Bewertung

Review: #2.01 Glaube und Wissenschaft

Foto: Copyright: 2005 ABC, Inc. All rights reserved. No Archiving, No Resale./Mario Perez
© 2005 ABC, Inc. All rights reserved. No Archiving, No Resale./Mario Perez

Das Staffelfinale ließ uns "Lost"-Fans mit einem ganzen Fragenkatalog und einem fast nicht auszuhaltenden Cliffhanger zurück: Wer sind die "Anderen"? Wer hat Walt entführt und warum? Was ist mit Sawyer, Michael und Jin und dem Floß, das man zuletzt in Flammen stehen sah? Leben sie noch? Und natürlich: Was ist in der Luke?

"Lost" wäre nicht "Lost", wenn wir auf all diese Fragen gleich in der ersten Episode eine Antwort bekommen würden. Und wie nicht anders erwartet, erhalten wir in dieser ersten Folge der zweiten Staffel anstatt Antworten eigentlich nur einen Haufen neuer Rätsel: die ersten paar Minuten erscheinen schlichtweg absurd, man fragt sich, "Moment mal, hab ich eigentlich die richtige Serie erwischt?" und wirft noch mal einen Blick in das Fernsehprogramm. Wir sehen einen Mann, der einen 20 Jahre alten Computer bedient, sich einen Fruchtshake mixt und von einer Sekunde auf die andere plötzlich zu einem Soldaten mutiert. Doch dann schwenkt die Kamera durch einen Gang hoch zur Luke, wo wir Jack, Kate und Locke knien sehen – "Aha!" denkt man sich und legt die Fernsehzeitung weg.

Mann der Wissenschaft

Diese erste Episode von Staffel 2 ist Jack gewidmet und wieder erfahren wir ein Stück mehr von seiner Vergangenheit: auch wenn seine Flashbacks auf den ersten Blick nicht unbedingt außergewöhnlich erscheinen und nichts wirklich Neues preisgeben, sie erzählen uns doch einige wichtige Dinge.

Zunächst einmal erfahren wir, wie Jack und seine zukünftige Frau Sarah sich eigentlich kennen gelernt haben. Wir wissen zwar schon aus Episode #1.20 Schade nicht", dass Jack Sarahs Leben gerettet und ihre Wirbelsäule repariert hat, doch nun sehen wir auch, wie sich das damals abgespielt hatte. Wir sehen, dass Jack es am Anfang seiner Arztkarriere nicht verstand, seinen Patienten Mut zu machen. Dass Sarah zum Zeitpunkt ihres Unfalls verlobt war und was der Satz "Ich will auf meiner Hochzeit tanzen" wirklich bedeutet. Und, dass Sarah wie durch ein Wunder ihr Gehvermögen zurückerlangt hat.

Dieses "Wunder" erinnert unwillkürlich an John Lockes "Wunder" und lässt einen doch grübeln, ob die Parallelen zwischen Sarah und Locke nur Zufall sind oder vielleicht von höherer Bedeutung. Beide hatten ihr Gehvermögen verloren, beide haben es durch ein Wunder wiedererlangt, beide konnten anfangs mit dem Zehen wackeln (man erinnere sich an #1.04 Wildschweinjagd, wo Locke nach dem Flugzeugabsturz aufwacht und seinen großen Zeh bewegen kann). Zufall? Wer weiß.

Mann des Glaubens

Locke spielt in dieser Folge ebenfalls eine wichtige Rolle: zum einen bildet er den Gegenpol zu Jack und es kristallisiert sich immer mehr eine Konkurrenz zwischen Locke, dem Mann des Glaubens, und Jack, dem Mann der Wissenschaft, heraus. Zum anderen ist er der Entdecker der Luke und schließlich derjenige, der sie unbedingt erforschen will und sich damit Jacks Anordnung, erst am Morgen die Luke zu erkunden, widersetzt. Durch ihn nehmen die Dinge schließlich ihren Lauf: Kate kommt hinzu und lässt sich in die Luke hinabseilen. Ihr plötzliches Verschwinden bringt Locke dazu, ihr zu folgen. Und Jack, in Sorge um Kate, kehrt letztlich wieder zur Luke zurück und steigt ebenfalls hinunter in die Dunkelheit.

"Wir sehen uns im nächsten Leben, Bruder."

Das Schicksal war von Anfang an eine der Hauptkomponenten bei "Lost" und dient als eine der Erklärungen für all das, was auf der Insel seit dem Flugzeugabsturz passiert ist. In vielen Episoden haben wir schon von den verschiedensten Personen – allen voran Locke, aber auch Claire, Jin, Sun oder auch Sayid – Zweifel darüber gehört, ob der Flugzeugabsturz ein Zufall gewesen ist oder nicht. War es das Schicksal, dass all die Lostaways zusammengebracht hat? Ein Zufall kann es sicherlich nicht sein, dass sich Desmond und Jack nach vielen Jahren ausgerechnet auf der Insel wiedertreffen.

Interessant ist es vor allem, dass Desmond schon beim ersten Zusammentreffen mit Jack ganz nebensächlich angedeutet hatte, dass sich die beiden "im nächsten Leben" wieder sehen würden. Im nächsten Leben? Diese Aussage brachte viele Fans zu einigen waghalsigen Theorien darüber, was der Grund für all das ist, was auf der Insel passiert. Könnte es sein, dass die Überlebenden gar nicht überlebt haben, sondern schon tot sind? Dass die Insel eine Art Fegefeuer ist, eine "Bestrafung", wie Jin schon in #1.23 Exodus (1) meinte?

Desmond jedenfalls scheint das Leben, das er noch zu der Zeit führte, als er Jack im Stadion getroffen hatte, hinter sich gelassen zu haben: aus dem so offenen, sympathischen Kerl scheint ein verhetzter, paranoider Mann geworden zu sein, der schon eine sehr lange Zeit auf der Insel verbracht haben muss, denkt man an die Wand, die einer ellenlangen Strichliste gleicht. Doch was macht er auf der Insel? Was ist der Grund für sein Leben in der Luke? Was spritzte er sich?

Die "Anderen"

Es passiert selten, dass wir alle Überlebenden der Insel auf einem Fleck haben. Umso bedeutender sind diese Szenen, in denen wir sehen, wie das Leben auf der Insel für die Allgemeinheit ist. So sehen wir eine panische, aufgewühlte Gruppe von Männern und Frauen, die Angst hat, die Antworten und Hoffnung will und zumindest letzteres kann Jack ihnen geben. Antworten hat er selbst nicht, denn wer die "Anderen" sind und ob sie überhaupt existieren, weiß auch er nicht. So bleibt dieses Rätsel auch für uns noch ungelöst.

Wer sind also die "Anderen"? Gibt es sie wirklich? Was hat es mit Shannon und ihrer Vision von Walt auf sich? Und was ist eigentlich mit unseren drei Jungs vom Floß? Fragen über Fragen, auf die wir hoffentlich bald eine Antwort bekommen.

Maria Gruber - myFanbase

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