Bewertung

Review: #1.10 Sechs Monate zuvor

Foto: Jack Coleman & Nora Zehetner, Heroes - Copyright: 2008 Universal Pictures
Jack Coleman & Nora Zehetner, Heroes
© 2008 Universal Pictures

Sechs Monate – eine lange Zeit

Man könnte meinen, sechs Monate seien kein großer Zeitabschnitt. Sechs Monate, das ist gerade mal ein halbes Jahr, das sind etwa 26 Wochen. Was passiert schon innerhalb eines halben Jahres? Nicht viel, hätte ich vor dieser Episode gesagt. Aber wenn man sich das mal genauer überlegt, dann kommt man zu dem Schluss, dass ein halbes Jahr eine verdammt lange Zeit ist.

Denke ich daran, wer ich vor sechs Monaten war – dann gibt es viele Dinge, die mich zwischen mir selbst vor sechs Monaten und dem heutigen Ich unterscheiden. Versetzt euch mal in euer eigenes Ich, sechs Monate jünger und ihr werdet sehen, dass sich eine ganze Menge getan hat.

Entwicklungen

Auch die Heroes haben in diesen sechs Monaten eine außerordentliche Entwicklung durchgemacht, die vor allem durch ihre neuen Fähigkeiten angetrieben worden ist und ihr Leben meist völlig auf den Kopf gestellt hat. Diese Episode zeigt uns, wie krass diese Veränderungen tatsächlich waren, denn sie widmet sich ausschließlich der Vergangenheit unserer Helden. Toll eingefädelt wurde das durch Hiro, dessen Zeitreise man geschickt hernahm, um auch das frühere Leben der anderen mal zu beleuchten.

Wir reisen also zum 24. April zurück, Charlies Geburtstag, und sehen, dass unsere Heroes an einem völlig anderen Punkt in ihrem Leben standen, als sie es jetzt, im Oktober, tun. Charlie ist noch am Leben und erfährt durch den Zukunfts-Hiro neues Glück (eine wunderbare und gleichzeitig tragische Geschichte). Peter hat gerade erst seine Ausbildung zum Pfleger abschlossen, kennt Simone geschweige denn Isaac noch gar nicht und scheint mit seinem Bruder Nathan gut zurecht zu kommen. Dieser ist glücklich verheiratet mit Heidi, die noch nicht im Rollstuhl sitzt, und von einer Senatorenkandidatur weit entfernt.

In Los Angeles haben wir einen verunsicherten Matt Parkman, der mit seinem Polizeikollegen Tom noch gut befreundet ist und gar nicht ahnt, dass dieser ihn mit seiner Frau betrügt (oder betrügen wird). Währenddessen haben wir in Odessa eine ebenfalls sehr unsichere Schülerin namens Claire, die im Schatten ihrer "besten Freundin" Jackie steht und nun endlich die Chance bekommt, Cheerleaderin zu werden. Wer würde denken, dass Claire nur sechs Monate später endlich aus diesem Schatten treten würde? Dass Jackie schließlich gar stirbt? Wohl kaum jemand. Und in Las Vegas haben wir Niki, die seit einem Jahr trocken ist und mit ihrem entfremdeten Vater klar kommen muss. (Simone und Isaac leider fallen ganz unter den Tisch.)

Es ist erstaunlich, wie sehr sich diese Heroes verändert haben: Alle haben eine Entwicklung durchgemacht, die zwar stark von ihren neu entwickelten Fähigkeiten abhängt, aber gleichzeitig auch auf unser Leben, das Leben der Zuschauer, übertragbar sein kann: Sie haben sich weiterentwickelt. Denn was einen nicht umbringt, macht einen ja bekanntlich stärker. So liefert diese Episode neben dem gewohnten "Wow"-Effekt und den interessanten Hintergrundinformationen zu den Heroes auch eine Möglichkeit für den Zuschauer selbst, mal zu überlegen, was sechs Monate alles ausmachen können.

Sein Name ist Gabriel. Gabriel… Sylar.

Ein großer Teil der Zeit war diesmal Gabriel Gray aka Sylar gewidmet, was mich besonders begeistert hat. Sylar war bisher das Mysterium der Serie, die Schattenfigur, die mit höchster Brutalität und erschreckender Präzision zuschlagen konnte. Nun erfahren wir endlich, wie Sylar eigentlich zu Sylar wurde.

Vor sechs Monaten noch war Sylar also der unscheinbare Uhrmacher Gabriel Gray gewesen, ein verlorener, einsamer, unzufriedener Mensch. Paradoxerweise war es ausgerechnet Chandra Suresh, Mohinders Vater, der Gabriel Gray letztlich zu Sylar machte und damit ein Monster erschuf, das schließlich seinen eigenen Tod und den vieler anderer Heroes bedeuten sollte.

Zachary Quinto als Sylar macht einen super Job, er wirkt durch sein Aussehen und das zugleich kranke Wesen seines Charakters unglaublich interessant. Obwohl wir nun so viel Neues über Sylar wissen, ist uns die Art seiner eigentlichen Fähigkeiten aber immer noch unbekannt – kann er Dinge "zusammensetzen", in sie hineinsehen, ihr Problem und Wesen erkennen? Oder kann er die Fähigkeiten anderer Heroes auf lange Sicht absorbieren und braucht dazu das Gehirn (eklig)? Genauso fragwürdig sind außerdem auch Peters Kräfte: Kann Peter wirklich nur die Fähigkeiten anderer kurzzeitig absorbieren? Kann er nicht vielleicht etwa durch seine Träume vorhersehen oder mitträumen, was gerade passiert? Sind diese Träume irgendwie verbunden mit Nathan?

Und täglich grüßt Hornbrille…

Dann wäre da noch Mr. "Hornbrille" Bennet. Er ist großartig. Schlicht und ergreifend. Denn es sind immer die zweischneidigen, gegensätzlichen Charaktere, die mich faszinieren und in diese Kategorie fällt Hornbrille eindeutig: Einerseits der liebevolle Vater, andererseits der skrupellose Chef einer Organisation, deren Ziele und Absichten uns noch völlig unbekannt sind.

Während in Edens Geschichte ein wenig mehr Licht kommt (an dieser Stelle sei euch der offizielle "Weekly Online Comic" empfohlen, der in seiner neunten Ausgabe die Vergangenheit Edens genauer beleuchtet), erfahren wir über den Haitianer, der auch wunderbar mysteriös ist, immer noch herzlich wenig. Jedoch scheint sich die Vermutung, er könnte die Fähigkeiten anderer unterdrücken, immer mehr zu bestätigen. So erlaubt der Haitianer es Mr. Bennet, sich Edens "Befehlen" zu widersetzen, die in der Gegenwart des Haitianers unwirksam sind.

Fazit: "Heroes" ist durchdacht. Absolut.

#1.10 Sechs Monate zuvor zeigt uns mal wieder, wie genial durchdacht das Konzept der Serie eigentlich ist. Die Stories der einzelnen Charaktere, von Sylar bis Claire, scheinen alle von vorne bis hinten geplant zu sein, alles greift ineinander. So bringt uns diese Episode, obwohl sie uns in der Gesamtstory gar nicht weiterbringt, außerordentlich viel: Wir können die Heroes nun viel besser verstehen, ihr Verhalten und ihre Reaktionen besser nachvollziehen. Die Folge ist wie eine Art Zwischenzusammenfassung der bisherigen Geschehnisse, nicht nur dadurch, dass wir einen fast eineinhalbminütigen Vorspann haben, sondern auch, weil sie uns wichtige Ereignisse aus dem früheren Leben der Helden zeigt.

Insgesamt verdient diese zehnte Folge somit 8 von 9 Punkten, ganz knapp an der vollen Punktzahl vorbei.

Maria Gruber - myFanbase

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