Review: #1.10 Sechs Monate zuvor

Vorsicht, Bremsklotz! Diese Episode nimmt das Tempo erst einmal raus und zeigt uns nicht, wie es weitergeht, sondern, was sechs Monate zuvor passiert ist. Sicher ist es nicht uninteressant zu sehen, wie es zu den gegenwärtigen Ereignissen kommen konnte, doch andererseits sind die gegenwärtigen Ereignisse so spannend und bieten so viele Interpretationsmöglichkeiten, dass ich über diese Unterbrechung und Reise in die Vergangenheit nicht wirklich glücklich bin.

Wir erfahren unter anderem, wie Eden an Mr. Bennet geraten ist, was allerdings alles andere als ein spannender Handlungsstrang war. Zum einen wussten wir ja eh schon, wie die Sache ausgehen wird, nämlich das Eden für Bennet zu arbeiten beginnt, und zum anderen ließ sich Eden doch ziemlich schnell und einfach überzeugen. Nach einer kleinen Standpauke à la "Du, du, du; böses Mädchen!" von Bennet war sie auch schon als Komplizin gewonnen. Matts lose an diese Story gekoppelte Geschichte bot ebenfalls wenig Spannung, angesichts der Tatsache, dass wir auch hier schon wussten, dass er durch die Prüfung fällt. Über sein Leben haben wir definitiv nichts Neues erfahren. Die Tatsache, dass Eden Matt mit ihren Kräften gezwungen hat, eine Packung Donuts zu kaufen, ist ja ganz witzig, aber mussten dafür wirklich die spannenden, gegenwärtigen Ereignisse unterbrochen werden?

Wie wir Zuschauer, wird auch Hiro sechs Monate in die Vergangenheit geschleudert und versucht, Charlie zu retten. Vergeblich. Der Versuch allein ehrt ihn schon, doch auch aus dieser Story können wir letztlich nur sehr wenig mitnehmen. Die kleine Romanze zwischen Hiro und Charlie hatten wir ja schon zwei Episoden zuvor und dass Hiro seine Fähigkeiten erst für zahlreiche Spielchen benutzt (1000 Papierkraniche), sie dann aber plötzlich nicht mehr funktionieren, leuchtet mir auch nicht so ganz ein. Kontrolliert Hiro nun seine Fähigkeiten, oder kontrollieren sie ihn?

Apropos 1000 Papierkraniche: wie genau muss man sich das vorstellen? Hat sich Hiro mal eben in die Vergangenheit gebeamt, die 1000 Kraniche gebastelt, diese aufgehängt, und kam dann wieder zurück? Dann hätte er nach seiner Rückkehr doch zumindest ein wenig erschöpft sein müssen, nachdem er diese schwierige Fummelarbeit geleistet hat, oder hat er die Papiertierchen gekauft? Wenn ja, wo? Und wie konnte er in der Vergangenheit die Kraniche in dem Diner aufhängen? Das ist ja keine kleine Veränderung, sondern eine richtige Umdekorierung. Okay, man sollte über so etwas nicht zuviel nachdenken, aber mir waren Hiros Sperenzien diesmal doch ein Tick zuviel.

Überdies lernen wir in dieser Episode endlich Sylar kennen, der uns als ein akribisch arbeitender Soziopath vorgestellt wird, der nach Einzigartigkeit strebt. Obwohl er natürlich der Böse ist, hat er eine faszinierende Ausstrahlung und wirkt in dieser Episode beinahe sympathischer als Professor Suresh, der Sylar sofort fallen lassen wollte, als es so schien, als habe dieser keine Fähigkeiten. Man merkt, dass Suresh seine Ziele mit einem Tunnelblick verfolgt hat. Er hat nicht nach links und rechts geschaut und nicht darauf geachtet, ob er Menschen verletzt und was aus diesen Menschen wird.

Die interessanteste Storyline stellte für mich - mal wieder - die von Niki dar. Wir erfahren, dass es Jessica Sanders wirklich gegeben hat und was mit ihr passiert ist. Nun stellen sich wieder einige Fragen. Ist die Essenz, also der Geist oder die Seele von Jessica, in Niki gefahren oder ist Jessica doch "nur" eine von Niki unbewusst erschaffene Persönlichkeit, basierend auf den Erinnerungen an ihre verstorbene Schwester? Ich gehe sehr stark von letzterem aus. Ich denke, dass Niki die Erinnerungen an ihre schlimme Kindheit verdrängt hat und diese in Form der zweiten Persönlichkeit Jessica wieder hervorkommen. Psychologisch ist das durchaus nachvollziehbar.

Am Ende gebe ich der Folge 5 Punkte und freue mich auf die Rückkehr in die spannende Gegenwart.

Maret Hosemann - myFanbase

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