Bewertung

Review: #2.05 Das ideale Paar

Foto: Alyson Hannigan & Neil Patrick Harris, How I Met Your Mother - Copyright: 2006 CBS Broadcasting Inc. All Rights Reserved.; Robert Voets/CBS
Alyson Hannigan & Neil Patrick Harris, How I Met Your Mother
© 2006 CBS Broadcasting Inc. All Rights Reserved.; Robert Voets/CBS

Am Anfang der zweiten Staffel scheinen die Produzenten Spaß daran zu haben, ein wenig mit der Charakterkonstellation zu spielen: Besonders Lily verbringt durch die Trennung von Marshall immer mehr Zeit mit den anderen Charakteren. Im Gegensatz zu dem vermasselten Versuch, Lilys und Teds Freundschaft auf eine tiefere Ebene zu verlagern (#2.06 Auf Safari), funktioniert es glücklicherweise in dieser Episode bei Barney und Lily wirklich gut. Und auch der Part von Marshall hat mich überzeugt: Brunch wird wohl nie wieder das Gleiche für ihn sein.

Eins vorweg: ich finde Episoden, die sich näher mit Barney befassen, meist sehr interessant. Deswegen hat es mich auch gefreut, dass auch die zweite Staffel ein wenig mehr von diesem Charakter preisgibt. Denn mal ehrlich: Humor hin oder her, es ist auch mal schön mehr zu sehen als immer nur die Seite des frauenverschlingenden Machos, der Anzüge trägt und mit Catch Phrases um sich schmeißt wie kein Zweiter. Man ist es dem Charakter schuldig, das Eindimensionale zu verlassen und auch mal hinter die Fassade zu blicken. Und das tut die Episode. Zwar nicht so tiefgehend wie die Folge #1.15 Spieleabend in der ersten Staffel, aber immerhin sieht man hier wieder ein bisschen mehr vom Barnacle.

"You are in the heart of bachelor country, and as a woman, you are an illegal immigrant here."

Okay, kurz gesagt: Lilys Apartment ist wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Da hilft auch keine "das Glas ist halbvoll"-Mentalität. Wie gut, dass Barney Platz in seinem Apartment hat und Lily (mehr oder weniger) freiwillig bei sich einziehen lässt. Und auf den Einzug folgt auch gleich eines der Highlights der Episode: Der Rundgang durch Barneys Wohnung ist einfach klasse. Und wieder einmal fragt man sich (und Lily tut es ebenfalls) was der Herr Stinson denn wohl beruflich machen könnte. Denn abgesehen davon, dass die ganze Einrichtung "Junggeselle aus Leidenschaft" schreit, ist sie auch luxuriös genug, um sich bequem in die "MTV Cribs"-Gemeinschaft einzureihen. Der Fernseher würde ja jegliches Kino neidisch machen.

Barney selbst bringt es auf den Punkt: In seiner Wohnung ist man im Herzen von "Bachelor Country", welches wohl jedem überzeugten Single-Mann das Herz höher schlagen lässt. Selten habe ich ein Klischee so bedient gesehen und selten konnte die Bedienung eines Klischees so gut unterhalten. Dabei dürfen natürlich die frisierte Toilettenbrille, sowie die professionell ausgeleuchtete Pornosammlung nicht fehlen. Jemand wie Lily, die jahrelang in einer festen Beziehung war, ist da wohl eher fehl am Platz.

"I have only one rule. You can't change anything."

Trotzdem oder gerade deswegen funktioniert das Barney/Lily-Gespann im Gegensatz zur Ted/Lily-Geschichte wirklich gut. Ich meine damit nicht auf der Ebene einer festen Beziehung, sondern auf freundschaftlicher Basis. Das mag vielleicht deswegen so gut klappen, weil Lily zwar einerseits ein (im Gegensatz zum Hausherren) Beziehungsmensch ist und daher Zweisamkeit gewöhnt ist, zusätzlich aber auch richtig "Bro-mäßig" sein kann. Diesen Charakterzug haben beide Damen in der HIMYM-Gruppe intus. Und das ist auch gut so: ein Püppchen würde so gar nicht in das Gespann passen. Dieses Bro-hafte ist es auch, was Lily und Barney so gut funktionieren lässt: So vereint Lily Frau (immerhin dekoriert sie das ganze Apartment um) und Bro ineinander und ist somit die ideale Unterstützung für Barney, um seine One-Night-Stands loszuwerden. Gerade die gespielten Streitszenen zwischen den beiden inklusive des Slappings (und mal ehrlich: das wollten wir doch alle schon mal sehen, oder?) sind einfach großartig. Auch Barneys schlecht gespielte Selbstverachtung beim Pornoregal und seine mäßigen Versuche, Reue darzustellen, als die Frau Hals über Kopf seine Wohnung verlässt, sind wahre Hingucker.

Nachdem Lily ihn vor der (nett ausgedrückt) etwas anhänglichen Dame rettet, lernt man von Barney auch mal eine ganz andere Seite kennen: Bachelor Country scheint besiegt, er wird heimischer und zeigt, dass doch unter der Schale ein großes Herz steckt. Schön, auch mal hinter die ganze Awesome-Fassade zu blicken. So könnte der Zuschauer nach dieser Episode den Eindruck haben, dass Barney auf eine verquere Art und Weise vielleicht doch irgendwie in eine Beziehung passen könnte. Und so schafft es Lily, die einzige Regel zu brechen, die Barney aufstellt: Sie ändert nicht nur ein wenig, sondern alles. Jedoch nur für eine kurze Zeit: Barney findet schnell wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Das ist auch gut so, denn anders liefe man in Gefahr, dem typischen Wesen von Barney nicht gerecht zu werden oder den Kultfaktor zu zerstören. Es würde der Figur schaden, sie grundlegend zu ändern. Deswegen ist es gut, dass Barney am Ende wieder zu seinem alten Lebensstil zurück findet. Trotzdem: Schön, mal eine andere Seite von ihm zu sehen, bitte mehr davon.

"Breakfast isn't girlie, lunch isn't girlie. What makes brunch girlie?"

Marshalls Storyline finde ich sehr knuffig. Und ich muss sagen, ich finde Ted als bloßen Phrasendrescher für Zwischendurch wirklich gut. Das liegt nicht daran, dass ich die Figur nicht mag, sondern es bringt einfach ein wenig frischen Wind in die Serie, wenn auch mal die anderen Charaktere das Ruder übernehmen. Und da Ted und Robin gerade ein Paar sind, ist es nur logisch, dass Robin ebenfalls lediglich eine kleine Rolle in der Episode spielt. Wenn die beiden dann zu sehen sind, passt es wirklich in den Kontext und ist zudem meist auch noch enorm witzig: Schon alleine Teds Vergleich mit dem Einhorn und dem Brunch ist einfach nur großartig.

Witzig ist auch, wie Marshall sich zunächst selbst überzeugen will, dass an Brunch und dem Besuch eines Alanis-Morissette-Konzertes nichts Ungewöhnliches ist. Aber man kann Teds und Robins Standpunkt durchaus nachvollziehen: Zwei Männer, die zusammen ein Konzert der Kanadierin besuchen und inmitten einer Horde von Frauen zusammen "Ironic" und "Thank you" trällern? Ich finde schon alleine die Vorstellung davon urkomisch. Der Gedanke, dass die beiden mehr als Freundschaft verbinden könnte, ist da wirklich nicht so abwegig.

"It gets worse."

Das ist jedoch an Kuriosität noch nicht alles. Um Marshall zu zitieren: "It gets worse". Obwohl "worse" in diesem Fall für Ted, Robin und natürlich für den Zuschauer nur Gutes bedeutet: Es ist einfach lustig mit anzusehen, wie Marshall und Brad immer mehr zu einem Pärchen werden und er irgendwann mit der Situation ziemlich überfordert ist. Das Ende, als Marshall voll gekränkter Eitelkeit "tell me that he looks fat" zu Ted zischt, ist einfach schnuffig. Und die Szene zeigt: Ein wenig übernimmt Marshall manchmal die Frauenrolle im Laufe der Serie. Okay, ich gebe zu: Weiteres Klischee bedient. Ich formuliere es ein wenig anders: Marshall ist einfach das Sensibelchen der Truppe. Gerade dieser Charakterzug steht in einem totalen Gegensatz zu Marshalls äußerer Erscheinung und ist deswegen vielleicht so unglaublich passend. Der Spruch "never judge a book by its cover" trifft auf den baldigen Anwalt absolut zu.

Fazit

Die Rezension ist länger geworden als ich dachte, was daran liegen mag, dass mir die Episode wirklich gut gefallen hat. Sowohl Barneys und Lilys als auch Marshalls Storyline überzeugen und machen Spaß. Trotzdem langt es für mich nicht ganz zur vollen Punktzahl, da die Marshall-Storyline zwar süß war, aber keine perfekte neun.

Amelie L. - myFanbase

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