Bewertung

Review: #3.08 Phase zwei

Wir dringen immer tiefer in die zweite Staffelhälfte ein, doch man hat noch lange nicht den Eindruck, dass man in irgendeiner Form einem Ende der Staffel entgegen sehen könnte. Diese Episode widmet sich einigen Nebenschauplätzen und offenbart neue Überraschungen.

"I made a decision; to give my marriage a new chance."

Die Ehe von Saul und Mira, die bisher eigentlich nie eine war, nimmt nun doch noch Platz in der Serie ein. Bisher hat man sich schon gefragt, warum Mira überhaupt wieder als Hauptcharaktere angesehen wird. Ihre selbstlose Rückkehr war ohne Frage eine großartige Geste, aber Saul konnte damit nichts anfangen. Nun hatte man ihn in der letzten Episode mal emotionaler gezeigt und schon geht es aufwärts. Mira will mit Saul wieder an der Ehe arbeiten und beendet konsequenterweise ihre Affäre. Alain Bernard findet das gar nicht gut und macht es Mira nicht einfach. Dass seine Gründe ganz andere sind, ist dann eine gelungene Wendung. Eigentlich hätte ich es als "24 - Twenty Four"-Kenner wissen müssen, dass Alain Bernard auch Teil der Verschwörung sein könnte. Allerdings lässt man sich schon noch ein wenig die Hintertür offen, so dass Bernard nur eine Art Extrem-Stalker ist, aber ich will erst mal nicht glauben, dass man so eine scheinbar unnötige Storyline gegen Ende der Staffel eröffnet. Bernard sollte also mehr im Gesamtkomplex der Serie eine Rolle spielen. Für Mira ist es so oder so enorm frustrierend. Bernard ist nicht wirklich der, den sie lange zu kennen glaubte, und Saul macht ihr auch ziemlich schnell deutlich, dass nun nicht gerade alles besser wird, sondern eher so bleibt, wie es auch früher war. Irgendwie tut sie einem da schon Leid.

"Come after me if you want"

Auch Dar Adal kommt plötzlich eine wichtige Rolle bei. Bisher war noch nicht ganz klar, auf welcher Seite er denn überhaupt steht. Nachdem Saul ihn in alles einweihte, ist er jetzt eine Art Initialzündung, um Leland Bennet aus der Reserve zu locken und Carrie wieder mit Paul Franklin zusammen zu bringen. Die Verstrickungen sind überaus spannend, weil hier auf so vielen Ebenen taktiert wird. Hierbei baut sich vor allem unterschwellig im Verlauf der Episode ein Klimax auf, das von der Musik und der gesamten Szenerie unterstützt wird. Man denkt, man ist dem Attentäter plötzlich ganz nah und ahnt trotzdem, dass dies insgesamt doch zu schnell geht. Franklins Absicht war hingegen sehr vorhersehbar und ich habe nicht ganz verstanden, warum Carrie die einzige war, die verhindern wollte, dass der mutmaßliche Attentäter von Langley ermordet wird. Natürlich sollte man den Plan nicht gefährden, aber eigentlich ist dieser ja schon aufgegangen, als Franklin die CIA zum Hotel geführt hat. Da dann aber alles so konsequent lief, kann ich mir vorstellen, dass es gar nicht der Attentäter war. Dafür wirkte er auch zu instabil. Eventuell war also auch das nur ein weiterer Test auf Vertrauenswürdigkeit. Der Spannungsaufbau könnte also vorerst nur unterbrochen und an späterer Stelle wieder aufgegriffen werden.

"I will take the shot"

Außerdem hat diese Story auch eine ganz andere Richtung eingeschlagen, als klar wurde, dass man Carries Alleingang nicht tolerieren werde. Dass ausgerechnet Quinn der Schütze ist, macht die Sache natürlich brisant, aber im Endeffekt ist er wohl der einzige, dem Carrie das verzeihen wird. Was das aber mit Quinn anstellt, der eh schon mit dem ganzen Job abgeschlossen hat und nur Carrie zuliebe überhaupt noch mitmacht, wird sich zeigen. Ich hoffe ja, dass man das weiter betrachtet, nachdem man in dieser Staffel schon sehr viel Zeit dafür aufgewendet hat. Außerdem gefällt mir die Betrachtung inzwischen, denn es ist doch immer wieder eine wesentliche Frage, inwieweit all der Einsatz und all das Leid die richtigen Mittel zu Zweck sind und in ihrer Größenordnung auch zu rechtfertigen sind. Quinn bleibt jedenfalls nichts anderes übrig, schießt Carrie an und leistet dann erste Hilfe. Hier stellte sich dann besonders die Frage, wie das eigentlich mit einer Szene zuvor vereinbar ist.

"You need to modify your behaviour"

Carrie ist dann nach 14 Wochen doch mal zum Arzt gegangen, um sich nach ihren (unterbewussten?) Abtreibungsversuchen nun bestätigen zu lassen, dass es dem Kind gut geht. Insgesamt sieht es noch gut aus, aber die Ärztin macht ganz logisch deutlich, dass Carrie jetzt viel rücksichtsvoller mit sich umgehen muss. Das ist auch wirklich ein sehr dringender Hinweis, aber man mag nicht so recht daran glauben, dass Carrie diesen wirklich umsetzen wird. Dafür ist ihr Brody zu wichtig. Dass sie es kurz danach in Kauf nimmt, angeschossen zu werden, unterstreicht das deutlich. Sie wird weiterhin ihre Arbeit und Brody über ihr Privatleben stellen (auch wenn letzterer ja ein Teil ihres Privatlebens geworden ist und die Grenzen dadurch verschwimmen). Für mich läuft weiterhin alles darauf hinaus, dass Carrie eine Fehlgeburt haben wird, wahrscheinlich sogar in dem Moment, wo sie sich ein weiteres Mal für Brody einsetzen muss. Wenn das gut erzählt wird, bin ich damit auch einverstanden. Man darf ruhig auch mal was ahnen. Das ist mir lieber, als wenn es eine überraschende Wendung gibt, die man nur schwer erklären kann.

"I'm an American"

Mit Fara wird einem weiteren Charakter in dieser Episode viel Zeit gewidmet, der bisher nur für den Fortlauf der Haupthandlung zuständig war. Die Thematik dabei ist hochinteressant und damit absolut gerechtfertigt in dieser Serie. Allerdings kommt mir dieser Schritt etwas zu spät in der achten Episode. Das wirkt alles ein bisschen so, als wenn man noch schnell ein paar Charaktere vertieft, damit man die Zeit bis zum Staffelfinale rumbekommt. Allerdings ist die Hoffnung groß, dass auch Faras Ansichten einen entscheidenden Einfluss in den kommenden Episoden haben werden. Ihr Zwiespalt zwischen den Erwartungen ihres Vaters und ihrem Selbstbild als Amerikanerin, die sich angegriffen fühlte, ergeben eine spannende Dynamik mit hochinteressantem Diskussionspotenzial. Außerdem hat man hier auch die Chance, eine Vielzahl von Vorurteilen und Klischees mit Bedacht zu behandeln und die vielen Graustufen verständlich zu machen. Auch hier hoffe ich also, dass man diesen Teil ausweitet und so bedeutend werden lässt, dass gerechtfertigt ist, in dieser Episode so viel Raum dafür zu lassen.

"The man is out of hand and out of control.“

Eine Art Rahmen hat in dieser Episode Saul gebildet. Zunächst mal hatte er eine großartige Szene mit Haggins und Lockhart, in der Saul wunderbar eine Macht spielen lässt und Lockhart erneut richtig schön dumm dastehen lässt. Irgendwie hoffe ich schon fast, dass Saul den Job behalten kann und auch in Staffel 4 wieder jemand versucht, ihm diesen Posten streitig zu machen und er ein ums andere Mal den längeren Atem hat. Saul kann menschlich ja nicht so bei mir punkten, aber sein strategischen Denken ist großartig. Mira gönnt er dann quasi nur einen guten Tag, weil dann wieder die Arbeit ruft. Saul fährt nach Venezuela und trifft dort auf Brody, der alles andere als gut aussieht. Als Cliffhanger wirkte die Szene jetzt bei mir nicht, aber da es wirklich überfällig ist, dass Brody wieder involviert wird (auch wenn es ohne ihn funktionierte), ist man jetzt natürlich gespannt, wie es weiter gehen wird. Wie lange wusste Saul schon, dass Brody sich in Caracas befindet? Wie wird Carrie reagieren? In welchen Zustand befindet sich Brody überhaupt? Werden die Antworten darauf schon nächste Folge kommen?

Fazit

In dieser Episode werden wieder eine Vielzahl von Charakteren im Umfeld der Haupthandlung betrachtet, manche sogar erstmals intensiv. Das lässt das Potenzial für zahlreiche Verstrickungen und einige Variablen in der Handlung der beteiligten Charaktere so groß, dass man, wenn man jetzt langsam mal Richtung Zielgeraden für die Staffel einbiegt, viele Möglichkeiten für noch spannendere, kommende Folgen legt. Wenn das Potenzial in den nächsten Folgen ausgenutzt wird, kann man mit dieser Episode also sehr zufrieden sein.

Emil Groth - myFanbase

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