Bewertung

Review: #1.06 9:02

Raketen am Himmel über Jericho!

Das Ende der letzten Folge hatte sich ordentlich gewaschen und ich war Feuer und Flamme für diese Episode. Schließlich ließ der Cliffhanger uns mit vielen Fragen zurück, angeführt von der Frage, was die Raketen zu bedeuten haben. Krieg? Eine Invasion? "Krieg" war das erste Wort, das im Getümmel der schockierten "Jerikanern" rauszuhören war. Doch was mich viel mehr interessiert hat, war die Frage, wie die Bevölkerung von Jericho nun reagieren wird. Bricht ein großes Chaos aus? Gibt es große Veränderungen? Dominiert nun die Angst?

Leider Gottes fiel mir nach dieser Folge nur ein Wort ein: Enttäuschung. Bereits nach wenigen Minuten machte sich diese breit, als auf dem Bilderschirm nach dem vielversprechenden Opener die Wörter "Zwei Wochen später" erschienen. Von den Auswirkungen des Cliffhangers war so gut wie nichts zu merken und man hätte meinen können, dass nichts geschehen ist. Keine großen Veränderungen, kaum bemerkbare Ängste oder Unsicherheiten. Das eigenen Land befindet sich womöglich im Krieg und die Sorgen der "Jerikaner" liegen in ihren Maisfeldern und Pferden…

Erntehelfer

Wie bereits gesagt, wurden nicht die Auswirkungen der Raketen thematisiert, sondern einige mittelinteressanten Geschichten. So hatte unser Farmer Stanley ein wenig mehr Screentime, der sich Sorgen um seine Maisernte macht. Natürlich ist das schlimm für einen Farmer, vor allem wenn man bedenkt, in welcher Situation er (und jeder andere Bürger von Jericho) zur Zeit steckt. Allerdings kam er in dieser Folge ungewohnt unsympathisch herüber, speziell als er seinen besten Freund Eric beschuldigt, ein schlechter Freund zu sein, nur weil dieser seinen Job erledigen und bei ihm nach Gracies verschwundenen Pestiziden schauen musste. Auch war er alles andere als erträglich, als er Johnston und Gail, besuchte, weshalb ich ihn in dieser Folge sogar ein wenig nervig fand. Seine Reaktion darauf, als er erfuhr, dass er seine Ernte teilen soll, war natürlich verständlich, da er sich und seine Schwester verpflegen muss. Dennoch muss man in einer Situation, wie in einer solchen, in der Jericho steckt, etwas kooperativer sein und auch an andere denken.

Darüber sollte im Übrigen auch mal Gracie nachdenken, die sich mittlerweile zu einer richtig unsympathischen Figur mausert und den Spruch "Liebe deinen Nächsten" wohl noch nie gehört hat. Andererseits kann sie einem auch Leid tun, da sie ziemlich wenig Freunde zu haben scheint, obwohl sie, was ihre gemeinsamen Szenen mit Dale zeigen, auch eine liebe Dame sein kann. Letztlich hat sich dann doch jeder am Riemen gerissen und Stanley dabei geholfen, sein Feld abzuernten. Vielleicht werden sich die Bürger Jerichos langsam bewusst, dass sie zusammenhalten müssen. Doch das wäre ja mit der Zeit langweilig…

Mich hat weniger Stanleys Sorgen um seinen Mais interessiert, als ihn in Interaktion mit Mimi zu sehen. Mir gefällt ihr Umgangston miteinander, da ich es gerne habe, wenn es in einer Serie zwei grundverschiedene Charaktere gibt, die sich ab und an gerne einmal necken. Natürlich laufen solche Charakterkonstellationen oftmals auf etwas mehr hinaus, sodass es mich nicht wundern würde, wenn Stanley und Mimi früher oder später ein Paar werden.

Alte Bekannte

Die andere große Hauptstory hatte in dieser Folge erneut Jake und wir erfahren, was in der Vergangenheit vorgefallen ist. Wobei das falsch ausgedrückt ist. Wir erfahren nicht was vorgefallen ist, sondern das etwas vorgefallen ist. Etwas, was anscheinend sogar Todesopfer gefordert hat und in Verbindung mit Jakes altem Bekannten Mitch steht. Offenbar hat er in seiner Jugend regelmäßig zusammen mit Mitch weniger legale Sachen getrieben, wie beispielsweise Leute ausgeraubt. Mitch scheint jedenfalls ein ziemlich manipulativer Kerl zu sein, der für einigen Ärger in Jericho hätte sorgen können. Hätte. Denn so wie es aussieht, wird er bereits nach dieser Folge keinen Ärger mehr machen. Mir fehlt in der Serie noch ein eindeutiger Bösewicht, der in Jericho für Unruhe sorgt. Außerdem bin ich mit dem Charakter Jake noch immer nicht so ganz zufrieden. Offenbar scheint er ja eine bewegte Vergangenheit hinter sich zu haben, weshalb er Jericho verlassen hat. Er scheint nach Robert eine der geheimnisvollsten Charaktere der Serie zu sein. Viel Licht wird in seine Vergangenheit allerdings noch nicht gebracht. Solche Storys, wie in dieser Folge, weisen zwar dezent darauf hin, dass Jake wohl nicht gerade der nette Junge von nebenan war, aber das kommt alles andere als überraschend. Mal schauen, was noch kommt.

Familiengeheimnisse

Ein Lichtblick in dieser Folge war erneut Robert, dessen Charakter immer mehr Geheimnisse aufweist. So wie es aussieht, war Robert sehr selten daheim und viel auf Reisen, was erklären würde, dass er nicht auf dem Familienfoto zu sehen war. Sehr spannend natürlich auch, dass er alles dafür tut, dass sein Geheimnis nicht auffliegt. Des weiteren hat mir gefallen, dass man uns eine Szene zwischen Robert und seiner Tochter geliefert hatte. Robert wirkte ja besonders im Kreise seiner Familie ziemlich bedrohlich, streng und alles andere als sympathisch. Deshalb hatte ich mir schon das Schlimmste ausgemalt, als er seine Tochter dabei erwischt hat, wie sie heimlich in seinem "Büro" herumgeschnüffelt hat. Doch als er sie ertappte, war er sogar relativ gelassen und stand seiner Tochter Rede und Antwort, wobei die Antworten natürlich sehr sporadisch und oberflächlich waren, sodass es noch immer viel zum Grübeln gibt. Und Roberts Anmerkung, seine Tochter solle das Schießen üben, weil sie es noch brauchen wird, lässt nichts Gutes erahnen.

Sonstiges in Jericho

Neben den Storys um Stanley, Jake und Robert ist noch das Gespräch zwischen Mary und Eric erwähnenswert. Wir wussten zwar, dass Eric und April alles andere als eine harmonische Ehe führen, aber dass Eric bereits eine Affäre mit der Wirtin Mary hat, kam relativ überraschend und wird sicher noch für Zündstoff sorgen.

Dabei scheint eine Beziehung gerade neu aufzublühen, wenn auch (zunächst?) nur auf freundschaftlicher Basis. Die Rede ist von Dale und Skylar. Es ist schön zu sehen, dass sich zwischen den beiden mittlerweile eine gute Freundschaft entwickelt hat, auch wenn sich Dale dessen wahrscheinlich noch gar nicht wirklich bewusst ist. Die Szene, in der Skylar verzweifelt versucht, Dale aus dem Gefängnis zu holen, hat auf jeden Fall gezeigt, dass Dale Skylar mittlerweile etwas bedeutet.

Fazit

Leider bin ich von dieser Folge relativ enttäuscht und würde sagen, dass das die bisher Schwächste der Serie war. Teilweise hatte man das Gefühl, in einer x-beliebigen Dramaserie zu stecken, die das Leben x-beliebiger Bürger einer x-beliebigen Stadt zeigt, da der Anschlag und vor allem die Tatsache, dass im eigenen Land offenbar Krieg herrscht, in dieser Folge fast gar nicht thematisiert wurde und somit das tolle Flair, das "Jericho" bisher so ausgezeichnet hatte, diesmal nicht vorhanden war. Gerade letzteres ist schade, da in dem Cliffhanger der letzten Folge enorm viel Potential für eine gute Episode steckte. Und dieses Potential hätte auch genutzt werden können, hätte man die direkten Auswirkungen des Cliffhangers auch gezeigt und nicht einfach diese wichtigen Szenen mittels eines kleinen Zeitsprunges weggelassen. Da haben es sich die Autoren zu einfach gemacht. Weil mich auch die restlichen Geschichten nur bedingt interessiert haben, springen diesmal nicht mehr als fünf Punkte heraus.

Manuel H. - myFanbase

Die Serie "Jericho - Der Anschlag" ansehen:


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