Bewertung

Review: #3.15 Blut und Vertrauen

Foto: James Kyson Lee, Heroes - Copyright: 2010 Universal Pictures
James Kyson Lee, Heroes
© 2010 Universal Pictures

Meine Güte, was war das denn? Was ist los mit euch, Autoren? Was ist los mit euch, Schauspieler? Was ist los mit dir, "Heroes"? So unterirdisch wie diese Folge war, möchte man am liebsten abschalten und/oder sämtliche Leute von Cast und Crew anrufen und fragen, ob sie ihre Arbeit unter Einfluss von Valium gemacht haben. Denn diese Folge hatte ungefähr dieselbe Wirkung: Sie war unglaublich einschläfernd.

"I don't even know who you are anymore."

Wo sollen wir anfangen? Es gab eigentlich keine Storyline, die einen wirklich zufrieden stellen, geschweige denn vom Hocker reißen konnte. Das Flugzeug, das Claire in der vorherigen Folge infiltriert hat, ist also abgestürzt und was uns zunächst gezeigt wird, ist ein Bild der Verwüstung: der Flieger ist entzwei, überall brennt es, es ist das reinste Chaos. Hut ab vor den CGI-Leuten, die anscheinend als einzige ihre Arbeit gemacht haben. Sämtliche Effekte waren diesmal wirklich makellos.

Die Helden verstreuen sich in alle Richtungen: Hiro rennt davon und fällt erstmal knallhart über einen Abgrund auf die Nase. Zweifellos sein bester Moment in der Folge, denn ansonsten toppt er zusammen mit Claire die Liste der nervigsten Charaktere. Sein ewiges Gelaber über Heldentum und Schicksal, das er auch noch in den unmöglichsten Momenten bringen muss, treibt einen als Zuschauer nur noch auf die Palme.

Hiro trifft auf Mohinder und Matt, welcher gleich mal in den Isaac-Modus schaltet. Gähn. Er rennt los, bricht einen Wohnwagen auf und holt Stifte, um zu malen. Gääähn. Derweil wird Claire von Hornbrille geschnappt. Egal, ob sie mit Daddy Nathan oder Daddy Hornbrille interagiert, ihre aufmüpfige, besserwisserische, aufgespielt ironische Art geht einem einfach auf den Geist. Das liegt zu einem gewissen Teil auch an Hayden Panettiere, die in letzter Zeit kaum noch zu überzeugen weiß. Doch was für Hayden gilt, das scheint in dieser Folge für fast alle Castmitglieder zu gelten: Die Performances waren schlecht, emotionslos und nichts sagend. Man hatte fast das Gefühl, als hätten sämtliche Schauspieler einfach keine Lust gehabt.

Das große Problem ist allerdings auch, dass die Charaktere der Show einfach kein Profil mehr haben. In der dritten Staffel wurden sie mittlerweile so oft durch den Fleischwolf gedreht, dass es kaum verwunderlich ist, dass die Schauspieler nicht mehr wissen, wie sie spielen sollen. Und wir Zuschauer wissen nicht mehr, was von den Charakteren zu halten ist. Es ist einfach keine Substanz mehr da. Bestes Beispiel hierfür ist Nathan, der seine guten Absichten für die ganze Mission noch fünfzig Mal erklären kann und wir werden es trotzdem nicht verstehen, wieso er urplötzlich alle einsperren will. Problematischerweise hängt aber das gesamte Volume daran, dass wir Nathans Maßnahmen und Beweggründe nachvollziehen können, dass wir verstehen, was er eigentlich tun will. Doch das ist leider nicht der Fall.

"Our lives as we know them are over. We can't go back to anything that we knew."

Während Hiro nervt, Claire nervt, Nathan nervt und Matt malt, trifft Peter bei seiner Flucht auf Tracy, die auch absolut untypisch reagiert und davon anfängt, dass sie ihr altes Leben zurückhaben will. Was sind das denn für Dialoge? Auch später, als sie einen (reichlich idiotischen) Plan ausarbeiten wollen, um Nathan in die Enge zu treiben, muss man feststellen, dass Drehbuchautor Mark Verheiden völligen Käse zusammengeschrieben hat. Das Treffen mit Nathan verläuft entsprechend schlecht: Tracy wird geschnappt und Peter kann nur mit Glück in den Himmel entkommen.

Matt hat derweil ein paar Bildchen gemalt, von denen eines eine verwundete Daphne zeigt. Tatsächlich hat sich diese gemeinsam mit Ando zur Absturzstelle aufgemacht, um nach dem verschwundenen Matt zu suchen. Diese Aktion kostet ihr schließlich das Leben. RIP Daphne Millbrook. Es ist mir schleierhaft, wie man dich zu diesem Zeitpunkt töten konnte. Außerdem tut es mir Leid für dich, dass dein Tod wirklich sagenhaft unspektakulär inszeniert wurde. Die emotionale Wirkung deines Todes war gleich Null, was du wirklich nicht verdient hast.

Daphne ist also tot. Und Matt zeigt die Gefühlsregung eines Steins. Zu viel Valium? Vielleicht. Zumindest will er Rache nehmen, zusammen mit Peter, Mohinder, Ando und Hiro. Zwar ist es ein cooler Moment, als wir die fünf Männer mal zusammen auf einem Haufen sehen, doch als Peter plötzlich davon redet, dass nun Krieg herrscht und keiner mehr Kreditkarten benutzen darf, kann man nur noch die Augen verdrehen. Bitte feuert Mark Verheiden!

"This is what scares them, what's in here – the will."

Kommen wir zu den einzig interessanten Geschehnissen in dieser Folge, nämlich die rund um Sylar. Zachary Quinto scheint diesmal der Einzige zu sein, der sein volles Können abruft und wie immer eine fabelhafte Performance abliefert. Die Geiselnahmeszene im Haus der Campbells war teilweise herrlich makaber und führte mit Luke einen Charakter ein, der meine Aufmerksamkeit wecken konnte. Nun hat Sylar mit Luke also eine Art Schüler, eine junge Version von sich selbst, und wie er damit umgehen wird, darauf können wir gespannt sein.

Ansonsten bin ich allerdings auf nichts gespannt. Bei der Show stimmt es zurzeit einfach vorne und hinten nicht. Bis auf Sylars Storyline werden uns langweilige Geschichten ohne Ziel und Richtung vorgesetzt und man fragt sich langsam wirklich: Was soll das alles? Wo will diese Serie hin? Während sie zu Beginn sowohl eine klare Orientierung als auch reizvolle Charaktere hatte, hat sie jetzt nichts mehr. Die Stories schlagen in jeder Episode eine neue Richtung ein und mit ihnen die Charaktere, die man überhaupt nicht mehr begreifen kann. Was "Heroes" wirklich dringend braucht, ist ein Arzt namens Bryan Fuller, einen Valiumentzug und eine ordentliche Dosis Adrenalin.

Maria Gruber - myFanbase

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