Review: #3.01 Die Wiederkunft
Willkommen zurück, liebe "Heroes"-Fans!
Willkommen zu Volume Three unserer fantastischen Heldensaga, die zugegebenermaßen einmal fantastischer war (Volume One), sich aber nach einem kleinen Durchhänger (Volume Two) anscheinend auf einem recht guten Weg befindet, wieder zu alter Größe zu gelangen. Alte Größe? Aber ja. Da hätten wir Sylar zurück in Aktion, eine interessante neue Heldin namens Daphne und eine erschreckende Zukunft, die verhindert werden muss. Es gibt Anlass zu Optimismus, auch wenn bei weitem noch nicht alles hundertprozentig geklappt hat...
"Things fall apart; the centre cannot hold;
Mere anarchy is loosed upon the world."
Starten wir also auch optimistisch in diese Review und beginnen mit dem Besten: Sylar. Er ist zurück. Prägnant fasst er in einem Satz zusammen, was ihm in der zweiten Staffel passiert ist ("Let's just say I took a little detour from my career path...") und macht sich dann unverzüglich daran, Claire durchs Haus zu jagen. Dank eines stets herausragenden Zachary Quinto und einer sehr gelungenen Arbeit von Regisseur Allan Arkush wird diese Sequenz zu einem absoluten Genuss. Licht, Schnitt, Kamera, Musik, alles passt. Obwohl eine gewisse Anlehnung an Filme wie "Scream" oder "Halloween" durchaus zu erkennen ist, schafft man es, nie zu banalem Billighorror abzudriften, sondern spannend zu bleiben. Das liegt vor allem daran, dass sich Claire gegen ihren übermächtigen Angreifer zu wehren weiß, auch wenn dieser seine Jagd auf Claire bewusst zu genießen scheint. Als Claire ihm allerdings das Messer in die Brust rammt, ist für Sylar der Spaß zu Ende und Claire landet mit offenem Gehirn auf dem Wohnzimmertisch.
Ekelfaktor? SEHR hoch. Das ist wirklich richtig eklig. Aber gleichzeitig ist es eine Art morbide Hommage an die Fans, die sich seit Beginn an gefragt hatten, wie Sylar denn eigentlich an die Fähigkeiten seiner Opfer herankommt. Nun wäre diese Sache also geklärt, Sylar schaut sich das Gehirn nämlich einfach an. Er beantwortet zudem die weit verbreiteste Fantheorie mit einem klaren Nein: "Eat your brain? Claire, that's disgusting!" Sylar ist eben ein Killer mit Niveau. Und jetzt ist er auch unverwundbar.
"The best lack all conviction, while the worst
Are full of passionate intensity."
Während Claire ihre Schädeldecke verliert, sitzt Hiro in Tokyo bei Yamagato und langweilt sich. Und langweilt sich. Und langweilt sich. Und will die Welt retten. Womit wir etwa wieder auf dem Stand der Pilotfolge wären. Stichwort: Charakterentwicklung.
Es kommt einem ein bisschen so vor, als hätten die Autoren vergessen, in welche Situationen sie Hiro in den letzten Monaten seines Lebens gesteckt haben. Der arme Kerl hat die Liebe seines Lebens verloren, ein nutzloses Schwert suchen müssen, mit diesem Schwert einen Psychokiller erstochen, seinen Kindheitshelden in die Luft gejagt, dabei zugesehen, wie sein Kindheitsheld seinen Vater umgebracht hat und schließlich seinen Kindheitsheld luftdicht verpackt. Wenn das nicht Grund genug ist, um eine gewisse Art von Weiterentwicklung hervorzurufen, weiß ich auch nicht. Doch Hiro hat seine Naivität, Spritzigkeit und Lust nach Abenteuer – die anfangs ja auch schön und gut waren – keineswegs eingebüßt und das passt einfach nicht.
Nichtsdestotrotz bekommt Hiro sein ersehntes Abenteuer: Kaito hat ihm den Teil einer wichtigen Formel hinterlassen, den er mit seinem Leben beschützen soll. Kein sonderlich einfallsreicher Plot – aber vielleicht ein guter Ausgangspunkt für mehr. Denn hier kommt eine neue Heldin ins Spiel: Daphne. Sie ist quasi die perfekte Gegnerin für Hiro, denn ihre Fähigkeit, mit Überschallgeschwindigkeit herumflitzen zu können, fordert von Hiro etwas mehr, als nur die Zeit anzuhalten. Man könnte nun natürlich sagen, dass er einfach in die Vergangenheit reisen soll, um zu verhindern, dass Daphne die Formel überhaupt stiehlt. Doch das will Hiro nach seinem Erlebnis im Jahr 1671 nicht mehr. Zugegeben, da machen sich die Autoren das Ganze sehr bequem. Aber ich plädiere noch mal für ein wenig Optimismus, denn da könnte vielleicht was draus werden.
"Surely some revelation is at hand;
Surely the Second Coming is at hand."
Und jetzt kommen wir zu unserem ersten DKDNWS*-Moment der neuen Season: Zukunfts-Peter hat Nathan erschossen. Mit dieser Auflösung hätte wohl so schnell keiner gerechnet und daher war meine erste Reaktion auch positiv. Aber die zweite Reaktion kann nicht anders sein als: DKDNWS! Dass Peter seinen eigenen Bruder erschießt, ist in Anbetracht der Tatsache, dass er die Zeit stoppen, sich teleportieren, Gedanken kontrollieren, Dinge bewegen und sich unsichtbar machen kann, die unnötigste und extremste Maßnahme aller Zeiten. Cool, ja. Logisch, nein.
Wenigstens wurde meine Drohung ernst genommen und Nathan Petrelli ist am Leben. Danke schön. Er wird auf wundersame Weise geheilt (durch Linderman 2.0?) und ist nun der gottesfürchtigste Mensch auf Erden. Eine total abrupte, eigenartige Wendung, auf die ich mir aber bald eine Antwort erhoffe.
Eine wichtige Antwort gab es aber dafür bezüglich Mama Petrelli, gespielt von einer fabelhaften Cristine Rose, die nun (endlich!) zum Hauptcast zählt. Ihre Fähigkeit wird gelüftet: sie hat Visionen von der Zukunft. Damit werden Peters Träume aus der ersten Staffel wunderbar erklärt und ich bin glücklich. Allerdings: Was ist mit Angelas mysteriösem Telefongespräch aus dem Staffelfinale, in dem sie anklingen ließ, die Büchse der Pandora sei geöffnet? Was ist damit? Darüber wurde kein Wort verloren und das macht mich gar nicht glücklich.
"Now I know that twenty centuries of stony sleep
were vexed to nightmare by a rocking cradle."
Was mich allerdings noch unglücklicher macht, ist, dass der arme Mohinder nun Maya am Hals hat. Hat er das denn wirklich verdient? Und: Hat er es wirklich verdient, dass man aus ihm einen Feigling macht?
Mohinder will zurück nach Indien. Wie kann das sein, wenn immer noch ein psychopathischer Megakiller frei herumläuft, er immer noch Verbindung zur Company hat und außerdem mal das Ziel hatte, Heroes aufzuspüren und ihnen zu helfen? Wo ist der alte Mohinder? Diese Frage stellt man sich vor allem, als Mohinder tatsächlich ein Serum entwickeln kann, das Menschen besondere Fähigkeiten verleiht. Anstatt dieses Serum mit Vorsicht zu genießen und mit Bedacht zu handeln, ist er gleich Feuer und Flamme. Das funktioniert insofern nicht, als dass Mohinder bislang immer der moralische Pfeiler der Serie war. Und jetzt ist er der unglaubliche Hulk.
"And what rough beast, its hour come round at last,
Slouches towards Bethlehem to be born?"
Aber schön, wie ich anfangs sagte, will ich optimistisch sein. Ein paar Dinge in dieser Episode haben richtig gut funktioniert, schauspielerisch gibt es nichts auszusetzen und die Effekte waren brillant. Das Problem ist allerdings, dass bei der Entwicklung der Charaktere einige Dinge einfach nicht kohärent sind. Man hat sich offenbar noch nicht daran zurückerinnert, was Volume One wirklich auszeichnete: großartige Charaktere, deren Entscheidungen und Reaktionen nachvollziehbar waren und die man gern begleitete. Dahin muss die Show zurückkehren und wer weiß, vielleicht ist dieser durchaus solide Auftakt ein erster kleiner Schritt...
* Das kann doch nicht wahr sein
Maria Gruber - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Second ComingErstausstrahlung (US): 22.09.2008
Erstausstrahlung (DE): 02.09.2009
Regie: Allan Arkush
Drehbuch: Tim Kring
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