Bewertung

Review: #5.10 Niemals die Wahrheit

Foto:

Bisher hatte man den Eindruck, dass die Geschichten rund um Nate und Gabriel parallel erzählt werden, jedoch in keinem Zusammenhang zueinander zu stehen scheinen. Nun stellt sich jedoch heraus, wie eng diese beiden Handlungen mit einander verwoben sind. Dass Gabriel und Ronald Miller in Kontakt standen, habe ich nicht kommen sehen, doch es ist schon fast eine alte Sitte bei "How to Get Away with Murder", eine Wendung wie diese aus dem Hut zu zaubern. Die erst so nebeneinander her laufendenden Geschichten zu verbinden, hat man sehr gut gelöst, denn das Gefühl, dass es kein großes Bild gibt, zu das sich alles zusammensetzen lässt, ist damit verschwunden.

Missing Person

Die eine Hälfte der Episode beschäftigt sich mit den Folgen des Mordes an Ronald Miller. Während uns in der letzten Episode nur ansatzweise gezeigt wurde, wie Nate und Bonnie ihre Spuren verwischen, konnte man sich noch nicht vorstellen, dass die Vertuschungsaktion tatsächlich von Erfolg gekrönt sein könnte. Dieses unbehagliche Gefühl greift man wieder auf, indem man uns den langsam schmelzenden Schnee zeigt, der der blutige Beweis für den Mord an Ronald ist. Doch genau so schnell wie der Schnee schmilzt, verschwinden auch die Zweifel der Zuschauer. Denn Nate hat eine Idee, wem sie den Mord anhängen können und so wird Gouverneurin Birkhead zum Sündenbock erklärt. Es passt sehr gut, den Mord einer Person in die Schuhe zu schieben, die dem Zuschauer ohnehin schon als Gegenspieler präsentiert wurde und so hat man kein Problem damit, dass der hinterhältigen Birkhead der schwarze Peter zugeschoben werden soll.

Genau so akkurat, wie die Puzzleteile sich gerade für Nate und Bonnie zusammenfügen, stelle ich mir die Geschichte im weiteren Verlauf jedoch nicht vor. Zu einfach konnte Nate einen Ausweg finden. Dass man den Komplizen noch ein paar Stolpersteine in den Weg legen wird, steht daher außer Frage, dennoch bin ich gespannt darauf, auf welche Hindernisse sie stoßen werden.

Während Nate die Vertuschung von der pragmatischen Seite anpackt und schnell noch einen Gefängnisaufseher verprügelt, um einen Grund für seine geschundenen Fingerknöchel zu haben, geht der Mord an Bonnie alles andere als spurlos vorbei. Man kann Liza Weil einfach nur dazu applaudieren, wie scharf sie die beiden Facetten von Bonnie voneinander trennen kann. In der einen Minuten lässt Bonnie sich noch von ihren Schuldgefühlen tragen, schluchzt leise und blättert mit Tränen in den Augen die liebevollen Nachrichten durch, die Ronald ihr geschrieben hat. Nur Momente später legt sie jedoch einen Schalter um und tut vor ihrem Arbeitskollegen wie die besorgte Freundin, die gern wissen möchte, was mit ihrem Liebhaber geschehen ist. Liza Weil versteht es mittlerweile genau so gut wie Viola Davis, die Emotionen ihrer Figur kurz für den Zuschauer offen zu legen, um sie dann wieder hinter einer Fassade verschwinden zu lassen.

Am Ende erscheint es so, als wäre Nates Verdacht unbegründet, denn die Worte, die Miller am Münztelefon mit Sykes gewechselt hat, lassen auf keine Verschwörung hindeuten. Davon würde ich mich jedoch erst einmal nicht in die Irre führen lassen, denn Ronald kann sich durchaus darüber im Klaren gewesen sein, dass man sein Telefonat abhören würde. Dass er sich also nicht in aller Öffentlichkeit am Telefon für einen Mord bedankt und Nate damit Nachträglich die Berechtigung erteilt, ihn zu Brei zu schlagen, ist nicht überraschend. Dennoch hat Miller sich durch den Kontakt zu Gabriel in dieser Episode erneut verdächtig gemacht. Die Nachricht, die Gabriel ihm hinterlassen hat, klang nicht so, als würden die beiden sich zum ersten Mal unterhalten und lässt den Verdacht aufkommen, dass Ronald Gabriel auf Annalise angesetzt hat. Dass man nun diese Brücke zwischen den beiden Geschichten schlägt und Ronald das Bindeglied zu sein scheint, ist ein cleverer Schachzug.

Mir haben auch die Keating 4 sehr gut gefallen und dass man sie in Bezug auf Ronalds Mörder nicht lange im Dunkeln tappen lässt, ist eine zufriedenstellende Wendung. Es gibt in der Serie bereits genug Geheimnisse, weshalb ich es nur gutheißen kann, dass Asher vor den anderen nicht lange verbergen muss, was er über den Tod von Ronald weiß. Zudem schweißt es die Studenten noch einmal mehr zusammen. Erinnert man sich an den Anfang der Serie zurück, dann wurden sie durch die bedauerlichen Umstände dazu gezwungen zusammenzuarbeiten. Nun ziehen sie jedoch stets an einem Strang und haben eine Freundschaft, die nie stärker war. Außerdem ist es in dieser Staffel eine nette Abwechslung, dass nicht einer der Studenten zum Killer wurde, sondern dass die "Erwachsenen" dieses Mal für ihre Misere verantwortlich sind.

Sam Keatings Son

Genau so, wie man beim Mord an Ronald mit offenen Karten spielt, legt auch Gabriel vor den Studenten offen, was sein Geheimnis ist. Er kann nicht ahnen, dass die anderen bereits wissen, dass er der Sohn von Sam ist, weshalb ich ihm die Offenheit positiv anrechne. Es lässt die bisher eher undurchsichtige Figur um einiges greifbarer erscheinen und zeigt auf, dass Gabriel nicht nur auf der Suche nach den Todesumständen von Sam ist, sondern sich in der Gruppe tatsächlich etablieren möchte.

Dass das Techtelmechtel zwischen Gabriel und Michaela nun erst einmal Geschichte ist, war zu erwarten, doch genau so sehr wie ihr gekränkter Stolz kaufe ich ihm das ehrliche Bedauern ab. Zwar sehe ich die beiden nicht unbedingt als Traumpaar, eine Freundschaft kann ich mir zwischen ihnen aber gut vorstellen. Ganz ähnlich sieht es da bei Gabriel und Laurel aus. Momentan stehen die beiden zwar auf entgegengesetzten Seiten, doch in der Vergangenheit haben sie sehr gut harmoniert. Zudem konnte Karla Souza die Gelegenheit nutzen, um die Zuschauer noch einmal an die tiefen Gefühle zu erinnern, die Laurel für Wes hegte und an ihren Schmerz, als Wes plötzlich aus dem Leben gerissen wurde.

Auch wenn der Besuch von Eve eine nette Abwechslung war, ist für mich noch nicht ganz klar, weshalb sie sich vor all den Jahren mit Frank zusammengetan hat. Wusste sie etwa über Franks Beteiligung beim Tod von Annalises Baby Bescheid? Wie hätte sie ihm sonst eindrücklich vermitteln können, dass er sich zum Wohl von Annalise darum kümmern soll, dass Sam seinem Sohn fernbleibt? Abgesehen von diesen Fragen hat man das Auftauchen von Eve geschickt genutzt, um Annalise aufzuzeigen, dass sie dem Alkohol endgültig den Rücken kehren muss. Die Erkenntnis, dass niemand sie aus der Abwärtsspirale retten kann, da sie sich selbst den Weg bahnen muss, zuerst aber einsehen muss, dass sie niemanden für ihre Fehler verantwortlich machen kann, hätte Annalise sicher nicht ereilt, wenn eine andere Person sie auch noch so sehr mit der Nase darauf gestoßen hätte.

Randnotizen

  • Für ein paar wunderbare Lacher am Rande sorgten dieses Mal Emmett und Tegan. Sowohl ihre Spekulationen über die Anwesenheit von Eve als auch ihre Erkenntnis, dass sie und Annalise zu Collegezeiten ein Paar waren, lockerten die Episode an den richtigen Stellen auf.
  • In der Vergangenheit wurde das Auftauchen von Eve stets von einer bedrückten Stimmung begleitet. Da sie selbst nun aber eine glückliche Beziehung führt, fehlt diese Komponente dieses Mal, was sehr erfrischend ist.
  • Melinda Page Hamilton schlüpfte bereits in #4.15 Nobody Else Is Dying in die Rolle von Special Agent Telesco. Mal sehen, ob sie die restliche Staffel über die Ermittlungen leiten wird.

Fazit

Sehr gut gelingt es dieser Episode, die beiden großen Geschichten dieser Staffel miteinander zu verknüpfen. Außerdem ist es angenehm, die Studenten nicht im Brennpunkt der Mordgeschichte zu erleben.

Marie Florschütz - myFanbase

Die Serie "How to Get Away with Murder" ansehen:


Vorherige Review:
#5.09 Er hat dich und mich verraten
Alle ReviewsNächste Review:
#5.11 Sei du der Märtyrer

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "How to Get Away with Murder" über die Folge #5.10 Niemals die Wahrheit diskutieren.