Review: #4.01 Neubeginn
Normalerweise würde ich an dieser Stelle wieder irgendeine Willkommensrede halten. Hallo liebe Leser, schön, dass ihr wieder da seid, war das vielleicht eine lange Wartezeit, lasst uns gemeinsam das vierte Jahr von "Heroes" beginnen. Doch für so eine Einleitung müsste ich wenigstens ein bisschen Optimismus und Vorfreude besitzen und diese haben sich beim Finale der dritten Staffel leider in Luft aufgelöst. So heiße ich euch, liebe Leser, natürlich wieder herzlich willkommen, aber ich warne euch: Diese Season wird kein Zuckerschlecken. Und ich befürchte, dass wir so viele DKDNWS*-würdige Momente zu sehen bekommen werden, dass diese Abkürzung endgültig zum Standardrepertoire in meinen Reviews wird.
"There are others like us out there, in the shadows, in the light."
"Heroes" versucht also mal wieder, sich neu zu orientieren. Da dieser Versuch sowohl zu Beginn von Volume 3 als auch zu Beginn von Volume 4 missglückt ist, sollte es eigentlich niemanden verwundern, dass auch #4.01 Neubeginn eher schlecht als recht ist. Bedenkt man zudem, an was für ein katastrophales Staffelfinale diese Folge anschließt… nein, verdrängen wir das lieber.
Beginnen wir also mit der ersten großen Erkenntnis dieser Folge: Es gibt einen Karneval voller Leute mit besonderen Fähigkeiten unter der Führung von Robert Knepper. Knepper, aka Samuel, stößt in dieser Season neu zum Cast von "Heroes" und bekommt gleich mal mehr Lidschatten verpasst als sämtliche weiblichen Darstellerinnen zusammen. Nichtsdestotrotz scheint er mir die geborene Besetzung für eine derart mysteriöse Figur wie Samuel zu sein: Er ist geheimnisvoll und mächtig und wirkt als Anführer der Gruppe absolut überzeugend.
Weniger überzeugend und etwas konstruiert wirkt hingegen die Storyline rund um den Karneval und deren Verbindung mit Danko. Es scheint, als hätte man die schnellstmögliche Option gesucht, um Zeljko Ivanek aus der Serie zu schreiben. Ein bisschen magische Tinte und voilà, Dankos Gesicht erscheint auf Lydias Rücken. Sogleich schickt Samuel seinen Superspeed-Krieger Edgar zu ihm und lässt ihn töten. RIP Emile Danko. Du warst ein verdammt fieser, aber sehr cooler Bösewicht und wurdest von Zeljko Ivanek einfach grandios gespielt. Dein Rendezvous mit Angela wird als eine der besten Szenen in die Geschichte eingehen. Und deine Szenen mit Sylar haben mir viel Freude bereitet. Danke für alles. RIP.
"They, like us are blessed, gifted with extraordinary abilities."
Bevor Danko das Zeitliche segnet, darf er aber nochmal ein paar coole Szenen mit Hornbrille haben. Dieser kommt mit der Trennung von Sandra und der Abspaltung von seiner Familie nicht zurecht und hat zudem eingesehen, dass die Entscheidung, Sylar zu Nathan zu machen, einfach absolut hirnrissig war. Immerhin, er zeigt Reue – doch trotzdem wird es noch lange brauchen, bis Noah diesen gigantischen Fehltritt bei mir gut gemacht hat.
Danko rettet Noah also das Leben und wir erfahren, dass Tracys Rachefeldzug immernoch aktuell ist. Klar, dass Danko und Noah auch ganz oben auf der Todesliste stehen und so will Danko sich mit Noah zusammentun, um sie zu töten. Wieder einmal ist die Gegenüberstellung der beiden Company Men sehr interessant, denn Noah droht immer mehr wie Danko zu werden, nun da er keine Familie mehr hat. Er aber lehnt Dankos Angebot ab und will stattdessen Tracy helfen – der Frau, die ihn fast in eine Gefriertruhe verwandelt hätte. Woher die Sympathie? Und vor allem: Was ist mit Tracy los? Die Motive für ihren Rachefeldzug sind etwas nebulös, denn einerseits will sie sich für ihren Fast-Tod rächen, andererseits bereut sie ihre Morde. Und sehe ich da eine mögliche Noah-Tracy-Allianz in naher Zukunft? Oder – Gott bewahre – mehr? Die Blicke, die sich die zwei in der Bar zugeworfen haben, waren jedenfalls mehr als zweideutig.
"They struggle with finding their place in an ordinary world."
Anders als Noah sieht Angela in ihrer Entscheidung aus dem Staffelfinale kein Problem. Dass die Psyche ihres Sohnes nun im Körper eines Massenmörders steckt, macht dieser Frau nichts aus. Aber selbst sie versteht, dass Sylathan eine tickende Zeitbombe ist: Ihr Traum, in dem Sylar sie im Sushi-Restaurant begrüßt, spricht Bände. Gruselig, wie sich die gesamte Szenerie mit Nathan wiederholt. Pluspunkt an dieser Stelle. Und Pluspunkt für Adrian Pasdar, der es perfekt versteht, seinen Charakter auf subtile Weise anders zu spielen. Minuspunkt und ein großes DKDNWS allerdings für Matt: Der will Angela nicht helfen und zieht sich aus der Affäre. Hallo, Matt? Du bist der erste, der ein Problem hat, wenn Sylathan Amok läuft.
Ahnungslos, dass sein Bruder eigentlich Sylathan ist, hat Peter sich derweil wieder in seinen Job als Rettungssanitäter zurückversetzen lassen. Und seine Storyline ist tatsächlich die einzige, die durchgehend funktioniert. Sie spiegelt den Titel des Volumes, "Redemption", am besten wider. Mit Peter haben wir endlich wieder einen wirklichen Helden, der seine Fähigkeiten für andere einsetzt. Der Gedanke, dass die Heroes ihre Gabe zur Rettung anderer einsetzen, war lange Zeit verloren gewesen, da die Charaktere immer um sich selbst gekreist sind. Peter allerdings sucht wirklich nach Vergebung und will Wiedergutmachung. Hier ist eine Neuorientierung des Charakters geglückt.
"Every one of them deserves a chance to be who they really are."
Auch Claire sucht einen Neuanfang und will sich ein neues Leben am College aufbauen. Doch angefangen bei ihrer obernervigen Mitbewohnerin Annie bis hin zur Guitar-Hero-Party ist Claires Story einfach langweilig. So können wir nur darauf hoffen, dass Annies Tod für ein bisschen Wirbel sorgen wird.
Nicht viel spannender ist Hiros und Andos Leben in Japan. Dial-A-Hero? Ganz ehrlich, haben die zwei denn nicht mal eine gute Storyline verdient? So spannend die Rettung einer Katze vielleicht sein mag, von mir aus hätten Hiro und Ando sich auch die Zähne putzen können und es wäre vom Unterhaltungswert her auf dasselbe hinausgelaufen: Langweilig. Leider muss man in dieser Episode auch feststellen, dass Hiro einem endgültig egal geworden ist. Dass Hiro bald sterben wird, ist mir so wurscht wie der sprichwörtliche Sack Reis, der in China umfällt. Ist das nicht schade? Es ist schade. Und es zeigt, dass die vielen Fehler, die man während der dritten Staffel gemacht hat, nun darin resultiert sind, dass die Charaktere einem gleichgültig geworden sind.
"We offer hope, we offer redemption."
Man möge mir also den mangelnden Optimismus verzeihen, aber diese Episode macht leider nicht wirklich optimistisch. Ja, es gab ein paar gute Dinge: Robert Knepper ist mit Sicherheit ein Bonus für die Show, Noah befindet sich auf einem guten Weg und Peters Neustart ist überzeugend. Doch auf der anderen Seite hat die Serie noch zu viele Altlasten, die diese Folge nicht vergessen machen kann. Dafür hat sie zu viele banale Storylines. Starten wir also mit großzügigen fünf Punkten in diese Season und warten ab, was passiert.
* Das kann doch nicht wahr sein
Maria Gruber - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: OrientationErstausstrahlung (US): 21.09.2009
Erstausstrahlung (DE): 01.09.2010
Regie: David Straiton
Drehbuch: Tim Kring
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