Bewertung

Review: #6.13 Ein DNA-Test bringt die Wahrheit

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Das Serienfinale rückt immer näher und mittlerweile sind wir an einem Punkt angekommen, an dem man als Zuschauer gern ein paar brennende Fragen beantwortet hätte, damit man die Geschichte nach dem Finale, bis zu dem es nur noch zwei Wochen sind, mit einem Nicken abschließen kann. #6.13 What If Sam asn't the Bad Guy This Whole Time? kratzt bei diesem Versuch allerdings nur an der Oberfläche und fördert durch den Fokus auf Sam und Hannah nur noch weitere Fragen ans Tageslicht. Zum einen mag es sein, dass die Involvierung Hannahs am Ende befriedigend die Hetzjagd auf Annalise erklären kann, zum anderen bleiben aber auch viele Puzzleteile – wie die Bedeutung Gabriels, der Bezug zu den Castillos oder die Motive von Birkhead – weiterhin im Dunklen, was durchaus zu etwas Zähneknirschen führt.

"What if Sam wasn't the bad guy this whole time?"

Ein Element dieser Episode war eine Reise in die Vergangenheit, zurück zu einem Zeitpunkt, den wir zuletzt in #5.09 He Betrayed Us Both besucht haben. Während ich nachvollziehen kann, dass diese Flashbacks nützlich waren, um Sams eigene Zerbrechlichkeit in Szene zu setzen, haben sie mir in Bezug auf Vivian und Gabriel leider gar nichts gebracht. Daher finde ich es sehr schade, dass man so kurz vor dem Ende so viel Zeit mit Sams Seitensprung verbracht hat, der am Ende ja doch scheinbar belanglos war, weil Sam weder Teil von Gabriels Leben wurde, noch von Vivian irgendeine erwähnenswerte Reaktion darauf kam, dass sie wieder wie eine heiße Kartoffel fallengelassen wurde. Auch verstehe ich Sams Beweggründe nicht ganz, dann doch bei Annalise zu bleiben, bei der er sich scheinbar nicht wohl zu fühlen scheint. Ist es eine Art Co-Abhängigkeit? Braucht Sam jemanden, der zu ihm steht, den er aber gleichzeitig kontrollieren kann? Aber wenn dies so ist, weshalb hat Annalise dann nicht mehr Einblick in ihren Ehemann gehabt, obwohl sie doch wohl erfahren wollte, wodurch er sich als gebrochen bezeichnet? Leider bezweifle ich, dass hier noch ausreichend Antworten auf uns warten werden.

Um einiges besser gefallen hat mir die Wendung, dass auch Sam nicht als manipulatives Monster geboren wurde, sondern selbst durch Missbrauch dazu geworden ist. Zwar ist es reichlich spät in der Geschichte, diesen Schritt zu tun, dennoch befürworte ich es gern, diesem sonst stets nur schwarz-weiß-gezeichneten Charakter etwas mehr Farbe zu verleihen. Mit Hannah als Übeltäterin bin ich dabei auch einverstanden, da wir sie als sehr rachsüchtige Figur kennengelernt haben. Auch die Erklärung, dass sie hinter allem steckt, was Annalise nun vorgeworfen wird, ergibt Sinn, allein die Dimensionen – denken wir an die Gouverneurin und die Familie von Laurel – scheinen da momentan nicht ins Bild zu passen.

Was die Frucht der Bruder-Schwester-Beziehung angeht, so hätte ich nicht überraschter sein können. Einerseits wirkt es natürlich überspitzt, den Missbrauch, den Sam durch seine ältere Schwester erfahren hat, gleich noch mit einem durch Inzest entstandenen Kind zu krönen, andererseits erklärt die Offenbarung, dass es sich bei dem Kind um Frank handelt, einige Beweggründe Sams (mal angenommen er wusste, dass er Franks Vater ist). So würde dies erklären, warum Sam Frank unter seine Fittiche genommen hat und auch, weshalb er ihn von Bonnie fernhielt. Nicht ganz schlüssig ist allerdings, dass Sam seinen eigenen Sohn zum Mord anstiftete, da würde für mich die Theorie eher passen, dass Sam dachte, Frank sei Hannahs Sohn, ohne zu wissen, wer der Vater ist. Wie dem auch sei, ich bin recht angetan davon, was für einem moralischen Abgrund Frank nun gegenübersteht. Als Sohn von Sam hat er in #2.15 Anna Mae den Tod seines Halbbruders bei Annalises Unfall verursacht, Gabriel als seinem weiteren Halbbruder in #6.09 Are You the Mole? den Tod angedroht und einen weiteren Halbbruder in #1.15 It's All My Fault umgebracht, indem er die schwangere Lila tötete. Bei dieser Erkenntnis muss man erst einmal schlucken. Ich bin sehr gespannt darauf, wie Frank auf diese Entdeckung reagieren wird und was sie für seine Figur in den letzten beiden Episoden bedeuten wird.

Am Rande des Geschehens haben wir noch das FBI in Form von Agent Lanford. Der setzt auf der einen Seite Michaela, Connor und Oliver massiv unter Druck, auf der anderen Seite deckt er durch das Zutun Nates auf, dass Sara Gordon/ Agentin Paulick für Xavier gearbeitet hat. Es ist etwas schade, dass die Studenten so in den Hintergrund rücken und dass sie sich dermaßen von Lanford einschüchtern lassen. Dass Connor sich auf einen neuen Deal eingelassen hat, war abzusehen, da Lanford mit Oliver ein gutes Druckmittel in der Hand hat. Wie wahrscheinlich ist es, dass auch Michaela eingebrochen ist und es nicht zugeben wollte? Andererseits haben wir da Nate, der vollkommen autark handelt und sich von niemandem in die Karten schauen lässt. Sein ganzes Auftreten erweckt bei mir keinerlei Interesse, man hat in den vergangenen sechs Jahren einfach zu wenig in ihn investiert und häufig wurde Nate Kollateralschaden, weshalb ich nicht ernsthaft um ihn bangen kann. Außerdem finde ich es befremdlich, wie sicher Nate sich gegenüber dem FBI gibt und wie überlegen er gegenüber Lanford wirkt. Das ist weder rund erzählt, noch macht es Sinn, dass Lanford sich einfach so der Hetzjagd auf Annalise hingibt, ohne dabei eine persönliche Vendetta zu verfolgen.

Kurze Eindrücke

  • Die letzte Szene mit Annalise und Sam hat mir schauspielerisch sehr gut gefallen. Sowohl Viola Davis als auch Tom Verica konnten den Schmerz ihrer Figur ergreifend darstellen.
  • Warum bekommt eigentlich nur Viola Davis ordentliche Perücken? Bonnie und Frank sahen im Flashback einfach grauenvoll aus.
  • Auch wenn ich Gabriel und Vivian insgesamt nicht viel abgewinnen kann und sie eher wie Fremdkörper als Teile des Puzzles wirken, haben mir die Mutter-Sohn-Szenen dieses Mal recht gut gefallen.

Fazit

Die letzte Episode drehte sich ganz um Annalise und die Abwendung der Todesstrafe. Auch dieses Mal ist die Klage gegen sie Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, aber man rollt die Episode von einem ganz anderen Ende auf und befasst sich nicht mit der Frage, was noch geschehen wird, sondern wie es überhaupt zu allem kam. An sich bietet man damit einen sehr interessanten Ansatz, der durchaus zu einem runden Ende führen kann und einen schönen Bogen zurück zum Beginn der Serie schlagen könnte. Allerdings fügen sich so einige Aspekte nicht nahtlos in den Erzählfluss der Episode ein.

Marie Florschütz - myFanbase

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