Bewertung

Review: #1.06 Halbe Wahrheiten

Wenn es in der himmlischen Bürokratie eine Liste der unangenehmsten, peinlichsten und lästigsten Situationen, in die ein Mensch stolpern kann, gibt, dann hat Cate dieser nun einen neuen Punkt hinzugefügt: als sie frühmorgens ins Badezimmer wankt, um sich für eine Runde morgendlichen Sex mit ihrem Verlobten zu präparieren, steht sie plötzlich ihrem Ex-Freund gegenüber, der gerade seine Blase entleert.

Im Vergleich zur vorherigen Episode ist wieder eine deutliche Steigerung zu erkennen - und das nicht nur wegen Cates morgendlichem Badezimmerschock. Statt Teenager-Klischees, wie sie zuletzt etwas unangenehm auffielen, gibt es diesmal einige überraschende Momente und viel gut inszeniertes Drama. Dass Cate und Ryan noch Probleme mit ihrer Radioshow bekommen würden, war zwar klar, doch entwickelt sich die ganze Angelegenheit durchaus überraschend. Der Gedanke, dass Baze als Gastmoderator auftreten könnte, wäre mir nie gekommen, doch genau diese Maßnahme rettet Cate und Ryan vorerst den gemeinsamen Job. Nachdem sich die erste Aufregung über die enthüllten Wahrheiten gelegt hat, herrscht zu Beginn dieser Episode unter den Hörern der Show nämlich vor allem eines: Verwirrung. Vieles von dem, was die Fans bisher über das Moderatorenduo zu wissen glaubten, hat sich als unwahr herausgestellt. So sind sich die meisten Zuhörer nicht mehr sicher, was sie nun von Cate und Ryan halten sollen.

Besonders Cate wirkt irritierend auf die Zuhörerschaft, hat sie doch plötzlich einen Verlobten, eine Tochter und einen gewissen Baze, über den sie andauernd spricht. So trifft Cates und Ryans Oberchefin Trina, die ganz offensichtlich noch nie ein Fan von Cate war, die Entscheidung, Baze in die Sendung zu holen, damit die Hörer ihn kennen lernen können. Der verbale Schlagabtausch, der sich dabei zwischen Baze und Cate entwickelt, begeistert die Hörer, erinnert er doch an die Zeit, als zwischen Cate und Ryan eine so streitlustige, sexuell aufgeladene Spannung herrschte, oder zumindest zu herrschen schien. Die Fans schließen Cate wieder ins Herz, da sie erfahren, dass die attraktive Moderatorin früher eine eher unbeholfene Streberin war, was doch eine liebenswerte neue Erkenntnis ist.

Verständlicherweise gefällt es Ryan überhaupt nicht, dass Baze eine so dominante Rolle in seinem und Cates Leben einnimmt. Für Ryan ist Baze so etwas wie ein – Achtung, hochintelligentes Wortspiel - Bazillus, der aus dem Nichts aufgetaucht ist und sich nun überall festsetzt. Zudem wird Ryan mehr und mehr bewusst, dass in jüngster Zeit etwas zwischen Cate und Baze vorgefallen ist, und fordert Antworten von Cate. Dies entwickelt sich hochinteressant, denn Lux stolpert zur gleichen Zeit in eine vergleichbare Situation.

Um ihren Freund Bug vor dem Gefängnis zu bewahren, sucht Lux den Kontakt zu Jones und gewährt dem Jungen aus gutem Hause einen Einblick in das Leben derer, die nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurden. Jones ist berührt und küsst Lux aus heiterem Himmel. Obwohl Lux Angst davor hat, dies dem ohnehin schon extrem eifersüchtigen Bug zu erzählen, tut sie es doch. Es kommt zur Trennung, da Bug nicht länger Lux' neuem, besserem Leben im Wege stehen will. Cate wiederum will Ryan ebenfalls die Wahrheit sagen und ihm beichten, dass sie und Baze vor kurzem miteinander geschlafen haben, doch sie bringt es nicht über sich und schreibt sich stattdessen Lux' Erlebnis auf den Leib. Sie behauptet, Baze hätte sie spontan gegen ihren Willen geküsst. Mehr sei nicht passiert. Lux muss also für ihre Ehrlichkeit mit dem Verlust ihres Freundes büßen, während Cate durch ihre Unehrlichkeit ihren Verlobten vorerst behält. Cate ist sich allerdings sehr bewusst, wie wenig sie sich gerade mit Ruhm bekleckert. Ich finde, das ist gutes Drama mit einer richtig schönen Portion Ironie.

Die Eindrücke, die wir von Jones gewinnen, bleiben ambivalent. Es gibt einige Momente, in denen sein Interesse an Lux aufrichtig scheint und sich bei ihm ein guter Charakter andeutet, doch sein vorschneller Kuss und auch sein Verhalten, wenn seine Freunde dabei sind, gereichen ihm nicht unbedingt zum Vorteil. Hier zeigen sich natürlich auch einige Parallelen zur Vergangenheit von Cate und Baze, denn auf der Highschool war Baze - wie Jones - ein Star, während Cate sich wie Lux eher am Rande der Highschoolgesellschaft bewegte. Lux ist zwar kein Bücherwurm wie ihre Mutter einer war, aber dafür die "Asoziale" der Schule.

Ich freue mich wieder sehr auf die nächste Episode, so dass ich ganz spontan einfach mal 9 Punkte vergebe.

Maret Hosemann - myFanbase

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