Review: #5.06 Game Over
Mal ehrlich: Am liebsten würde man sich während dieser Episode einfach nur dauernd mit der flachen Hand auf die Stirn schlagen. So oft, wie ich während dieser leidigen 42 Minuten entweder mit dem Kopf geschüttelt, die Augen verdreht, ungläubig losgelacht oder "Das kann doch nicht wahr sein!" gerufen habe, müsste hier als Punktzahl eigentlich noch etwas viel niedrigeres stehen. Es ist eigentlich nur die Nostalgie, die der Serie noch ein paar Gnadenpunkte beschert.
"You mind running all that back in English? Because I'm feeling pretty lost over here."
Denn prinzipiell wirft #5.06 Game Over sämtliche Storylogik über Bord. Und damit meine ich gar nicht mal das unglaubliche Timing, dass nicht nur Luke und Malina zufällig zur selben Zeit am selben Ort sind, sondern auch Noah, Quentin und Harris gleichzeitig mit Miko und Ren im Renautas-Hauptquartier. Die Serie gab schon immer viel auf "Das Schicksal", weswegen solche Zufälle noch am ehesten zu verkraften sind. Ich kann es auch noch akzeptieren, dass man einen Zeitenwandler/Teleporter in einem Computerspiel gefangen hält, damit man seine Fähigkeiten zu einer App machen kann und nur ein Virus in Form einer kampfwütigen Japanerin ihn daraus befreien kann. Okay okay, Superheldenzeugs eben. Aber die Serie verstrickt sich mittlerweile innerhalb ihrer eigenen Storylogik so extrem, dass man das alles einfach nicht mehr ernst nehmen kann. Da wird gedreht und gewendet, damit es den Autoren passt und zwar ohne Rücksicht auf Verluste.
Zum Beispiel:
- Wie kann es sein, dass ein millionenschweres Unternehmen wie Renautas einen solch inkompetenten Sicherheitschef wie Harris einstellt? Also wirklich, der Typ braucht Jahre bevor er das Feuer eröffnet!
- Wie kann es sein, dass Ren nur über ein Gitter klettern muss, um ins Herz von Renautas einzudringen, wo es eine ZEITMASCHINE gibt, die man vielleicht ein bisschen besser bewachen sollte?
- Wieso kann Taylor Kravid sich immernoch frei im Renautas-Hauptquartier bewegen, wenn ihr doch die Zugangsberechtigung entnommen wurde?
- Wieso baut Renautas ein supergeheimes Gefängnis für Hiro in einem Videospiel und MALT SEIN LOGO DRAUF?
- Wieso blockiert Quentins Schwester Phoebe sämtliche Evo-Fähigkeiten, aber nicht die von Harris?
- Was sind überhaupt diese schwarzen Tentakel bitte?
- Wieso ist Carlos so der-ma-ßen dämlich?
- Wieso kauft sich Luke eine Yacht, um dann IM HAFEN ins Meer zu springen, um Selbstmord zu begehen?
- ...
Man sieht: Die Logiklöcher sind so eklatant, dass man stellenweise wirklich laut lachen muss ob der Unglaublichkeit und Dämlichkeit, die die Autoren mit diesem Drehbuch an den Tag legen (vielleicht sollte "Heroes Reborn" sich einfach als Comedy vermarkten?). Und da helfen die gewollt dramatischen, aber im Endeffekt im Nichts verpuffenden Szenen auch nicht.
"I used to believe in something. I had a purpose, a reason for living. But then I lost it."
Nehmen wir zum Beispiel Lukes Selbstmordversuch. Dass dieser eigentlich tragisch sein soll, steht völlig außer Frage. Doch man nimmt diesem Charakter die Verzweiflung keine Sekunde lang ab. Wer hinterlässt seiner Ex-Frau eine solch zynische Nachricht auf der Mailbox, um sich dann eine Yacht zu kaufen (wie praktisch, dass der Händler gerade mal eine große Kopie des Modellschiffs parat hatte) und dann (sorry, aber ich muss es nochmal erwähnen) IM HAFEN ins Meer zu springen? Die Inszenierung ist dem Ganzen leider auch nicht unbedingt förderlich. Die Computeranimation der Wellen, die den riesigen Zachary Levi irgendwie aus dem Wasser aufs Land tragen, ist einfach unfreiwillig komisch. Und wenn ein Selbstmordversuch ins Komische abdriftet, dann stimmt etwas gewaltig nicht.
Das Zusammentreffen von Malina und Luke ist der einzige Hoffnungsschimmer, der hier bleibt. Luke bekommt endlich eine sinnvolle Aufgabe und auch Malinas Reise hat endlich ein konkretes Ziel: Sie muss Tommy finden (um mit ihm gemeinsam, natürlich, die Welt zu retten). Dieser macht mit Emily einen Abstecher nach Paris und verhält sich dabei außerordentlich dumm (Tommy, du hast dich gerade von Amerika nach Paris teleportiert, dann kannst du doch wohl noch die letzten fünf Meter über die Sicherheitssperre des Eiffelturms überwinden). Es ist wirklich wirklich wirklich ein Glück für die Serie, dass Gatlin Green und Robbie Kay zwei solch sympathische Akteure und einfach putzig zusammen sind, sodass all der Kitsch und Superheldenpathos gerade noch erträglich bleiben. Denn Emilys Worte von "Verantwortung" und "Heldentum" sind alt und unoriginell und klingen bedeutungsvoller, als sie es letztlich sind – auch wenn der Rückbezug zu Isaac mit dem 9th-Wonders-Comic eine nette Idee ist.
"Did I... did I save her?" - "You did good, buddy. You did good."
Trotz all der besagten Logikprobleme sind und bleiben die Ereignisse im Renautas-Gebäude die interessantesten. Das liegt wahrscheinlich daran, dass hier mit Hornbrille der mit Abstand substanzvollste Charakter agiert und außerdem ein alter Freund zurückkehrt: Hiro Nakamura. Noah funktioniert hier als Figur, nämlich dann, wenn er seinen alten Freund mit aufrichtiger Erleichterung begrüßt, wenn er Miko von seinen guten Absichten zu überzeugen versucht, wenn er dem sterbenden Quentin (RIP) ein letztes gutes Wort zuspricht. Er macht dadurch aber eben auch deutlich, wie unglaublich nichtssagend die ganzen anderen Figuren aus "Heroes Reborn" sind. Quentin zum Beispiel entpuppt sich im Endeffekt als relativ überflüssiger Charakter, der nur dazu da war, um Noah zu reaktivieren und ein paar lustige Sprüche zu klopfen.
Relativ kalt lässt einen auch das Drama um Miko und Ren. Während die beiden in den vergangenen Folgen durchaus ein nettes Duo abgegeben haben, läuft dieses Mal alles ins Leere. Miko ist also, wie ja schon angedeutet wurde, eine zum Leben erweckte Computerspielfigur, die Hachiro Otomo seiner verstorbenen Tochter nachempfand. Als Miko davon erfährt, interessiert es sie jedoch herzlich wenig. Genauso egal scheint es ihr zu sein, dass sie wahrscheinlich sterben muss, um Hiro aus dem Gefängnis zu befreien. Da dem Charakter sämtliche Konsequenzen egal sind, es keinerlei Reflektion oder Reaktion gibt, wieso sollte es dann den Zuschauer interessieren?
Und mal im Ernst: Das "I love you." – "I know." aus "Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück" so dreist und emotionslos zu kopieren, grenzt schon an Blasphemie.
"So you have a plan?" – "You know I do."
Unlogisch, unbedeutend, unfreiwillig komisch: "Heroes Reborn" schießt sich mit dieser Folge leider immer mehr ins Aus. Die Serie hat weiterhin das gravierende Problem, weder einen mitreißenden – geschweige denn LOGISCHEN – Plot, noch wirklich interessante Charaktere zu besitzen. Konsequenzen verpuffen im Nichts, Reaktionen bleiben aus, Logik wird nicht beachtet. Während zumindest Noah und die Renautas-Story im Ansatz spannend sind, dümpeln Tommy und Emily, Luke und Malina irgendwie vor sich hin – von Carlos und Taylor ganz zu schweigen. Und dann ist die Serie stellenweise geradezu lächerlich schlecht geschrieben – was schade ist, denn Potential hätten die Grundideen eigentlich allesamt gehabt. Doch in der bisherigen Umsetzung funktioniert das nicht und je eher Tim Kring und Co. das verstehen, desto besser. Außer, sie wollen mit "Heroes Reborn" das Comedygenre neu definieren, dann nur zu.
Maria Gruber - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Game OverErstausstrahlung (US): 22.10.2015
Erstausstrahlung (DE): 15.07.2016
Erstausstrahlung (Pay-TV): 10.11.2015
Regie: Gideon Raff
Drehbuch: Nevin Densham
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