Bewertung
Wells, Dan

Ich bin kein Serienkiller

Hab keine Angst vor anderen. Hab Angst vor dir selbst!

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Inhalt

In der Kleinstadt Clayton County wird eine übel zugerichtete Leiche aufgefunden. Die geschockten Einwohner gehen von einem Tierangriff aus, nur John, der fünfzehnjährige Sohn der örtlichen Bestattungsunternehmerin, ist davon überzeugt, dass ein Serienkiller umgeht. Und John muss es wissen. Der Teenager ist seit frühester Kindheit von Serienmördern besessen und spürt, dass auch in ihm selbst ein Killer schlummert, den er nur durch die Einhaltung bestimmter Regeln im Zaum halten kann. Als jedoch weitere Morde geschehen und John entdeckt, mit was für einem Gegner er es zu tun hat, lässt er das Monster in seinem Inneren frei.

Kritik

Was groß auf dem Cover von Dan Wells' Roman gedruckt ist, könnten die meisten Menschen jederzeit von sich behaupten, tun es aber kein einziges Mal in ihrem Leben, da sie überhaupt nie in eine Situation geraten, in der sie sich selbst oder andere davon überzeugen müssen, keine Serienkiller zu sein. Bei John, dem fünfzehnjährigen Hauptprotagonisten dieses Horrorthrillers, sieht das schon ganz anders aus. John spürt ein Monster in sich und muss gegen das Verlangen, andere Menschen zu verletzen und zu töten, ankämpfen. Er glaubt, dass das Schicksal ihn dazu auserkoren hat, ein Serienkiller zu werden, und tatsächlich gibt es eine Reihe von zufälligen Gegebenheiten in Johns Leben, die diesen Eindruck unterstützen. John weist im Ganzen starke soziopathische Tendenzen auf, denn er ist kaum in der Lage, Bindungen einzugehen und die Gefühle anderer Menschen zu verstehen oder mit ihnen umzugehen.

Dass ein Serienkiller als Erzähler fungiert und die wichtigste Bezugsperson für die Leser oder Zuschauer darstellt, ist ein immer noch gewagter und ungewöhnlicher, wenn auch nicht mehr wirklich seltener Kniff - man denke beispielsweise an die Fernsehserie "Dexter". In Dan Wells' Roman haben wir jedoch einen potentiellen Serienmörder als Hauptprotagonisten, einen Jungen, der Verhaltensweisen aufweist, die auch tatsächliche Serienkiller in ihrer Jugend zeigten. Das ist eine interessante, skurrile Ausgangsbasis, zumal sich John seiner psychischen Störung sehr bewusst ist und die Leser in den Prozess des Serienkiller-Werdens, bzw. in den Versuch, diese Entwicklung aufzuhalten, hineinzieht. Oftmals kann man sich dabei ein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn John beispielsweise mit seiner Mutter oder seinem Therapeuten über die Tatsache debattiert, dass er gemeingefährlich ist.

Natürlich ist Mini-Soziopath John kein wirklich glaubwürdiger Erzähler und so weiß man als Leser nie so recht, wie man die überraschenden Entwicklungen, von denen er uns berichtet, einordnen soll. Die Handlung hüllt die Leser in Verwirrung, Neugier und Erstaunen, ohne jemals anstrengend oder langatmig zu werden. Übrigens ist "Ich bin kein Serienkiller" der Auftakt zu einer Trilogie, die mit "Mr. Monster" und "Ich will dich nicht töten" fortgesetzt wird. Dan Wells ist also zumindest schon mal ein Serienschreiber.

Fazit

Dan Wells' "Ich bin kein Serienkiller" ist ein fesselnder, faszinierender und unterhaltsamer Roman. Mehr kann man wirklich nicht verlangen.

Maret Hosemann - myFanbase
23.08.2010

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