Bewertung

Review: #19.13 Cowgirls weinen nicht

Diese Folge geht es etwas ruhiger als die letzten beiden Folgen an, fühlt sich aber eher wie eine Verschnaufspause als eine tatsächliche Entspannung an. Gerade in Hinblick auf Maggie und Winston scheinen die großen Entwicklungen erst noch bevorzustehen.

Spannenderweise bin ich hier erstmals auf Maggies Seite, denn von Winston bekommen wir wenig mit. Im Grunde genommen versperrt er sich sämtlichen Inputs, sei es in der Therapie, sei es in den Gesprächen mit Maggie, und projiziert all seine negativen Eindrücke auf sie, egal, ob er dabei mit seiner Meinung recht hat oder nicht. Maggie kann im Prinzip nur verlieren, alles nur noch falsch in seinen Augen machen. Indem wir aber in dieser Folge mehr von Maggies Sicht der Dinge, mehr von ihrem Wunsch, an ihrer Ehe festzuhalten und für sie zu kämpfen, mehr von ihren vergangenen und gegenwärtigen Schwierigkeiten erfahren, haben wir automatisch mehr Mitleid mit ihr. Ist Maggie egozentrisch, trifft Entscheidungen für die beiden, ohne Winston zu konsultieren, ist sie Winston ungerecht gegenüber? Ja, ja und ja. Aber mit dieser Episode wird deutlich, dass Maggie ebenfalls einen Punkt hat: Winston ist feige, hat Angst vor Konflikten und die Ehe der beiden längst aufgegeben. Obwohl nun die Karten beider Charaktere nun offen auf dem Tisch liegen, scheint das jedoch nicht dazu zu führen, dass sie ihre eigenen Fehler jeweils eingestehen, sondern führt offenbar zur endgültigen Entzweiung. Das Jobangebot aus Chicago, das schon die ganze Folge über Maggie hängt und ihr herausragende Forschung verspricht, will sie nun annehmen. Ein immenses Tempo wird dabei in dieser Storyline zurückgelegt, dass einem beim Zuschauen etwas schwindelig davon wird: Soll diese Ehe, die so schnell begann, genauso schnell auch wieder enden? Und inwieweit kann Maggies und Winstons Beziehung überleben, wenn man diese Ankündigungbedenkt?

Die große Leidtragende ist in dieser Storyline jedoch meiner Meinung nach nicht Maggie, sondern Amelia. Nach Meredith verliert sie nun die nächste Schwester und mit ihr vermutlich einen weiteren Grund, selbst in Seattle zu bleiben. Amelia ist zurzeit für mich ein Rätsel: Nachdem sie in den Staffeln zuvor so sehr im Fokus der Aufmerksamkeit stand, ist es schon auffällig, wie wenig Storylines sie zurzeit abbekommt und wie oft sie nur als Stichwortgeberin vertreten ist. Ich befürchte tatsächlich, dass auch hier langsam ein weiterer Abschied bevorsteht. Gewissermaßen standen die drei Schwestern ja im Fokus der letzten, sagen wir mal, sieben, acht Staffeln. Nach all den Entwicklungen um Meredith und Maggie plus dem Fokus auf die neuen Anfänger*innen wird hier offenbar mehr und mehr eine Staffelstabübergabe vollzogen.

Apropos Anfänger*innen: Grundsätzlich passiert hier nicht viel Neues, aber ist immer noch unglaublich unterhaltsam. Alle fünf wachsen mir mehr und mehr ans Herz und ich finde es vor allem schön, wie größtenteils dramafrei und entspannt hierbei alles bleibt. So ist Blue weiterhin ehrgeizig und arrogant, kann aber weiterhin Sympathiepunkte sammeln und durch die Affäre mit Jules überzeugen. Jules behält ihren Posten als witzigste Anfängerin, was sich in dieser Episode darin zeigt, dass sie nur nicht Simones Brautjungfer sein will, weil sie durch die Hochzeiten aus den alternativen Kreisen ihrer Eltern verstört wurde. Mikas Geldprobleme zeichnen sich ebenfalls als dauerhafte Storyline ab und drücken sich durch ihr Blutspenden und ihr besonderes Engagement einer finanziell schwachen Patientin gegenüber, aber auch durch ihr irrsinniges Vorhaben aus, neben ihrem Job im Krankenhaus bei Helm im Pub zu arbeiten. Das verspricht chaotisch, aber auch witzig zu werden und könnte vielleicht den Flirt zwischen Helm und Mika weiter ausbauen.

Der wiederum immer noch sehr stark bei Simone und Lucas ist. Aus Simone werde ich zurzeit nicht wirklich schlau: Während sie zuletzt die Hochzeit noch wegen Lucas vorgezogen hat, beschwert sie sich nun bei diesem über die romantischen Vorstellungen ihres Verlobten und fragt ihn kurzerhand, ob er ihre Brautjungfer sein will, weil er sie von allen Anfänger*innen am besten kenne. Das ist weder fair Lucas noch Trey gegenüber und zeugt von einer generellen Unentschlossenheit von Simone, die offensichtlich nicht genau weiß, was sie eigentlich will. Im Moment sieht es zwar nicht so aus, als sei Lucas von ihrem Verhalten besonders verletzt, aber das Ganze schreit ja nur so nach emotionalem Drama in näherer Zukunft. Allerdings darf Lucas zumindest in dieser Folge mit seinem medizinischen Instinkt punkten. Obwohl er meistens als unzuverlässig und faul dargestellt wird und oft nicht mit den anderen Anfänger*innen mithalten kann, scheint Lucas ein chirurgisches Naturtalent zu sein, der ein genaues Gespür für seine Patient*innen hat. So kann er in dieser Folge Webber beeindrucken und dabei ein bisschen mit seinen Fußballfähigkeiten protzen.

Zwar hat Levi noch keinen unrühmlichen Spitznamen abbekommen, doch in Sachen Strenge, Herrisch sein und Disziplin steht er Bailey aka dem Ex-Nazi in nichts nach und muss sich in dieser Folge von einigen Leuten anhören, dass er zurzeit keine wirklich nette Person mehr ist. So ist die Affäre mit Pfleger Carlos mir nicht dir nichts zu Ende gegangen, weil Levi offenbar nicht gezeigt hat, dass er an einer tatsächlichen Verbindung interessiert ist. Bei Helm stößt Levi ebenfalls nicht auf Mitleid, doch erst Bailey schafft es, Levi den Kopf zu waschen. Nachdem Levi erst vor kurzem realisiert hat, dass er nicht länger der tollpatschige Glasses, sondern ein kompetenter und selbstbewusster Arzt ist, gibt ihm Bailey zu verstehen, dass es nun an der Zeit ist, seine Unsicherheiten nicht länger zu kompensieren, sondern mehr Sanftmut und Interesse in seiner Position als Chief Resident zu zeigen. Die kurzfristige Idee Levis, die Anfänger*innen zu Drinks einzuladen, münden in sehr unangenehmen, aber witzigen Szenen. Ich mag Levis Storyline in dieser Staffel sehr und bin gespannt, ob er nicht vielleicht doch noch eine zweite Chance bei Carlos bekommen könnte.

Darüber hinaus ist der Albtraum, den Bailey und Jo erleben mussten, leider noch nicht vorbei. So muss ein besorgter Ben realisieren, dass Bailey trotz neuer Sicherungsmaßnahmen nicht außer Gefahr ist und findet Flyer, die Bailey als Mörderin betiteln und ihre Daten freigeben. Bailey wurde wohl gedoxxt, die Konsequenzen davon werden wir wohl in den nächsten Wochen sehen. Jo dagegen fühlt sich nicht gut und meldet sich für den Tag krank, wobei ihr ein besorgter Link Gesellschaft leistet. War ich nun lange Zeit doch entschiedener Gegner dieses Pairings, muss ich jetzt gestehen, dass ich die Szenen der beiden wirklich sehr süß und authentisch fand. Es ist allzu deutlich, wie vertraut sie miteinander sind, wie gut sie sich einander tun. Mir gefällt auch das gemächliche, ruhige Tempo, mit dem diese Annäherung in dieser Staffel dargestellt wird: wirkte sie in der letzten Staffel noch viel zu holprig, darf sich nun eine wunderbare, immer tiefergehende Nähe zwischen Jo und Link einstellen. Dennoch glaube ich, dass es nicht mehr lange geht und die beiden sich ihren Gefühlen stellen müssen. Und ja, mittlerweile würde ich mich sogar über dieses Pairing sehr freuen - wer hätte das gedacht!

Fazit

Atmen wir kurz aus, kommen wir einen Moment zur Ruhe, denn: Bald werden wieder andere Winde wehen. Mit Maggies Entscheidung, einer Bailey, die in Gefahr schwebt und dem Liebeswirrwarr um Simone haben wir einige Storylines, die wohl einiges in den nächsten Folgen verändern werden. Nur eines ändert sich dabei nicht: Die Staffel macht immer noch großen Spaß.

Lux H. - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


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