Bewertung

Review: #5.13 Projekt Wiedergeburt

Was #5.13 Project Reborn abliefert, ist leider genau das, was nach den letzten, teilweise furchtbar grottigen Episoden zu erwarten war: ein mieses Finale. Die Rettung der Welt wird zu einem Non-Event, das langweiliger nicht sein könnte. Die Ereignisse, die auf dem Weg dorthin überwunden werden müssen, sind zudem hochgradig erzwungen und stellenweise eklatant unlogisch. Von einem sogar noch recht vielversprechenden Anfang, an dem wir sehen, wie durch Tommy Tausende von Menschen in das Gateway der Zukunft teleportiert werden, hangeln wir uns über viele unnötige Umwege zu einem vorhersehbaren, müden Ende dieser Saga, nach dem man erleichtert aufatmet, wenn man realisiert: Das ist wirklich das definitive Ende. Dem Himmel sei Dank.

"You want to know who they are? They're somebody's sister, somebody's brother, daughter, son, grandchild."

In dieser Episode hat Tommy seinen großen Auftritt und beweist, dass er eigentlich von Anfang an das Zentrum der Geschichte war (bzw. hätte sein sollen), da es vorwiegend in seinen Händen liegt, die Apokalypse zu verhindern. Malina, Luke, Quentin, Miko, Ren und wie sie alle heißen, sie spielten ihren Part, ja, aber im Endeffekt gehört die Story Tommy. Das ist einerseits positiv, da Tommy einer der wenigen Charaktere mit Herz und Verstand ist, der zumindest halbwegs Substanz besitzt und den man als Zuschauer gerne sieht. Andererseits wird erneut offensichtlich, dass "Heroes Reborn" mit all den anderen Nebencharakteren einfach nur massiv Zeit verschwendete, und sich lieber auf weniger Figuren hätte konzentrieren sollen, um die Sache richtig und nicht so halbherzig anzupacken.

Tommys Aufenthalt in Evernow ist überraschend interessant gestaltet, erhält jedoch einen bitteren Beigeschmack, wenn man sich überlegt, was für einem riesigen Logikloch wir hier aufsitzen: Tommy erkennt, dass er sich duplizieren muss, um sowohl in der über 7000 Jahre entfernten Zukunft als auch in der Gegenwart die Menschen retten zu können. Er sagt Erica, dass ihm das in Evernow klar geworden sei und er dort eine Ewigkeit Zeit gehabt habe, um das Duplizieren zu perfektionieren. Aber ist es nicht die Funktion von Evernow, genau das zu unterbinden, nämlich, dass Tommy seine Fähigkeiten nutzt? Es ist geradezu typisch für "Heroes Reborn", einen solch zentralen Twist mit einem derart gigantischen Logikloch zunichte zu machen.

Als Erica Tommy dann vor die Entscheidung stellt, entweder seine Schwester oder seine Freundin und seine Mutter zu retten, wird zudem klar, wie unglaublich unausgereift diese oder eigentlich sämtliche Beziehungen der Serie geblieben sind. Als halbwegs überzeugend kann man höchstens noch die Beziehung zwischen Tommy und seiner Mutter bezeichnen. Tommy und Emily kamen aber nie über das Attribut "süßes Teenie-Pärchen" hinaus. Und Tommy und Malina, unser zentrales Geschwisterpaar, das die Welt retten soll, hatte keine einzige Szene zusammen (!!!) bevor sie sich in Odessa trafen. Hinzu kommt, dass Malina bis zum Schluss ein furchtbar platter, nichtssagender Charakter geblieben ist. Man bleibt dementsprechend unberührt angesichts Tommys vermeintlichem Dilemma, da einem nichts an diesen Figuren liegt.

"See, you people – you people want them to be extraordinary. But they're not. They couldn't be more ordinary."

Selbst bei Noah Bennet verspielen die Autoren sämtliches Potential und degradieren ihn zu einem Deus-Ex-Machina-Erzählkniff, was an sich schon mal eine unglaubliche Frechheit ist. Mal ehrlich: Nach einer unerklärten Absenz von mehreren Episoden – er war übrigens tot! – wird Noah einfach mal wieder ausgegraben, damit er sich heldenhaft bei der Rettung der Welt opfern kann. Hallo??!! Es ist geradezu eine Schande, diesen einst so tollen Charakter mit einem vielleicht gut gemeinten, aber im Endeffekt total haarsträubenden Ende abzufertigen. RIP Noah Bennet. Du hättest besseres verdient.

Selbst Luke bekommt da noch ein versöhnlicheres Ende (was er, gebt es ruhig zu, eigentlich gar nicht verdient hat). Nach einem schier endlosen Roadtrip kommt er mit Malina und Quentin endlich in Odessa an und beschließt angesichts der drohenden ersten Welle des Solarsturms, sich selbst zu opfern und damit sein Schicksal als Wiedergutmachung für seine Missetaten zu erfüllen. Dass Lukes Wiedergutmachungsstory völlig unausgereift, schlecht geschrieben und im Endeffekt vollkommen banal und eine glatte Zeitverschwendung war, wird auch mit dieser aufopferungsvollen Tat nicht wieder gut gemacht – aber wenigstens erhält seine Storyline so im Nachhinein zumindest ansatzweise eine Daseinsberechtigung.

Das kann man von Carlos, Farah, José und Micah leider nicht behaupten. Was trug Carlos bitte schön zur Story bei außer einem lächerlichen Heldenanzug und einem noch lächerlicheren Heldenmobil? Das Familiendrama mit seinem Bruder, sein Kampf als El Matador, das Stand-Off mit Captain Dearing, die Suche nach José und dem Priester in Sunstone Manor, und weiß Gott noch für uninteressante Stories, und das alles für was? Damit er Micah befreit? Das Adjektiv "sinnlos" beginnt nicht mal ansatzweise zu beschreiben, wie unnötig Carlos' Storyline im Endeffekt war.

"The only thing extraordinary is that they got a chance to be heroes. They didn't think about themselves. They just did the right thing."

Als unnötig und irrelevant stellen sich letztlich auch die Geschichten rund um Quentin und Phoebe sowie Miko und Ren heraus. Quentin durfte am Anfang der Serie als Verschwörungstheoretiker ein bisschen für Furore sorgen und diente prinzipiell einzig und allein dazu, Noah Bennet zu reaktivieren. Seine Suche nach Phoebe und der deraus entstehende Gewissenskonflikt, ob er nun seiner zur dunklen Seite übergelaufenen Schwester oder seinen eigenen Prinzipien treu bleiben sollte, waren jedoch unoriginell und belanglos. Der Versuch eines tragischen Elements, als Quentin Phoebe erschießt, muss daher misslingen, da a) die Situation es gar nicht erfordert hätte, dass Quentin sie gleich tötet und b) die Beziehung der Geschwister nie wirklich interessant war.

Das Duo Miko und Ren darf in animierter Computerversion ein letztes Mal zusammenarbeiten, aber da haben wir auch schon das Problem des Ganzen: Als PC-Figuren interessieren einen die zwei herzlich wenig. Ähnlich wie bei den meisten Charakteren von "Heroes Reborn" bleiben Miko und Ren bis zum Ende blass, ganz besonders erstere kann schließlich kaum mehr Eigenschaften als "Japanerin mit Samuraischwert und pinker Schleife im Haar" aufweisen. Ren zumindest sorgte zu Beginn noch für ein bisschen bitter nötige Aufheiterung in diesem sonst so bierernsten Chaos, doch mehr als ein Sidekick wurde er nie.

"So they can scratch out some small purpose that can give their life some meaning, community, hope, like all the rest of us."

Und so versumpfen all die Storylines aus 13 Episoden "Heroes Reborn" in einem sehr schlechten, sehr unausgereiften und komplett belanglosen Finale. Leider haben die Serienmacher nichts aus den Fehlern der vierten Staffel gelernt und haben es verpasst, sich an ihren Glanzzeiten aus der ersten Staffel zu orientieren. Stattdessen endet "Heroes Reborn" konsequenterweise so, wie es die ganze Staffel über schon war: als kaum unterhaltsames, verworrenes Durcheinander ohne Emotion mit riesigen Logiklöchern und geplagt von mangelhaftem Storytelling. Auch wenn das offene Ende des Finales die ganze Angelegenheit noch ärgerlicher macht, so darf man sich wenigstens in der Gewissheit wähnen, dass es keine Fortsetzung mehr geben wird. Denn ein Revival dieses Revivals hat "Heroes" weder nötig noch verdient.

Maria Gruber - myFanbase

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