Review: #3.22 Verwandlungen
Großartig.
Ja, die Serie hat es tatsächlich wieder geschafft. Sie hat eine Folge produziert, die eine Review verdient, die mit diesem Wort beginnt. #3.22 Verwandlungen vereint sämtliche Stärken, die "Heroes" in der ersten Staffel so toll gemacht haben und bietet allerfeinste TV-Unterhaltung. Egal ob skurril oder spaßig, dramatisch oder ruhig, die Geschichten sind mitreißend und lassen – bis auf eine Ausnahme – eigentlich keinen Platz für schlechte Kritik.
"I'm not gonna kill him. I'm gonna destroy him."
Großartig. Was Jack Coleman, Zeljko Ivanek, Zachary Quinto und Ashley Crow liefern, kann man nicht anders beschreiben. Die Dynamik in der Geschichte rund um Noah, Danko, Sylar und Sandra ist dank dieser unglaublich talentierten Schauspieler einfach phänomenal und egal ob Sylar Danko spielt, Sylar Sandra spielt oder Noah Sylar spielt, der Noah spielt – es macht riesigen Spaß, zuzugucken.
Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Sylar und Noah in all seinen Formen ist einfach genial. Sylar spielt mit den Leuten um sich herum, er richtet sie langsam zugrunde und obwohl Noah eine gesunde Portion Skepsis an den Tag legt und relativ bald hinter das Geheimnis kommt, so hat Sylar letztendlich die Oberhand. Auf der einen Seite spielt er mit Danko und erfreut sich daran, seine Überlegenheit ihm gegenüber immer wieder zu demonstrieren. Die Szene in der Männertoilette, als Danko plötzlich sich selbst gegenüber steht, ist amüsant wie bizarr. Aber auf der anderen Seite will Sylar seinen Erzfeind Noah Schritt für Schritt ruinieren. Der erste große Höhepunkt dieser persönlichen Vendetta ist zweifellos Sandras/Sylars Besuch bei Noah, um die Scheidungspapiere einzureichen. Da man als Zuschauer zunächst keinen blassen Schimmer hat, ist die Szene schockierend und man fühlt unweigerlich mit, während man zusieht, wie die über zwanzigjährige Ehe von Noah und Sandra zertrümmert wird. Ashley Crows subtiles Schauspiel ist hierbei brillant: Sieht man sich die Szene ein zweites Mal an, merkt man eindeutig eine gewisse Kaltblütigkeit, die niemals zur wahren Sandra passen würde. Toll gespielt.
Doch Noah kommt den Dingen langsam auf die Spur. Er entdeckt, dass Sylars Leiche nicht Sylar ist und vergleicht die Unterschriften. Ihm wird klar, dass ein Formwandler im Spiel ist. Und dann kommt es zur zweiten bombastischen Szene dieser Folge: Noah taucht bei Sandra auf, in dem Glauben, sie sei immer noch Sylar, und bedroht sie. So zerstört Noah letztlich selbst seine Ehe und wird Opfer seiner Paranoia. Aber er zerstört nicht nur seine Ehe, sondern auch seine Karriere. Gerade als man denkt, Noah würde nun zurückschlagen, überlisten Danko und Sylar ihn und zwingen ihn schließlich zur Flucht – und die Verzweiflung Noahs ist förmlich greifbar. Zu sehen, wie dieser sonst so kontrollierte Mann resignieren muss und panisch wegläuft, ist so ungewohnt, dass man sich der Schwere dieser Wendung sofort bewusst wird: Nun ist auch Noah auf der Flucht.
"Why did you lie?" – "Because I knew you couldn't possibly love someone who did these things."
Parallel zu Noah zerbricht auch das Privatleben von Danko, von dem wir nicht mal wussten, dass es existiert. Obwohl uns Danko stets als ein Mann gezeigt wurde, der sämtliche zwischenmenschlichen Beziehungen gekappt hat, kann man sich mit der Tatsache, dass Danko seit längerem eine Affäre am Laufen hat, erstaunlich gut anfreunden. Auf eine merkwürdige Art macht es Sinn, dass Danko dieses Alter Ego hat, Jakob, der er niemals sein wird und der es ihm ermöglicht, mit Alena diese Art von Beziehung zu haben. Vor allem Zeljko Ivanek ist es zu verdanken, dass die Glaubwürdigkeit dieser Storyline nicht völlig flöten geht.
Das große Problem dieser Geschichte ist nämlich nicht Danko, es ist Matt. Zu keinem Zeitpunkt nimmt man es den Drehbuchautoren auch nur ansatzweise ab, dass Matt für Alena oder Danko ein ernsthaftes Problem darstellt. So verzweifelt Matt auch sein mag, er ist kein Mörder und wird nie einer sein. Somit bleibt jeglicher dramatische Effekt aus. Gerade im Vergleich mit der wahnsinnig guten Storyline rund um Noah und Sandra wirkt der qualitative Unterschied eklatant. Das ist schade, da die parallele Erzählstruktur zwischen Noah/Sandra und Danko/Alena an sich eigentlich eine sehr gute Idee ist.
In einer kleinen Nebenstory haben wir da noch Mohinder, der zum gefühlten 291. Mal in der Geschichte der Serie plant, nach Indien zurückzukehren und es dann doch nicht tut. Ihm fallen geheime Papiere seines Vaters über das Projekt "Icarus" in die Hände. Konstruiert? Ja. Interessant? Nicht wirklich. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass wir in der kommenden Folge eine Flashbackstory erwarten können, ist diese Entdeckung womöglich nicht ganz unwichtig.
"Hablo a little ingleso?"
Ungewöhnlich gut, ja fast schon großartig, waren diesmal Hiro und Ando. Gemeinsam mit Baby-Matt starten die beiden Japaner in einem – Achtung Product Placement! – Nissan Cube los, um Matt Senior zu finden. Doch Baby-Matt fängt an zu weinen und prompt bleibt das Auto stehen. Tja, gegen Baby-Matt scheint wohl nicht mal ein Nissan anzukommen.
So einfach der Nebenplot mit den Japanern gestrickt ist, so wirksam ist er. Mit ganz simplen Mitteln bringt man richtig viel Witz und Charme in die Folge. Ken Choi als japanischer Texaner ist erfrischend, und das Ando-Face ist einfach unbezahlbar. Doch vor allem die Reunion von Matt Senior und Matt Junior ist wunderschön inszeniert. Zwar ist es kein großes Aha-Erlebnis, wenn Hiro schon wieder die Zeit anhält, um eine Kugel zum Stehen zu bringen, aber mit der Zusammenführung von Vater und Sohn wird man definitiv entlohnt.
Lohnenswert war überhaupt die gesamte Episode. Mit einer gelungenen Mischung aus Drama und Humor und vielen raffinierten Ideen punktet #3.22 Verwandlungen ganz groß. Einen Punkteabzug gibt es für die Matt/Danko-Angelegenheit. Aber ansonsten war diese Episode von Anfang bis Ende fabelhaft konzipiert und in ihrer Gesamtheit schlichtweg eines: Großartig.
Maria Gruber - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Turn and Face the StrangeErstausstrahlung (US): 06.04.2009
Erstausstrahlung (DE): 27.01.2010
Regie: Jeannot Szwarc
Drehbuch: Mark Verheiden & Rob Fresco
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