rückschlüsse darauf ziehen, warum Betty wohl in erster Linie begonnen hat, Drogen zu nehmen. Insgesamt ist diese Storyline durchaus dramatisch und berührend, allerdings frage ich mich immer mehr, wohin sie führen soll und ob die wunderbar süße Familie Shepherd-Hunt doch bloß vorübergehend existieren durfte. Das wäre, nach all den Entwicklungen, die Amelia und Owen dabei erlebt haben, eine Enttäuschung.

Fazit

Eine gute, aber keine besondere Folge. Die Storylines der letzten Wochen werden behutsam fortgeführt und alleine bei Amelia und Owen ziehen immer dunklere Wolken auf, die Fragezeichen und Sorgen hervorrufen. Doch die Entwicklungen um Meredith und Andrew sowie Teddy und Tom stimmen hoffnungsvoll und hinterlassen so den Eindruck einer soliden Episode.

Lux H. - myFanbase

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