Bewertung

Review: #11.18 Zukunftswünsche

Foto: Kevin McKidd, Grey's Anatomy - Copyright: 2016 ABC Studios; ABC/Adam Taylor
Kevin McKidd, Grey's Anatomy
© 2016 ABC Studios; ABC/Adam Taylor

Nach all dem Drama der letzten Episoden weht ein Frieden in den Fluren des Sloan Grey Memorial Hospitals, als habe sich Merediths Glück auf ihre Kollegen und Kolleginnen übertragen. In bester Lily-Aldrin-Manier frage ich mich dazu: Wo ist das Häufchen, Shonda Rhimes? Wo sind die Hindernisse und Konflikte, die die Wege unserer Ärzte kreuzen, wo die Geschichten und Beziehungen, die uns haarsträubende Ent- und Verwicklungen präsentieren? Sechs Folgen vor dem Staffelfinale und so viele gut gelaunte Ärzte - das ist eine verdächtige Seltenheit.

Stattdessen stürmen Kinder das Krankenhaus und bringen eine wunderbare Leichtigkeit in die Folge, die allerdings viel zu wenig ausgenutzt wird. Es ist echt witzig, wie Arizona die Kinder beinahe aufklärt (was macht die eigentlich seit Hermans Erblindung? Nur noch operieren?) oder Alex Röntgenbilder von Kaffekannen in Hintern zeigt, doch wirklich viel macht man nicht aus der Kombination neugierige Kinder und Medizinchaos.

Stephanie und der "Lehrer" waren ja ein ganz guter Ansatz, bei der Enthüllung seiner wahren Identität entfuhr mir selbst ein ebenso lautes Lachen wie Jo. Nach dieser Folge wird Stephanie wohl weiterhin ihr Liebesleben auf die lange Bahn setzen und ist somit, seit ihrer Trennung von Jackson, für "Grey's Anatomy"-Verhältnisse sehr lange Single, was schon etwas strange ist. Apropos Jackson: Er und April wirkten in dieser Folge erstmals wieder normal zusammen und die erneute Erwähnung von Mark und dem Plastics Possee hat mich sehr berührt (obwohl Ben sich dem Begriff immer noch verweigert). Doch auch hier frage ich mich: Wo ist das Häufchen? April hat ihre Trauer eher verdrängt als verarbeitet und hier könnte bald noch eine Bombe platzen.

Nicht nur Stephanie, sondern auch Callie scheint sich nach langer Zeit wieder in die Welt des Datings zu bewegen. Officer Dan Pruitt macht schon einigen Eindruck: Er scheint eine gewisse Arroganz an den Tag zu legen, ist badass, steht mit einer Kugel im Bein noch kerzengerade und trägt andere Polizisten in Notaufnahme. Gleichzeitig lässt er sich nicht vom Tod seines Partners aufhalten und fragt Callie nach einem Date, die nicht abgeneigt wirkt. Ehrlich gesagt ist mein einziger Gedanke dabei bloß, dass es wohl der erste Polizist in der zehnjährigen Seriengeschichte ist, der mit einer Ärztin ausgeht - ob das was Gutes oder was Schlechtes ist, lässt sich erst bei seiner Rückkehr beurteilen.

Der Fall der beiden toten Polizistenbrüder war ganz gut geraten, wurde aber aufgrund des Verdächtigen auch ziemlich klischeehaft und realitätsfern. Dass der Junge am Ende nur auf die schiefe Bahn geraten war und sich die Polizisten um ihn gekümmert haben, ist leider einfach nur kitschig und nimmt der Handlung eigentlich den interessanten Kniff, den sie bis dahin innehatte. Bei ihm hätte ich gerne Alex oder Jo gesehen - als Menschen, die entweder selbst in Pflegefamilien oder auf der Straße aufgewachsen sind - dann hätte man hier einige Hintergrundarbeit leisten und wieder mehr Tiefe in ihre Geschichten einweben können. Was auch seltsam anmutet ist der Konflikt von Meredith und Bailey. Um ehrlich zu sein, hatte ich von beiden das Verhalten der anderen erwartet und mir Baileys Verhalten von Meredith gewünscht. Seit wann hat Meredith eine schwarz-weiß Sicht auf die Dinge und beurteilt die Menschen nach gängigen Mustern? Ist ihre Angewohnheit, Dinge in ihren Zwischentönen zu sehen, nur auf ihre eigenen Patienten beschränkt? Bailey sagt selbst "There are no good guys or bad guys here" - warum sagt Meredith das hier nicht selbst, sondern stellt sich Bailey sogar in den Weg und wird nur umgestimmt, als sich herausstellt, dass der Verdächtige nicht in die Umstände verwickelt war? Ihr Verhalten bzw. ihre Denkweise in dieser Episode ist so out-of-character, dass ich nicht anders umhin komme und schlichtweg enttäuscht bin. Meredith Grey ohne ihre graue Ansichten - das passt einfach nicht.

Habe ich Derek nicht in meiner letzten Review den Titel McDreamy aberkannt? In dieser Folge hat er sich schon das "M" zurückverdient und war so liebevoll, wie schon lange nicht mehr. Interessanterweise gibt es keine einzige direkte Szene mit Meredith, wir sehen entweder nur wie Meredith Derek oder er sie beobachtet, was schon seltsam anmutet, weil ich immer noch skeptisch nach den letzten Entwicklungen bin. Dafür hat Derek eine niedliche Szene mit einem kleinen Mädchen und zeigt hierbei seine Vaterqualitäten. Die letzte, ungewöhnliche lange, Szene war darauf richtig toll, denn es kam zu der Aussprache der beiden Geschwister. Generell kam es mir so vor, als wäre diese Episode eine Spiegelepisode zur Folge #11.07 Noch mal von vorne, bitte - auch diese endete mit einem Gespräch von Derek und Amelia. Damals hatte der Tod ihres Vaters viel Bedeutung innerhalb der Episode, in dieser Folge werden die beiden durch die Patienten an ihn erinnert. Damals sah sich Derek vor den Trümmern seines Lebens und hatte so seine Schwester verletzt, nun hat er (scheinbar) alles, was er jemals wollte und gibt sich mit den kleinen Dingen zufrieden. Ich konnte Amelia durch die komplette Episode völlig verstehen - ich habe auch nur darauf gewartet, dass Derek sie zur Seite stößt oder sie aufgrund seines Egos minderwertig behandelt. Dass Derek nun tatsächlich zum Spießertum konvertiert ist und kleine Träume erfüllen möchte, betrachte ich skeptisch und will es nicht so recht glauben. Wie gesagt - es ist nur das M zurückgekehrt, für das "cDreamy" wird er es schwerer haben. Es ist auch interessant, dass Amelia sich und Derek selbst als "Runner" bezeichnet, also als Menschen, die vor ihren Problemen davonlaufen - hatte Derek nicht vor etlichen Staffeln zu Meredith gesagt, dass sie immer weiter von ihm wegrennen würde? Somit wirft diese Feststellung Amelias auch ein interessantes Licht auf die Beziehung von Meredith und Derek. Amelia selbst gibt zu, sich in Owen, zu verlieben und Angst davor zu haben - Bingo, wir haben ein Häufchen! Wir kennen Amelia als Frau, die durch die Hölle gegangen ist und dadurch Angst vor Bindungen und Verlusten entwickelt hat - das könnte sich durchaus negativ auf die aufkeimenden Gefühle zu Owen auswirken.

Kurze Eindrücke

  • Schön war, wie Derek Owen zum Fischen eingeladen hat - wer wartet denn nicht schon seit Ewigkeiten darauf, dass die beiden endlich Freundschaft schließen?
  • Dereks und Amelias Mutter wird erwähnt! Kann sich nicht endlich mal für einen weiteren Auftritt vorbei kommen? Ich fand sie wirklich großartig!
  • Ich fand es toll, wie Webber gesagt hat, dass er zu allererst Lehrer ist. Da ging doch einem das Herz auf.
  • Der Beziehung der beiden Schwägerinnen, Meredith und Amelia, wird nicht viel Zeit gewidmet, doch sie überzeugt stets. Die beiden haben am meisten unter Dereks Verhalten vor seiner Abreise gelitten, schön, dass Amelia nun mit ihren Fragen zu Meredith kommt.
  • War es wirklich so nötig, dass die Polizei nach dem verschwundenen Mädchen sucht? Es schien, als hätten sie echt nichts Besseres zu tun.
  • Die ganzen Polizisten fahren dann die Organe zu den Krankenhäusern? Das kann einfach nicht plausibel sein.

Fazit

Diese Folge ist eine Stand-Alone-Folge: Sie ist nicht besonders, es geschieht nicht viel und es gibt auch, abgesehen von Dereks Veränderung, keine neueren Entwicklungen oder Handlungsstränge. Enttäuscht bin ich allerdings von Merediths neuer Schwarzweißsicht, die einfach nicht zu ihr passt. Alles in allem bleibt ein nicht gerade guter, aber auch kein schlechter Eindruck, sodass sich die Folge fünf Punkte verdient.

Lux H. - myFanbase

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