Bewertung
Noël, Alyson

Evermore. Das dunkle Feuer

Der 4. Band der Serie.

Foto: Copyright: Verlagsgruppe Random House GmbH
© Verlagsgruppe Random House GmbH

Inhalt

Ever hat nicht nur ein Problem, sondern gleich einen ganzen Haufen davon: seit sie ihrer besten Freundin Haven das Leben gerettet hat, indem sie aus ihr ebenfalls eine Unsterbliche und somit "Schattenland-Geweihte" gemacht hat, geht die Freundschaft der beiden langsam in die Brüche. Schuld daran ist ihr Erzrivale Roman, auf den nicht nur Haven ein Auge geworfen hat, sondern auch Ever selbst. Seit sie sich mit schwarzer Magie beschäftigt und versucht, Roman mit einem Bindezauber an sich zu ketten, um so an das Heilmittel für sich und Damen zu gelangen, geht einfach alles schief. Plötzlich zieht es sie wie magisch zu ihrem Feind und ihr Hunger nach ihm wird immer größer. Dabei entfernt sie sich nicht nur immer weiter von ihrer großen Liebe Damen, sondern auch von ihrem guten Freund und "wahren" Seelengefährten Jude. Kann Ever dem dunklen Feuer entkommen, das in ihr schlummert und sie langsam zu einer Abtrünnigen werden lässt? Der Weg aus der Flammenhölle ist verdammt lang und beschwerlich.

Kritik

Schlimmer geht es immer, so könnte man die Fortsetzung von Alyson Noëls Evermore-Reihe beschreiben. Nachdem bereits der dritte Teil "Evermore. Das Schattenland" nicht wirklich überzeugen konnte, woran hauptsächlich der lahme Plot und die unsympathischen Hauptprotagonisten Ever und Damen Schuld waren, ist auch hier kein wirklicher Lichtblick in Sicht. Einmal mehr bestätigt sich meine Ahnung, dass weniger einfach mehr gewesen wäre – weniger Bände, weniger uninteressante Kapitel, weniger Gerede um den heien Brei. Nicht nur in Ever scheint das dunkle Feuer zu glühen, auch die anfangs gelungene Fantasy-Reihe könnte bald davon verschlungen werden. Die schwarze Aura (mangelnde Energie, bevorstehender Tod) der Romanreihe ist nämlich kaum noch zu übersehen und das ist wahrlich kein gutes Ohmen. Somit ist erneute Vorsicht geboten: Wer mit dem dunklen Feuer spielt, könnte sich die Finger verbrennen. Lesespaß sieht definitiv anders aus!

Auch dieses Mal entführt Alyson Noël ihre vorwiegend jungen Leser in die Welt der Auren und Chakren, mit einem kleinen Abstecher in die Künste der schwarzen Magie und was diese anrichten kann, zumindest bei Amateuren. Dabei zeigt sich schnell, dass Evers Kehlchakra (das Zentrum des Urteilsvermögens) beträchtlich geschwächt ist und ein Problem nach dem anderen mit sich zieht. Eigentlich nichts Neues, traf sie doch bisher stets die auf den ersten Blick falsche Entscheidung und führte damit nicht nur sich selbst ins Verderben, sondern auch ihre Beziehung zu ihrem Seelenverwandten Damen. Immerhin bietet die Autorin zum Ende hin eine gute Erklärung für Evers Alleingänge und egoistischen Verhaltensweisen, so dass man sie am Schluss wenigstens ein bisschen verstehen kann, auch wenn sie die meiste Zeit über wie ein überfordertes Nervenbündel wirkt. Der Nachteil zeigt sich jedoch in der Länge ihrer "wie bekämpfe ich die dunkle Seite in mir"-Lernphase, die sich über etwa zwei Drittel des Buches erstreckt. Alles was sie tut, insbesondere ihr Begehren nach dem Widerling Roman, kommt einem irgendwann vor wie ein schlechtes Déjà-vu-Erlebnis, mit immer gleichem Ausgang. Da bringt ein Kinder-Überraschungsei mehr Spiel, Spaß und Spannung.

Das gilt auch für die restlichen Charaktere, die hier größtenteils eindimensional präsentiert und allesamt zu Nebendarstellern degradiert werden, Damen mit eingeschlossen. Zwar hat er sein schlechtes Karma wieder aufpoliert bekommen und ist stets der verständnisvolle und anbetungswürdige Womanizer, doch das reicht bei weitem nicht aus. Die meiste Zeit über bleibt er blass und tut genau das, was gerade perfekt in die Handlung passt. Ebenso wie Evers einst beste Freundin Haven, die einfach nur noch nervt. Kaum im Reich der Unsterblichkeit angekommen, benimmt sie sich wie eine Diva und tritt die Freundschaft zu Ever – die ihr gütigerweise das Leben gerettet hat – mit Füßen. Und wer ist verantwortlich für die ganze Misere? Natürlich ein Mann. Der fiese Roman läuft wie immer zur Höchstform auf und ... ähm nein, leider nicht wirklich. Eigentlich bleibt auch er überwiegend farblos und wartet mit den immer gleichen Sprüchen auf, die stets darauf abzielen, die über zahlreiche Leben stets keusch bleibende Ever in sein Bett zu manövrieren. Langweilig!

Zum Glück ist auch im vierten Band Hopfen und Malz nicht ganz verloren, denn das Ende überrascht dann doch mit einer unerwarteten Wendung, mit der ich zu diesem Zeitpunkt so nicht gerechnet habe. Einerseits positiv, andererseit auch irgendwie schade und für meinen Geschmack zu schnell abgehandelt. Es wird klar, dass Noël sich für die nächsten zwei Bände noch einige Konflikte aufspart, wie z. B. die neu aufkeimende Feindschaft zwischen Ever und Haven sowie die Jude-Ever-Damen-"Dreiecksbeziehung", die immer mehr Raum einnimmt und dafür sorgt, dass die herzzereißende Liebe zwischen Ever und Damen alles andere als überzeugend rüberkommt. Wie auch immer es mit diesem Dreiergespann weiter gehen wird, am Ende dürfte die Qual der Wahl wohl keine großartige Überraschung für den Leser werden. Oder doch?

Besonderes Highlight diesmal: am Ende des Buches befindet sich eine kleine Leseprobe zu "Riley. Das Mädchen im Licht", das im Februar 2011 die Bücherregale unsicher machen soll. Fans der Evermore-Reihe werden sich sicherlich freuen zu sehen, was aus Evers quirliger kleiner Schwester geworden ist, nachdem sie in "Evermore. Der blaue Mond" die Brücke ins Jenseits beschritten hat. Vielleicht ein Glücksfall? In diesem Band kommt sie nämlich zu meinem Leidwesen gar nicht vor bzw. wird nur kurz mal erwähnt. Auch die geheimnisvollen Sommerland-Zwillinge Romy und Rayne werden ihren großen Auftritt wohl erst später hinlegen. Schade!

Fazit

Im vierten Band der Evermore-Reihe ist erneut Vorsicht geboten. Da das Herzchakra bereits durch den Vorgänger empfindlich geschwächt wurde, könnte "Das dunkle Feuer" einen irreparablen Schaden verursachen und die Lust auf weitere Liebesschwüre zwischen Ever und Damen endgültig vermiesen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Folgeband "Night Star" (engl. Originaltitel) wie Phönix aus der Asche emporsteigt und die alten, eingetretenen Pfade hinter sich lässt. Das Ende lässt zumindest einen Hoffnungsschimmer aufblitzen – mehr oder weniger. Endlich haben wir den Beweis, dass Unsterblichkeit verdammt uncool sein kann.

Doreen B. - myFanbase
22.11.2010

Diskussion zu diesem Buch