Interview mit Sebastian Fitzek
Januar 2017 | Seit über zehn Jahren zählt Sebastian Fitzek zu den beliebtesten Thrillerautoren Deutschlands. Mit seinem Debütthriller "Die Therapie" wurde er 2006 bekannt und ist seitdem nicht mehr von den Bestsellerlisten wegzudenken. Anlässlich seines Jubiläums stellte sich Sebastian für einige Fragen zur Verfügung.
© FinePic / München / Helmut Henkensiefken
Sebastian, vor zehn Jahren erschien dein erstes Buch "Die Therapie". Seitdem hast du viele weitere Bücher veröffentlicht. Hättest du zum damaligen Zeitpunkt gedacht, dass du so erfolgreich sein würdest?
Nie im Leben. Ich dachte, ich darf ein Buch veröffentlichen, das vielleicht in meinem Bekanntenkreis gelesen wird, und das war es dann.
Den Erfolg hast du, wie du selbst immer wieder schreibst, vor allem deinen Fans und Lesern zu verdanken. Wie wichtig ist dir die Meinung und die Kommunikation mit ihnen?
Sehr. Wobei es nicht so ist, dass ich eine Auftragsarbeit schreibe und mich nach den Wünschen und Kritiken der Leser orientieren will. Beim Schreiben habe ich immer nur einen einzigen Leser im Hinterkopf, und der bin ich selbst. Bei meinem ersten Buch wusste ich ja auch nicht, wer das irgendwann mal lesen wird. Und ich glaube, das ist das beste Rezept: eine eigenständige Geschichte so aufzuschreiben, dass man sie selbst lesen will, in der Hoffnung, am Ende nicht der Einzige zu sein. Das bedeutet aber nicht, dass man in seinem stillen Kämmerchen sitzt und dem Publikum einfach nur etwas vor die Füße wirft. Mir ist der Austausch mit meinen Leserinnen und Lesern vor allen Dingen deswegen wichtig, weil ich durch sie immer wieder erfahre, wie toll es ist, ein Stück ihres Lebens mit meinen Geschichten begleiten zu dürfen.
Du bekommst zu deinen Büchern immer viel Feedback von deinen Lesern auf deiner Facebook-Seite. Verwendest du auch mal Anregungen und Kommentare deiner Leser in deinen Büchern (z. B. die Altersfreigabe für deine Bücher)?
Unterbewusst sicher. Aber wie gesagt, ich versuche mich so wenig wie möglich beeinflussen zu lassen.
Einige deiner Kollegen schreiben und veröffentlichen ihre Bücher unter einem Pseudonym. War das auch einmal eine Option für dich oder stand für dich schon vor dem Schreiben fest, unter deinem richtigen Namen zu schreiben?
Anfangs hatte ich wirklich überlegt, ob ich mich nicht hinter einem Pseudonym verstecken will, da ich im Grunde eher schüchtern bin. Aber da ich eh nicht mit diesem Erfolg gerechnet habe, dachte ich mir: "Was soll's. Auf die kleine Auflage kannst du auch deinen richtigen Namen schreiben."
Den Psychothriller "Abgeschnitten" hast du zusammen mit Michael Tsokos geschrieben. Wie schwer oder leicht ist es euch gefallen, sich auf den jeweils anderen Schreibstil einzulassen, damit daraus dann ein gemeinsames Buch entsteht?
Das war zum Glück sehr einfach, wir sind aber auch naiv an die Sache rangegangen, ohne uns über mögliche Komplikationen vorher bewusst zu sein … die zum Glück nicht auftraten.
Du schreibst in dem Genre Psychothriller. Hast du bestimmte Kriterien, wie du deine Protagonisten gestaltest und wie gehst du beim Schreiben eines neuen Buches allgemein vor?
Da gibt es kein Schema F.
Mindestens einmal im Jahr erscheint ein neues Buch von dir. Wie lange dauert es, bis du dir sicher sein kannst, dass aus deiner Idee ein komplettes Buch entstehen kann? Wie viele Ideen hast du bereits im Vorfeld?
Ideen habe ich viele, die meisten aber lasse ich jahrelang ruhen, bis sie immer wieder anklopfen und ich mir sicher bin, dass ich sie so interessant und spannend finde, mich ein Jahr mit ihnen zu beschäftigen. Die Idee zu meinem nächsten Thriller ("AchtNacht") hatte ich z. B. schon 2013.
"Das Paket" ist dein neuestes Werk. Darin geht es um Emma Stein. Wie stehst du ihr als Autor selbst gegenüber? Kannst du ihre Handlungen und Taten nachvollziehen und hast eher Mitleid mit ihr oder findest du, dass sie für ihre Taten bestraft werden sollte?
Ich kann alles nachvollziehen und denke, sie müsste - wenn überhaupt - eine milde Strafe erhalten. Die schwere trägt sie ja bereits in sich.
Die meisten Handlungen in deinen Büchern spielen in geschlossenen Räumen. Hat das eine Bedeutung und ist es beabsichtigt, dass man immer nur einen Teil der Geschehnisse und Hintergründe entschlüsseln kann?
Das stimmt so nicht. "Noah", "Splitter", "Joshua-Profil", "Das Kind" oder "Abgeschnitten" sind nicht sehr klaustrophobisch. Aber grundsätzlich finde ich eine enge zeitliche und räumliche Dichte schon spannend.
Als Fan deiner Bücher ist mir schon oftmals aufgefallen, dass einige Charaktere auch in deinen anderen Büchern immer mal wieder auftauchen. Was steckt dahinter und würdest du den Lesern dann dazu raten, deine Bücher chronologisch zu lesen?
Für mich sind meine Figuren real, ich habe sie zum Teil über das Schreiben lieb gewonnen. Allerdings plane ich nicht, dass sie wieder auftauchen müssen, das geschieht beim Schreiben von ganz alleine. Eine chronologische Reihenfolge empfehle ich nur bei "Augensammler" und "Augenjäger".
Du selbst liest sehr viele Bücher. Bist du eher der Typ, der ein Buch in der Hand haben will, oder gehst du mit dem Trend mit, Bücher auf einem eBook-Reader zu lesen?
Ich bevorzuge das P-Book, also das gedruckte Buch. Nicht aus Prinzip, ich hab überhaupt nichts gegen E-Reader. Aber ich starre den ganzen Tag schon auf einen Bildschirm, da will ich abends im Bett nicht auch noch ein Display vor der Nase haben.
Da myFanbase sich US-Serien widmet und du selbst in deinen Büchern schon einmal die Serie "Game of Thrones" erwähnt hast, würde ich gerne wissen, welche Lieblingsserien du bevorzugst?
Aktuell: "The Killing" und "Designated Survivor"!
Daniela S. - myFanbase
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