Bewertung

Review: #2.04 Teamgeist

Nach dem Wiedersehen mit Jones in der vergangenen Folge erleben wir auch in dieser Episode, die ich als bisher beste der zweiten Staffel betrachte, die Rückkehr zweier vertrauter Gesichter: Tasha ist wieder in Portland, was auch einen Auftritt von Fern mit sich bringt.

Tashas Rückkehr ist ein guter Schritt, der sich positiv auf Lux' Storylines auswirkt. Nicht nur, dass Lux mit Tasha wieder eine gleichaltrige, weibliche Vertraute an ihrer Seite hat, mit der sie reden und viel unternehmen kann, erfahren wir auch wieder mehr aus Lux' Vergangenheit, was nach wie vor ein spannendes Themenfeld ist. Bei Valerie, der Pflegemutter, dank der Tasha wieder in Portland ist, war Lux einige Jahre zuvor ebenfalls untergebracht und scheint dort zeitweise richtig glücklich gewesen zu sein. Dann ist jedoch irgendetwas geschehen, das Lux nur ausweichend als "schlecht" bezeichnet. Am Ende der Folge lässt Valerie Lux einen Brief zukommen, den sie mit "Mom" unterzeichnet hat und in welchem sie schreibt, dass sie Lux liebt. Lux reagiert sehr emotional und zerreißt die Nachricht weinend. Was hat das alles zu bedeuten? Was hat Lux von dieser Frau, die offenbar wie eine Mutter für sie war, entfremdet? Weswegen wollte Lux, dass Tasha dort so schnell wie möglich auszieht? Ich bin wirklich sehr gespannt, ob wir darüber in Zukunft noch mehr erfahren. Auf jeden Fall ist Lux' Vergangenheit nach wie vor ein düsterer Schatten, der in den Ecken dieser Serie lauert und in kluger Dosierung immer mal wieder für bewegende, schockierende und sozialkritische Momente sorgt.

Zwischen Cate und Ryan kommt derweil nicht überraschend das Thema Kinder auf. Ryan, von dem wir bereits wissen, wie wichtig es ihm ist, dass er, Cate und Lux eine Familie sind, will eigene Kinder mit Cate, die jedoch so ihre Probleme mit dem Gedanken an weiteren Nachwuchs hat. Dieser Konflikt hat sich schon länger angedeutet. Für Cate war ihre erste Schwangerschaft eine nahezu traumatische Erfahrung, geprägt von Hilflosigkeit, Angst und Einsamkeit. Natürlich ist sie jetzt erwachsen und verheiratet, doch damit sind die bösen Erinnerungen nicht automatisch ausradiert. Hinzukommt, dass Cate noch dabei ist, sich in ihre Mutterrolle für Lux einzufinden. Als Zuschauer traut man ihr daher auch nicht so recht zu, jetzt schon ein Baby zu bekommen, während Ryan sich bislang als absolut reif für die Vaterrolle erwiesen hat. Kann das gut gehen? Ryan hat eigentlich keinen Zweifel daran gelassen, dass er, der bislang schon viele Kompromisse eingehen und nachsichtig mit Cate sein musste, beim Thema Kinder keinen Spass versteht, was ihm durchaus zusteht. Andererseits kann sich Cate schlecht zum Brutkasten auf zwei Beinen machen lassen, um Ryan zu halten, sondern muss die Kinder auch selbst wollen, sonst hätte das mit Familienglück wenig zu tun. Ihre Entscheidung, weiter heimlich die Pille zu nehmen, könnte also durchaus zum Ende der Ehe führen, sollte Ryan davon erfahren. Hier ergibt sich wirklich ein ebenso heikles wie authentisches Problemfeld.

Eine große Mitschuld daran, dass bei Cate und Ryan die Babydebatte akut wird, trägt Kelly, die ihren keuschen Schnabel nicht halten kann. Cate versucht sich durch einen feucht-fröhlichen Mädelsabend mit Kelly anzufreunden, was auch zu funktionieren scheint, bis Kelly am nächsten Morgen Live auf Sendung die Geheimnisse, die Cate ihr in Champagnerlaune anvertraut hat, ausplaudert. Läge die Wisteria Lane der "Desperate Housewives" in Portland, wäre Ryans und Kellys Radioshow dort spätestens ab jetzt morgendliches Pflichtprogramm. Dabei wird nicht unbedingt klar, ob Kellys Mangel an Diskretion wirklich Kalkül ist und mit bewusster Hinterhältigkeit erklärt werden muss, oder ob Kelly ganz einfach keine Erfahrung mit Vertraulichkeit und Freundschaften hat, wie sie während des Abends Cate gegenüber andeutet, und ihr einfach ein gewisses Gespür für Rücksicht fehlt. Sie plaudert Cates Geheimnisse überdies in einer Situation aus, in der es um das Thema Sex geht, mit dem Kelly bekanntlich ihre Probleme hat. Wie man es auch sieht, ändert es erst einmal wenig daran, dass Kelly auf der Sympathieskala weit unten rangiert, trotzdem gibt es immer noch einen Unterschied zwischen böswilliger Absicht und Unfähigkeit. Ungeachtet all dessen haben Kelly und Cate im betrunkenen Zustand wirklich einen putzigen Eindruck gemacht.

Noch witziger ist in dieser Episode allerdings Lux' Basketballteam, das jede Menge Material für "Americas Funniest Home Videos" liefert. Die Mädchen sind bemerkenswert untalentiert und stolpern teilweise über ihre eigenen Füße, sind dadurch aber auch irgendwie knuddelig. Man kann gar nicht anders als Sympathie mit dieser Mannschaft zu haben, die am Ende eine haushohe Niederlage frenetisch feiert, weil sie überhaupt mal Punkte machen konnte. Es ist doch sehr erfrischend, dass endlich einmal zugegeben wird, dass pathetische Motivationsreden nicht reichen, um ein unbegabtes Team zum Sieg zu führen, und dass ein halbwegs fähiger Spieler – in diesem Fall Tasha - alleine keine Triumphe holen kann, was uns beides in amerikanischen Filmen oder Serien so oft weißgemacht wird. Manche Teams sind einfach schlecht, aber können deswegen trotzdem liebenswert sein und ihre kleinen Momente haben.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "Life Unexpected - Plötzlich Familie" ansehen:


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