Bewertung

Review: #5.15 Bitte sag mir, dass nicht noch jemand tot ist

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Wieder ist eine Staffel "How to Get Away with Murder" zu Ende gegangen und wieder einmal beantwortet das Staffelfinale genau so viele Fragen, wie es neu aufwirft. In der letzten Woche habe ich mich noch sehr darüber geärgert, dass man so kurz vor dem Finale noch einmal einen mysteriösen Unbekannten aus dem Hut zaubert und alles auf dem Kopf stellt. Daher war ich endsprechend skeptisch, ob man die losen Fäden in #5.15 Please Say No One Else Is Dead trotzdem auf logische Weise verbinden kann. Das ist der Serie wieder einmal recht gut gelungen, doch so richtig anfreunden konnte ich mich mit der Beteiligung von Xavier Castillo trotzdem nicht.

"I didn't wanna hire her anyway. It was your penis that decided that."

Auf den ersten Blick wirkt es so, als hätte man das Konzept der Staffel mit dem Auftauchen von Xavier auf einen Hieb über den Haufen geworfen. Wir befassten uns zu Beginn von Staffel 5 mit dem Nachhallen von Annalises Sammelklage und der Freilassung von Nate Sr., der zum Gesicht von Annalises Erfolg wurde. Man stellt uns mit Gouverneurin Lynne Birkhead langsam die Gegenspielerin der Staffel vor, rückte von der Sammelklage jedoch immer weiter hab, je näher man dem Herbstfinale kam. Zunächst schienen der Tod von Nate Sr. und der von Ronald in keinem logischen Zusammenhang zu stehen, doch die Serie schaffte es, diese Teilaspekte miteinander zu verbinden und auch Birkhead dabei eine Rolle spielen zu lassen. Zwar gab es lange keinen Beweis, dass sie tatsächlich hinter dem Tod von Nate Sr. steckte, lediglich Nates Strategie zu Vertuschung des Mordes an Ronald hielt die beiden Geschichten für die Beteiligen und den Zuschauer eng beieinander. Nun gelingt es "How to Get Away with Murder", zu bestätigen, dass Nates Verdacht – oder vielleicht eher Hoffnung – die gesamte Zeit über richtig war. Birkhead ist der Big Bad der Staffel, nun ja, zumindest einer davon. Während mir dieser Teil der Episode gut gefallen hat, da man den roten Faden, der sich durch Staffel 5 zieht, deutlich erkennen kann, verstehe ich nicht ganz, warum man nun unbedingt Xavier mit ins Spiel bringen musste. Ja, in Bezug auf Staffel 6 macht es Sinn, hier schon einmal den Weg zu ebnen, dennoch finde ich etwas übertrieben, alles so kompliziert zu machen. Mit dem Gedanken an Staffel 4 und auch Staffel 3, wo die Castillos bereits eine große Rolle gespielt haben, ist es sinnvoll, dies nun in Staffel 5 fortzuführen, doch bereits der Auslöser für den Zwist konnte mich damals nicht so recht überzeugen. Die Wurzel alles Übels scheint Wes zu sein, denn mit seiner Beziehung zu Laurel fing alles an. Nun scheint Xavier sich für die Inhaftierung seines Vaters rächen zu wollen, was ein ziemlich profanes Mittel ist, um ihn in die Geschichte einzubinden.

Mit der Richtung, die diese Handlung genommen hat, bin ich nicht ganz einverstanden, es ist zwar alles logisch, doch irgendwie zu kleingeistig. Xavier macht keinen furchteinflößenden Eindruck, viel mehr ist er die Marionette von Birkhead und wohl auch gleichzeitig die von Jorge. Dieser Eindruck bestätigt sich durch das Gespräch, das Annalise mit Xavier führt, denn auch Annalise ist alles andere als eingeschüchtert. Viola Davis konnte in dieser Szene wiederum wunderbar auffahren und unter Beweis stellen, was für eine großartige Schauspielerin sie ist. Mit einem Blick aus Eis und zu ihrer vollen Größe aufgerichtet, war Annalise genau der Fels in der Brandung, den sie für ihre Freunde und die Studenten schon lange darstellt.

Es gab in diesem Staffelfinale einige Wendungen, die man nicht unbedingt kommen sah. So stellt sich heraus, dass Ronald tatsächlich der gute Mensch ist, für den wir ihn die meiste Zeit über gehalten haben. Genau wie Nate Sr. ist er zum Kollateralschaden geworden und das, weil Menschen wie Birkhead und Xavier unbedingt einen Feldzug gegen Annalise führen müssen. Zwar wurde Ronald am Ende von Nate und Bonnie aus dem Weg geräumt, ich wage jedoch den Verdacht, dass Xavier das früher oder später selbst bewerkstelligt hätte. Die tragische Erkenntnis über Ronalds Unschuld bleibt jedoch ein Geheimnis, in das nicht jeder eingeweiht wird. Für den Seelenfrieden von Bonnie und Nate heiße ich es gut, dass sie in dem Glauben gelassen werden, dass Ronald mit Nate Seniors tut zu tun hatte. Man gibt Bonnie damit die Chance, ihre Trauer hinter sich zu lassen, auch wenn man durch die Flashbacks jetzt noch einmal betont hat, wie tief die Liebe zwischen ihr und Ronald tatsächlich war. Nate hingegen hat in dieser Staffel immer wieder bewiesen, dass er leicht auf die gewalttätige Schiene abrutscht und ich frage mich, ob er am Ende der Serie im Gefängnis landen wird.

Durch Xavier rückt die Familie Castillo in den Vordergrund der Serie und dort scheint sie auch in Staffel 6 zu bleiben. Mit dem plötzlichen Verschwinden von Laurel und Christopher hält man sich einige Türen offen. Wurden die beiden gekidnappt? Sind sie mit der Hilfe des FBI in den Zeugenschutz gegangen? Oder hat Laurel auf eigene Faust die Flucht ergriffen? Es gibt viele Fragen, auf deren Antworten wir jedoch bis Staffel 6 – die zu diesem Zeitpunkt noch nicht bestellt wurde – warten müssen.

"Choose Annalise or choose your mother."

Während das Geschehen zwischen den Erwachsenen ziemlich rasant erschien, gefiel mir die Einheit, die die Studenten gebildet haben. Sie haben bereits viel miteinander durchgestanden und sind dadurch zu wahren Freunden geworden. In der Hektik rund um Annalise waren sie dieses Mal eine Art ruhender Pol.

Was Gabriel angeht, hätte ich mir von Staffel 5 etwas mehr erwartet. Weder die Geschichten zu seiner Zusammenarbeit mit Ronald noch die Suche nach Antworten zu Sams Tod hatten wirklich Raum um sich zu entfalten. Durch seine Verbundenheit mit Michaela gelingt es zwar, dass er einem nicht mehr ganz so fremd ist wie zu Beginn der Staffel, trotzdem ist Gabriel noch weit davon entfernt, dem Zuschauer etwas zu bedeuten.

"Annalise, you've done so much to protect me, so I just wanna say thank you."

Tegan und Emmett gehörten in dieser Staffel zum Hauptcast und mit ihrem Werdegang bin ich eigentlich ganz zufrieden. Natürlich waren sie nicht so stark involviert wie manch andere Figur, dennoch waren sie zum Ende hin stets mitten im Geschehen. Tegan ist für Annalise zu einer neuen Vertrauten geworden und die beiden Frauen scheinen sich aufeinander verlassen zu können. Es ist beruhigend, dass trotz der vielen Morde und Straftaten auch so etwas simples wie Freundschaft für Annalise möglich ist. Ähnlich sieht es mit Emmett aus. Auch jener hat sich Annalise gegenüber als loyal erwiesen. Eine Liebesgeschichte zwischen ihm und Annalise konnte ich mir nie recht vorstellen – da wäre ich der Variante von Annalise und Tegan offenen gegenüber. In Sachen Emmett überrascht man uns noch mit einem großen Cliffhanger, als wir ihn zum Schluss nach Luft ringend am Boden liegen sehen. Alles deutet darauf hin, dass sein Drink vergiftet war, mit den Worten von Birkhead im Hinterkopf kann man nun grübeln, was dies zu bedeuten hat. Haben die Gouverneurin und Xavier das eingefädelt, um Emmett alles anzuhängen und ihn gleichzeitig aus dem Weg zu räumen oder steckt noch etwas anderes dahinter?

Randnotizen

  • Es gab so einige kurze Flashbacks, durch die man der Episode zusätzlich Tempo verliehen hat.
  • Bisher wurde es nicht ausgesprochen, nun wissen wir aber, dass Laurel ihre Mutter in #4.15 Nobody Else Is Dying nicht getötet hat.
  • Auch Michaela scheint in Staffel 6 einen eigenen Handlungsbogen zu bekommen. Ob ihr Vater ein ehemaliger Klient von Annalise ist?
  • Obwohl sie suspendiert wurde, holt Claire Telesco noch zu einem Schlag gegen Gabriel und/ oder Annalise aus, indem sie Vivian anruft. Ich bin gespannt, was sie ihr zu sagen hat und ob wir Vivian in Staffel 6 kennenlernen werden.

Fazit

Durch die vielen kleinen Flashbacks zeigt man dem Zuschauer, was sich in Staffel 5 alles ohne unser Wissen zugetragen hat. Auf diese Weise gelingt es, Licht ins Dunkel zu bringen und den Hintergrund von Nate Seniors Tod genau zu beleuchten. Und obwohl alles zusammen zu passen scheint, bin ich doch nicht ganz zufrieden mit der Erklärung, dass die Castillos bei allem ihre Finger im Spiel gehabt haben sollen. Zu plötzlich kommt diese Wendung daher, weshalb es nicht leichtfällt, sich darauf einzulassen.

Marie Florschütz - myFanbase

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