Review: #2.10 Im Bund mit dem Bösen
Wenn Jesse Alexander nicht schon mit #1.21 Erdrutsch gezeigt hätte, dass er ein durchaus passabler Drehbuchautor ist, würde ich ihn an dieser Stelle sofort anrufen und fragen, was er sich eigentlich bei einigen Dialogen in dieser Folge gedacht hat. Oder OB er sich überhaupt etwas gedacht hat. Das eher miserable Script von #2.10 Im Bund mit dem Bösen bietet nämlich eine weite Angriffsfläche für Kritik, mit der ich in dieser Review nicht sparen werde.
Liebe Leute, ihr habt es wohl schon geahnt: es ist mal wieder Zeit für DKDNWS*. Und zwar volle Kanne.
"Parents sin, children suffer."
Beginnen wir von vorne: ich denke, viele werden zustimmen, dass die Eingangsszene in #2.10 sehr gut gelungen ist. Die leeren Straßen New Yorks sind einfach immer wieder überwältigend, dazu kommt, dass die Szene sehr gut geschnitten wurde. Peter kann also nicht mehr durch die Zeit reisen und hier stellt sich gleich mal die erste Frage: Warum nicht? Nun da er wieder seine Erinnerungen zurück hat, müsste er doch auch in der Lage sein, durch die Zeit reisen zu können. Aber nun gut, man musste es wohl so hinbiegen, dass Peter in der Gegenwart bleibt und sich mit Adam zusammen tut.
Leider ist dies nicht die einzige Sache, die hingebogen wird, was eigentlich die größte Problematik bei dieser Folge ist. Zu viele Dinge werden hingebogen, anstatt sich von selbst zusammen zu fügen. Doch mehr dazu später.
Peter erzählt Adam von dem Virus und löst damit versehentlich die ganze Misere aus. Schließlich weiß er nicht, dass es eigentlich Adam ist, der den Virus freisetzen will, um in der Menschheit ein bisschen aufzuräumen – ein ähnliches Ziel verfolgten Linderman und Angela Petrelli, die mit der Atomkatastrophe in New York das gleiche tun wollten, nur in einem viel kleineren Ausmaß. Es wird deutlich, dass Bob in #2.07 wohl die Wahrheit gesagt hatte, als er Nathan erklärte, dass Linderman ein Anhänger Adams war.
Die beiden suchen also Victoria Pratt auf, die sie mit einem Gewehr begrüßt. Peter will zunächst alleine mit Victoria reden, um aus ihr herauszubekommen, wo der Virus gelagert wird. Natürlich kommt er hierbei noch nicht auf die Idee, diese Information per Telepathie aus ihr herauszubekommen. Stattdessen fängt er an, ganz verliebt von Caitlin zu reden.
DKDNWS!
Natürlich ist es gut, zu wissen, dass die Autoren Caitlin nicht vergessen haben. Aber Peter deswegen zu einem so begrenzten Charakter zu degradieren, dem es wichtiger ist, sein irisches Babe zu retten, anstatt 93 Prozent der Weltbevölkerung, das tut Peter unrecht. Überhaupt scheint es, als ob Peter sich nicht nur zu seinem anfangs naiv-liebenswerten Ich zurückentwickelt hat, sondern noch darüber hinaus. Wie sonst lässt es sich erklären, wie blind er Adam folgt? Zwar kommen ihm für einen Augenblick Zweifel, als Victoria ihm sagt, dass es Adam und nicht die Company war, die den Virus 1977 freisetzen wollte, aber selbst nachdem Adam Victorias Tod einfädelt, bleibt er ihm bedingungslos loyal. Das ist nicht nur für den Charakter schade, sondern auch für uns. Denn wir müssen uns fragen, ob Peters Charakterentwicklung der gesamten letzten Staffel somit eigentlich Sinn gemacht hat, wenn sie jetzt wieder revidiert wird.
"Watch who you're shoving, pom pom!"
Trauerbewältigung ist diesmal das große Stichwort bei der Bennet-Storyline. Jeder versucht auf seine Art, mit Noah Bennets Tod fertig zu werden: Sandra nimmt eine Knarre in die Hand und steht kurz davor, Bob wegzupusten (und nach ihrem Blick zu urteilen, hätte sie das sicherlich auch gemacht, wenn die Autoren nicht entschieden hätten, dass Bob noch gebraucht wird), Claire zerschlägt Autofenster und Lyle... nun, Lyle steht einfach sinnlos in der Gegend herum.
Ganz ehrlich: Wie nutzlos kann ein Charakter sein? Oder anders gefragt: Wie unterfordert kann ein Schauspieler sein? Randall Bentley muss sich doch tierisch langweilen, wenn er nichts anderes zu tun bekommt, als mit verschränkten Armen im Hintergrund zu stehen, Mr. Muggles zu halten oder ein Mal in hundert Jahren eine Zeile sagen zu können. Man könnte sich das Geld für Randalls Bezahlung auch sparen und stattdessen eine Pappfigur von ihm aufstellen, die würde es auch tun.
Doch zurück zur Trauerbewältigung: Claire kann den Tod ihres Vater nicht verkraften und so steht sie kurz davor, sich vom Haitianer alle Erinnerungen an HRG nehmen zu lassen. Sicherlich eine drastische, aber wohl verständliche Entscheidung. Doch zum Glück kann West ihr diese Idee ausreden.
Wow... war West diesmal tatsächlich schon wieder sympathisch? Ich werde noch ein West-Fan, wenn das so weitergeht.
Hayden Panettiere konnte mich in dieser Episode erstmals richtig überzeugen. Bislang fand ich ihre Darbietung immer sehr solide und gut, aber nicht mehr. Dieses Mal allerdings schafft sie es, alle emotionalen Facetten, die ihr Charakter durchläuft – von Trauer und Verzweiflung bis hin zu Wut –, sehr gut zu vermitteln. Sie schafft es außerdem, Hornbrilles "Beerdigungsszene" am Strand nicht ins Kitschige abdriften zu lassen. Ein Lob geht auch erneut an Kristen Bell, deren Darstellung von Elle mir immer besser gefällt.
Elle trinkt in dieser Folge nicht nur das neue Kultgetränk SLUSHO (mehr zu Slusho findet ihr hier, es lohnt sich!), sondern liefert auch eine herrlich lustige Szene, als Claire sie im Auto entdeckt und Elle mit ihrem Gips nicht so recht weiß, was sie machen soll. Allerdings sorgte Elle auch für einen DKDNWS-Moment, als sie ihrem Vater zuvor sagte, dass sie ja nicht hätte wissen können, dass Bennet und West zusammenarbeiten würden. Ähm, HALLO? Bennet sagte West in #2.09 (dummerweise) laut und deutlich, dass West Claire davonfliegen sollte, sobald sie auf ihrer Seite angekommen ist. Und Elle sah in dieser Szene auf jeden Fall so aus, als hätte sie das mitbekommen. DKDNWS!
Es kommt schließlich zur Konfrontation zwischen Claire und Elle, was mir eigentlich sehr gut gefiel. Nur irgendwie wurde es nicht wirklich klar, inwiefern Claire Elle schaden will, indem sie ihre Fähigkeiten öffentlich macht. Claire? Lass das lieber mal sein.
"Get back here, you son of a bitch!"
Mohinder ist derjenige, der Bennet gerettet hat.
MOHINDER!
Ich hatte mir nach der letzten Folge etwa fünf verschiedene Theorien zurecht gelegt, wer Hornbrille vor dem Tod gerettet haben könnte, aber Mohinder war in keiner vertreten. Definitiv eine nette Idee, dass der Mörder Bennets gleichzeitig sein Retter ist. Zugleich macht das klar, dass Mohinder in dieser Staffel einen großen Sprung vorwärts gemacht hat: er agiert endlich eigenständig, stellt die Dinge in Frage und macht, was getan werden muss.
Die große Frage, die uns hier natürlich beschäftigt, ist: Handelt Mohinder im Wissen der Company? Das kann ich mir kaum vorstellen. Viel eher denke ich, dass Mohinder Hornbrille eigenhändig in irgendein verlassenes Kabuff gebracht und ihn wieder belebt hat. Oder aber, die Company hat Hornbrille wieder beleben lassen, weil sie etwas von ihm wollen und sich irgendeinen Nutzen von ihm erhoffen.
Es ist immer noch nicht ganz klar, wer in dem ganzen Spiel die Fäden in der Hand hält: ist es immer noch Bob? Hat nicht vielmehr Mohinder nun auch etwas zu sagen oder wird er wieder nur benutzt? Die gemeinsame Szene zwischen Bob und Mohinder machte deutlich, dass Mohinder anscheinend durchaus etwas in der Company bewegt – oder man ihm zumindest das Gefühl gibt, es wäre so. Damit wird verständlich, dass Mohinder Bennets Erfahrungswerte bezüglich der Company ignoriert: er glaubt nicht nur, etwas Gutes mithilfe der Company tun zu können, sondern wird auch gleichzeitig von Bennets Brutalität und Kaltblütigkeit abgeschreckt.
Mohinder kann also mithilfe von Claires Blut ein Gegenmittel für den Shanti-Virus entwickeln und macht sich sofort auf nach New Orleans, wo Niki zu ihrem Sohn zurückgekehrt ist. Und damit kommen wir zur Storyline, die praktisch nur aus DKDNWS-Momenten besteht.
"We are going to have a normal life, I promise you."
Die Geschichte rund um Familie Dawson, Nanosekunden, Heldenverkleidungen, D.L.s Medaille und den Einbruch glänzt durch ihre hundertprozentige Sinnfreiheit. Die Dialoge waren von vorne bis hinten schlecht geschrieben und ich dachte mir fast durchgehend, dass das doch echt nicht wahr sein kann. Erst reden Monica, Micah und Damon über Clark Kents Brille, dann faseln Niki und Micah irgendwas über Nanosekunden und schließlich kommt das Ultimative: der Rucksack ist weg.
Und ich bin schon fast eingeschlafen.
Dies ist die Episode vor dem Finale des Volumes. Sollte sie daher nicht das Finale vorbereiten und uns irgendwas Wichtiges erzählen? Stattdessen verkleidet sich Monica als St. Joan, um Micahs Comics und die Medaille zurückzuholen und wird von irgendwelchen Gangstern gekidnappt. Na großartig.
DKDNWS-würdig war auch Nikis Aussage, dass D.L. starb, weil er ein Held sein wollte ("Being a hero is what got your father killed."). Wie bitte? Es war wohl eher die Tatsache, dass sie die Pillen nicht geschluckt hat und schließlich zu Gina mutiert war, die D.L. das Leben kostete.
Schlagartig wird hier einem wieder bewusst, was die zweite Staffel im Vergleich mit der ersten Staffel schlechter gemacht hat: sie führte wahllos neue Charaktere ein, die mit der großen Story nichts zu tun haben. Bislang lässt sich einfach nicht erkennen, inwiefern Monica und eine gestohlene Medaille in das Große Ganze hineinpassen sollen. Die gleiche Frage nach dem Sinn stellt sich auch bei Maya und Alejandro, die bislang ebenfalls nur wertvolle Zeit weggenommen haben, die man für andere, viel interessantere Storylines hätte verwenden können.
"I tried to let you go the easy way, but you had to be persistent."
Wie dem auch sei, Maya und Alejandro sind nun mal da und wir müssen das Beste draus machen. Zum Glück gibt es ja noch Sylar Moon, der ein bisschen Pepp in diese Storyline gebracht hat und diesmal... Alejandro killt!
Zachary Quinto ist mal wieder absolut überragend. Er ist der einzige Grund, weswegen ich all die Umstände, die zum Clinch zwischen Bruder und Schwester führten, trotz des Hinbiegens und der unlogischen Reaktionen Mayas, akzeptieren kann. Maya schießt in dieser Folge wirklich den Vogel ab. Zunächst glaubt sie, sie könnte zu Suresh, sich heilen lassen und dann mit ihrem Bruder zurück nach Hause, wo sie – bitte aufpassen – vor einigen Wochen einen Massenmord verursacht hat. Als Alejandro ihr dann den Zeitungsartikel zeigt und Sylar den Mord an seiner Mutter gesteht (fantastische Leistung von ZQ), was macht sie da? Sie stellt sich gegen ihren Bruder und auf Sylars Seite.
Ähm, DKDNWS? Hab ich was verpasst?
Ein bisschen entschädigt für all diese hingebogenen Wendungen werden wir aber noch durch a) einen durchnässten Zachary Quinto (und NICHT Milo) ohne T-Shirt und b) diese herrlich morbide Szene, als Sylar und Maya sich küssen, während Mayas toter Bruder zwei Meter entfernt im Zimmer liegt.
So erreichen die beiden also ohne Alejandro New York und nisten sich gleich mal in Mohinders Wohnung ein, wo weder eine Spur von Matt noch dem Babysitter ist, den er für Molly engagiert hat. Muss ich wirklich ausführen, was hier alles hingebogen ist? Mollys Sicherheit ist für Matt mit einem regulären Babysitter garantiert? DKDNWS.
"I must avenge my father's death and save the world."
Schließlich hätten wir da noch Hiro und eine interessante Zeitreise ins Jahr 1977. Wir sehen, wie Adam versuchte, den Virus freizulassen, was Kaito (der früher offenbar mal Bodybuilder war) und Victoria glücklicherweise verhindern konnten. Wie Bob schon in #2.07 sagte, schloss man Adam also tatsächlich daraufhin ein und warf den Schlüssel weg.
So, und jetzt kommt's: Hiro sieht all das, teleportiert sich zurück und – schwupps! – weiß genau, dass Adam jetzt gerade den Virus freilassen will, sodass er sich nach Odessa teleportiert. DKDNWS! Wo ist hier die logische Verbindung? Hiro weiß, dass Adam vor 30 Jahren einen tödlichen Virus freisetzen wollte. Und dann weiß er auf einmal, dass Adam in Odessa ist. Das ist völlig unmöglich.
Nichtsdestotrotz beamt sich Hiro nach Odessa und trifft auf Peter – was natürlich schon sehr cool ist. Doch anstatt sich vielleicht mal ein wenig auszutauschen vonwegen "Hey Hiro, was ist mit dir passiert, nachdem Sylar dich gegen eine Scheibenfront geworfen hat?" oder "Hi Peter, wie genau habt ihr die Explosion eigentlich verhindert?", rennt Hiro gleich mit voller Karacho auf Peter los, der seinen Toaster rausholt.
Was kann ich noch sagen? Genug DKDNWS. Es ist wohl klar, dass diese Episode allerhöchstens Mittelmaß war. Es waren durchaus ein paar starke Szenen dabei, doch es wimmelte einfach nur von Logikfehlern, was sehr sehr schade ist – vor allem, wenn man bedenkt, dass dies die vorletzte Episode von "Volume 2: Generations" ist. So schafft es #2.10 Truth & Consequences gerade noch so auf 5 von 9 Punkte.
Maria Gruber - myFanbase
*Das kann doch nicht wahr sein!
Die Serie "Heroes" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Truth & ConsequencesErstausstrahlung (US): 26.11.2007
Erstausstrahlung (DE): 19.11.2008
Regie: Adam Kane
Drehbuch: Jesse Alexander
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