Review: #4.06 Der Mann ohne Fuß
So richtig will diese vierte Staffel von "Justified" irgendwie nicht an Fahrt aufnehmen. Nach einem soliden Start, der interessante Entwicklungen an verschiedenen Fronten versprach, versumpfen die diversen Storylines gerade ein bisschen im Nirgendwo oder drehen sich im Kreise. Auch diese Episode treibt die Drew-Thompson-Suche nicht konsequent genug voran und verliert sich letztlich in zu vielen Subplots, die verhindern, dass eine wirklich stringente Erzählstruktur aufrecht erhalten werden kann. Schlecht ist diese Folge zwar keinesfalls, doch markiert sie einen kleinen Tiefpunkt in dieser noch nicht ganz ausgereiften Season.
Die große Suche nach dem ominösen Drew Thompson geht also weiter und führt sowohl Raylan als auch Boyd quer durch Harlan County. Raylan versucht über Roz weitere Informationen über Josiahs Aufenthaltsort zu erfahren, da er hofft, dieser könne ihm wiederum mit Drew helfen. Boyd hingegen versucht es mit der Hau-drauf-Methode und klappert aufgrund von Marys spärlichem Hinweis in der letzten Episode sämtliche potentiellen Drews in Clover Hill ab. Keiner von beiden hat allerdings wirklich viel Erfolg und so erweist sich die gesamte Sucherei auch als recht unspektakulär. Was hier über die Ereignislosigkeit hinwegtröstet, ist nur die wirklich tolle Chemie zwischen Timothy Olyphant und Jim Beaver, den zwei alten "Deadwood"-Kollegen, die sich als Raylan und Shelby zunächst Misstrauen und schließlich Respekt entgegenbringen und ein sympathisches Team abgeben. Dass sich dann ausgerechnet Boyds Anwältin Sonya Gable (im Auftrag von Theo Tonin) als Drahtzieherin hinter Josiahs Entführung entpuppt, bietet durchaus eine kleine Überraschung, doch der Showdown zwischen Raylan, Shelby und Sonyas Gehilfen ist letztlich etwas fade.
Auch der Subplot rund um Colt und seine Drogenabhängigkeit ist nicht das Gelbe vom Ei. Dass Colt eine tickende Zeitbombe ist, war von Anfang an klar, doch nun da er wegen Ellen May unter Druck steht und anscheinend auch heroinsüchtig ist, wird erst deutlich, zu welch extremer Gewalt dieser Mann fähig ist. Wirklich originell ist das Thema des rasenden Junkies allerdings nicht und es wird auch nicht wirklich spannend umgesetzt. Einzig am Ende, als Johnny und Colt Teris Freier Max aufsuchen und es ironischerweise ausgerechnet Colt ist, der Max für eine Untat zusammenschlägt, die er selbst begangen hat, hält man schon mal kurz die Luft an. Colt ist so blind vor Rage, dass er Max fast totschlägt, und Johnnys Blick lässt vermuten, dass ihm sehr wohl bewusst geworden ist, dass Colt ein unkontrollierbares Gemüt hat. Vermutlich wird da mit Colt noch einiges auf uns zukommen.
In Verbindung zu Colt steht auch der dritte Subplot mit Tim, der eigentlich insgesamt sinnfrei ist. Natürlich ist es schön, mehr von den Nebendarstellern und insbesondere Jacob Pitts zu sehen, doch integriert sich die Story um Tims Kumpel Mark überhaupt nicht in den Rest der Episode. Es ist klar, dass es "Justified" mit seinem relativen großen Cast und diversen Nebendarstellern nicht immer einfach hat, all diese in das große Ganze miteinzubeziehen, doch wissen wir aus den ersten drei Staffeln, dass die Serie das sehr wohl kann und weitaus besser als hier. Der Showdown zwischen Tim, Mark und dem Dealer ist nämlich gähnend langweilig.
Und so bleibt noch die letzte und eigentlich wichtigste Entwicklung in dieser Folge: Ava und Boyd. Bedenkt man, dass Ava zu Beginn der Serie noch Raylans Liebhaberin war und im Übrigen auch ohne mit der Wimper zu zucken Boyd erschossen hätte, und Boyd als Neonazi mit biblischer Anhängerschaft sein Unwesen trieb, kommt man nicht drum herum, den Machern zu einer gelungenen Charakterentwicklung bezüglich Ava und Boyd zu gratulieren. Auf dem Papier macht es vielleicht nicht viel Sinn, wenn man die turbulente Historie der zwei überdenkt, doch auf dem Bildschirm funktioniert die Beziehung zwischen Ava und Boyd nicht zuletzt deswegen so gut, weil Joelle Carter und Walton Goggins so phänomenal harmonieren. Als gleichwertige Partner sowohl privat als auch in ihren kriminellen Machenschaften sind die beiden eine Konstante im Leben des jeweils anderen, und wie sich herausstellt, ist die gemeinsame Zukunft mit Ava Boyds fundamentale Antriebskraft. So ist der Heiratsantrag, wenn auch etwas kitschig, nur die logische Konsequenz in dieser Beziehung und ein wahnsinnig schöner Moment.
Nichtsdestotrotz ist #4.06 Foot Chase insgesamt – trotz einiger guter Szenen – eine unausgegorene Episode, die in ihrem erzählerischen Aufbau viel zu konfus ist und mit ihren diversen Subplots kein kohärentes Ganzes schaffen kann. Man darf nur hoffen, dass mit der kommenden Episode, die die zweite Staffelhälfte einläuten wird, endlich mal das Tempo angezogen wird und "Justified" an seine Hochzeiten aus Staffel 2 und 3 anknüpfen kann. Bisher hat man als Zuschauer noch zu sehr das Gefühl, dass die Entwicklungen hinausgezögert werden, und das nimmt der Story einfach die Spannung.
Maria Gruber - myFanbase
Die Serie "Justified" ansehen:
Vorherige Review: #4.05 In den Hügeln | Alle Reviews | Nächste Review: #4.07 Spiele der Reichen |
Diskussion zu dieser Episode
Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Justified" über die Folge #4.06 Der Mann ohne Fuß diskutieren.
Informationen zur Episode
Englischer Titel: Foot ChaseErstausstrahlung (US): 12.02.2013
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Peter Werner
Drehbuch: Dave Andron & Ingrid Escajeda
Links
Jetzt ansehen/bestellen
Episode jetzt bei Apple TV+
ansehen
Episode jetzt bei Amazon.de
ansehen
DVD jetzt bei Amazon.de
bestellen
Blu-ray jetzt bei Amazon.de
bestellen
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
22.11.2024 21:56 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Hat schon jemand reingeschaut? Bin akutell bei Folge 1... mehr
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr